Das Jahr 2023

Das Jahr 2023

Zuspitzung der Weltklimakatastrophe

Gestern in Den Haag: 2400 Umweltaktivisten werden nach polizeilicher Auflösung einer Autobahn-Blockade mit Wasserwerfern vorübergehend festgenommen. Zur Blockade aufgerufen hatte "Extinction Rebellion". 25.000 Menschen waren auf der Straße! Die jugendlichen Demonstranten kündigten an, die Blockaden so lange fortzusetzen, bis die staatlichen Subventionen für fossile Brennstoffe aufhören.

Von gis
Zuspitzung der Weltklimakatastrophe
Völlig überschwemmte Landschaft bei Karditsa in Griechenland vergangene Woche (rf-foto)

Proteste lassen sich trotz Kriminalisierung nicht unterkriegen

In München steigern sich die Proteste gegen die IAA, die heute zu Ende geht, von Tag zu Tag. Die Demonstranten vom Anti-IAA-Bündnis und der "Letzten Generation" fordern mit drastischen Mitteln ein Ende des schrankenlosen Individualverkehrs. "Die Erde brennt!" steht auf Transparenten. Heute fand eine Demonstration mit 3500 Leuten statt. Die Umweltgewerkschaft fordert in einem Flugblatt dazu auf, sich Klarheit über die ganze Dimension der begonnenen Umweltkatastrophe und ihrer kapitalistischen Verursacher zu verschaffen, um die Erde vor dem Kollaps zu retten. Die Polizei zieht eine Bürgerkriegsübung ab, gegen zahlreiche Demonstranten wird wegen Hausfriedensbruchs ermittelt, 30 Leute wurden prophylaktisch eingesperrt. So verteidigen die Herrschenden ihre weitere ungebremste Umweltzerstörung mit Zähnen und Klauen. Auf der IAA selbst arbeiten sie indessen mehr mit Greenwashing und dem Betrug, man könne der Zerstörung mit Elektro-Bikes und Bäumepflanzen Einhalt gebieten, eine angebliche "Klimaneutralität" erreichen. Die Proteste lassen sich trotz Kriminalisierung nicht unterkriegen. Jugend will Zukunft!

Omega-Wetterlagen und Gewitterfronten gab es doch auch früher schon?

Die Unwetterkatastrophe in Griechenland und Bulgarien ebbt nur allmählich ab - das Ausmaß der Zerstörung und der Folgen für die Bevölkerung wird immer mehr ersichtlich. Häuser wurden von den Sturzfluten weggerissen, Menschen starben. In Zagora, einem einst idyllischen Ort im Pilion-Gebirge in Thessalien, fiel an einem einzigen Tag so viel Regen wie in Frankfurt am Main im ganzen Jahr. 754 Liter  - pro Quadratmeter. Die Flut folgt auf einen extrem heißen und dürren Sommer. Waldbrände wüteten in ganz Südeuropa, in Kanada und vielen weiteren Erdregionen. Hitze und Brandkatastophen wirken sich wiederum auf das Artensterben, die Wasserknappheit und weitere Faktoren aus. Auch die Meere, u.a. das Mittelmeer, erwärmten sich überdurchschnittlich. Während jetzt in Volos, Athen, Sofia und Istanbul die Wassermassen nur langsam zurückgehen, herrscht in West- und Mitteleuropa strahlender Hochsommer. Tagsüber gibt es vielfach noch Temperaturen über 30 Grad. Nur dem schon niedrigen Sonnenstand ist es zu verdanken, dass sich nicht noch eine weitere extreme Hitzewelle entwickelt. Die Nullgradgrenze in den Alpen liegt bei über 5000 Meter. Es herrscht eine sogenannte Omega-Wetterlage. Im Zentrum steht dabei ein gewaltiges beständiges Hoch, flankiert von zwei ebenso beständigen starken Tiefdruckgebieten im westlichen und östlichen Mittelmeer. Früher gab es auch Omega-Wetterlagen, die aber nicht so lange andauerten. Die globale Erderhitzung bewirkt eine Störung des Jetwind-Systems, die mit dafür verantwortlich ist, dass die Hochs und Tiefs nicht vom Fleck kommen. In diesem heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurden so viele Hitzerekorde in einem solchen Ausmaß gebrochen, dass man von einer erheblichen Zuspitzung sprechen muss.

Extremregen folgt marinen Hitzewellen

Das Tiefdruckgebiet "Daniel" über Südosteuropa war ebenfalls regelrecht einbetoniert. Extrem feuchte Warmluft über der Ägäis, die drei Grad wärmer ist als sonst um diese Jahreszeit, wird in Richtung Festland transportiert. Dauergewitter wüten gleich mehrere Tage. 2023 ist auch das Jahr mit bisher nicht gekannten marinen Hitzewellen. Die mittlere Oberflächentemperatur der Meere betrug bereits im Sommer 20,96 Grad – deutlich über dem langjährigen Durchschnitt für diese Jahreszeit. Eine Auswirkung sind Starkregen, weil durch die Erd- und die Meereserhitzung mehr Wasser verdunstet. Eine Abschwächung ist nicht zu erwarten, weil El Niño Fahrt aufnimmt. Im Mittelmeerraum baut sich möglicherweise gerade auch noch ein sogenannter "Medicane" auf, ein tropenähnlicher Sturm. Auch hierfür spielt das viel zu warme Mittelmeer eine Rolle.

Zukunft der Menschheit im Kapitalismus nicht möglich

Der Metereologe Özden Terli im Interview mit "Utopia": "Die bisherigen Strukturen haben bestimmte Menschen sehr reich gemacht. ... Wir sind in einem epochalen Umbruch. Wenn Sie sich die Temperaturkurve der letzten 10.000 oder auch 20.000 Jahre anschauen, sieht man: Seit der Industrialisierung schießt die Temperatur in einem Maße nach oben, dass es weder für die Natur noch für uns Menschen irgendwie möglich ist, sich daran anzupassen. ... Selbst wenn wir bei 1,8 Grad stoppen, bedeutet das, dass diese 1,8 Grad für viele Hundert Generationen erhalten bleiben. ... Wir sind jetzt bei 1,2 Grad. Wir sehen Extremwetterereignisse und Zerstörung schon bei 1,2 Grad. Was ist dann bei 1,5 oder 2 Grad?" Terli ist empört darüber, dass die Ampel-Regierung nicht in der Lage ist, die regenerativen Energien umgehend zu 100 Prozent durchzusetzen. Darum weiter zu kämpfen, ist unbedingt richtig. Es müssen allseitige Sofortmaßnahmen durchgesetzt werden. Einige zerstörerische Prozesse sind irreversibel. Im Wettlauf mit der Zeit kann und muss alles dafür getan werden, den Kapitalismus revolutionär zu überwinden. In den vereinigten sozialistschen Staaten der Welt können die Kräfte der Menschheit darauf konzentriert werden, dem weiteren Ausreifen der globalen Umweltkatastrophe entgegenzutreten. Beim Aktionstag der Fridays-for-Future-Bewegung am 15. September werden MLPD, REBELL und Umweltgewerkschaft dafür Überzeugungsarbeit machen und auch für das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ von Stefan Engel, Monika Gärtner-Engel und Gabi Fechtner, das aktuell im Vorverkauf bestellt werden kann, werben. Hier gibt es mehr Infos

 

 

 

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