"Generation Z"

"Generation Z"

Wie faul ist die heutige Arbeiterjugend wirklich?

Mit „Generation Z“ sind alle gemeint, die heute zwischen dreizehn und 28 Jahren alt sind. Die großen Zeitungen und Nachrichtenportale zerreißen sich über die jungen Leute regelmäßig die Mäuler. Schlagzeilen wie „Generation Z hat keine Lust auf technische Berufe“ (Die Welt), „Generation Z sind ‚die illoyalsten Jobber aller Zeiten’“ (Der Spiegel) oder „Wie bringt man diese Jungen zum Arbeiten? Arbeitgeber verzweifeln an der Generation Z“ (Neue Zürcher Zeitung) sind nur die Spitze des Eisbergs.

Von cja
Wie faul ist die heutige Arbeiterjugend wirklich?
Faule Generation Z? REBELL und ROTFÜCHSE zeigen auf dem Sommercamp in Truckenthal das Gegenteil (rf-foto)

Nun ist das Konzept, sich über „die Jugend von Heute“ aufzuregen, nicht gänzlich neu. Dieses Feuerwerk der Empörung geht jedoch wirklich über das übliche Maß hinaus. Ist die „Generation Z“ wirklich so schlimm? Wir wollen uns mit einigen der üblichen Anklagepunkten gegen die „Generation Z“ genauer befassen.

1. Wenn Konzernchefs auf die Tränendrüse drücken

Die Neue Zürcher Zeitung empört sich: „Viele junge Menschen sind nicht mehr bereit, bis zum Umfallen zu arbeiten.“ Sie seien sogar „unverschämt selbstbewusst“¹ In welchem Jahrhundert lebt die NZZ – 1850 oder was?! Damals mussten die Arbeiter nämlich in einer 90-Stunden-Woche von 5 Uhr morgens bis 10 Uhr am Abend schuften. Seitdem führt die Arbeiterklasse einen jahrhundertelangen erfolgreichen Kampf für Arbeitszeitverkürzung. Aktuelles Ziel ist die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.

 

Es ist unverschämt, dass Pflegekräfte heute immer noch bis zum Burnout arbeiten müssen, die Bewohner von Altenheimen unter unwürdigen Bedingungen leben müssen und in vermeidbaren Arbeitsunfällen regelmäßig Kollegen sterben, während sich Konzernchefs von ThyssenKrupp, VW & Co. bis ins unermessliche selbst bereichern. Diese Konzernchefs sind die einzigen, die ein Interesse daran haben, die Arbeitszeiten immer weiter auszudehnen und den Arbeitsschutz abzubauen.

2. Hebt der Fachkräftemangel die Ausbeutung auf?

Die Firma Meiko meint: „Wer vorwärts kommen wollte, machte [früher] Überstunden. Heute herrscht Fachkräftemangel. … Das Blatt hat sich gewendet und die Azubis haben freie Wahl.“² Jeder Kapitalist, der was auf sich hält, hat sich schon mindestens einmal über den Fachkräftemangel beklagt. Scheinbar würden die heutigen Unternehmer wirklich ALLES tun, um ihren Azubis zu gefallen. Doch warum wird dann weiterhin rund jeder vierte Azubi nach der Ausbildung nicht übernommen?³ Und warum ist in den Jahren von 2007 bis 2018 in Deutschland die Anzahl der Ausbildungsbetriebe um über 62.600 geschrumpft, während die Zahl der Beschäftigten um über 5,8 Millionen gewachsen ist?.⁴

 

Weil die Wunsch-Fachkraft fertig ausgebildet ist, einige Jahre Berufserfahrung hat und im Idealfall noch aus dem Ausland für einen Hungerlohn arbeitet. Die Qualität der Ausbildung wird währenddessen rabiat der Profitgier der Konzerne untergeordnet. Die Kollegenzeitung Stahlkocher schreibt dazu: „Seit Jahren führt diese Gier nach Profit dazu, dass sich die Qualität der Ausbildung verschlechterte. … Viele Azubis [schafften] die Abschlussprüfung nicht - gerade in Stahlbetrieben wie HKM oder bei tkSE, wo die Mehrheit einer ganzen Gruppe zweimal durch die Prüfung [rasselte]“.⁵

 

Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel steht der Kampf um die fristlose Übernahme aller Azubis nach der Ausbildung sowie um die Verbesserung der Ausbildungsqualität weiterhin auf der Tagesordnung.

3. Ihr Postmodernismus fällt der Bourgeoisie auf die eigenen Füße

Auf www.welt.de jammern Kapitalisten: „Die Generation Z hat kaum Interesse an technischen und naturwissenschaftlichen Berufen. … sie [haben] keinerlei Interesse [an MINT-Berufen] und [wollen] lieber coole Sachen machen, wie zum Beispiel Influencerin werden“⁶ Seit Jahren wird in den bürgerlichen Medien die Existenz der Arbeiterklasse geleugnet. In Kinder- und Netflix-Serien sowie in Kinofilme dreht sich beinahe ausschließlich alles um Unternehmer, Selbständige, Polizisten, Ärztinnen, Lehrerinnen, Anwälte, Studenten oder einen sonstigen Bürojob deiner Wahl. Wie oft ging es schon um einen Industriemechaniker aus einer Autofabrik oder um eine Druckerin? Und wenn, dann werden sie oft als ungebildet und halb lumpenproletarisch dargestellt.

 

Viele Jugendliche wollen deswegen Influencer oder Lehrer werden, weil sie Vorbilder in diesen Bereichen haben und ein einfaches Leben mit viel Geld dabei suggeriert wird. Karrierismus und sich selbst darzustellen wird gefördert.  So ist es nicht verwunderlich, dass Berufe in der Industrie unter einigen Jugendlichen heute kein hohes Ansehen haben.

 

Hier fällt den bürgerlichen Medien ihr eigener Postmodernismus auf die Füße. Nachdem sie jahrelang verbreitet haben, dass es eh keine Arbeiterklasse mehr gäbe und sie die Ausbildung runtergeschraubt haben, kommen sie in die Krise, weil ihnen nun gut ausgebildete Arbeiter fehlen. Hierfür jedoch die Jugend zum Sündenbock zu machen, ist ein Gipfel der Heuchelei.

 

PS: Der große Fachkräftemangel in der MINT-Branche⁷ führt anscheinend nicht zu einem Überangebot an Ausbildungsplätzen in dem Bereich. Bei den Berufen mit den meisten unbesetzten Ausbildungsstellen im Jahr 2022⁸ ist kein einziger der 179 ausgewiesenen MINT-Ausbildungsberufe.⁹

4. Wofür es sich zu arbeiten lohnt

„63 Prozent von ihnen [Kapitalisten] sagten 2019 in einer Umfrage …, Jugendlichen fehle es an Motivation, Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit. Mit anderen Worten: Die Gen Z ist faul.“¹⁰ Bei sinnvoller Arbeit sind auch eine ganze Reihe aus der „Generation Z“ mit Feuer und Flamme vorne mit dabei. In ihrer Freizeit engagieren sich 49 Prozent der 15- bis 30-Jährigen im Ehrenamt, sozial und / oder politisch.

 

Der gesamte Ferienpark Thüringer Wald in Truckenthal wurde in ehrenamtlicher Arbeit maßgeblich auf den Sommercamps von REBELL und ROTFÜCHSE aufgebaut. In ihrem Urlaub packen die Campteilnehmer in Baueinsätzen mit an, lernen fachlich dazu und leisten so einen großen Beitrag für wichtige Projekte – beispielsweise die Wideraufforstung des Thüringer Waldes oder die 3. Internationale Bergarbeiterkonferenz.

Stoppt die Spaltung in „Generationen“ – stärkt die Einheit von jung und alt!

Die Widersprüche verlaufen hier nicht zwischen den Generationen sondern zwischen der Arbeiter- und der Kapitalistenklasse. Und es gibt sicherlich auch viele Unterschiede zwischen der Arbeiterjugend und den Söhnen und Töchtern aus reichen Familien. Trotz der natürlichen Unterschiede zwischen jungen, alten und mittelalten Arbeitern, bleibt ihr gemeinsamer Gegner dennoch (ebenfalls altersübergreifend) die Chefetage.

Notwendige Auseinandersetzung um Lebensperspektive

Heute gibt es knapp mehr als doppelt so viele Studierende wie Azubis in Deutschland.¹¹ Knapp 50 Prozent der 20- bis 25-Jährigen arbeiten nicht, sondern befinden sich noch an Schule oder Uni.¹² Gleichzeitig waren im Juli 2023 noch 228.000 Ausbildungsstellen unbesetzt.¹³

 

Es findet ein Kampf um die Denkweise der jungen Menschen statt  - gerade in Auseinandersetzung mit der täglichen Dauerberieselung mit der kleinbürgerlichen Denkweise in den bürgerlichen Massenmedien und im Internet. Diese propagieren den Egosmus und Karrieremus, einen scheinbar einfachen Weg, wie man schnell und einfach oder auch auf Kosten von anderen viel Geld verdienen kann. Bewusst proletarisch denken und handeln, nur so kann ein klassenbewusstes Leben als Arbeiter und nach der Devise Mao Zedongs: "Dem Volke dienen!" gelingen.

 

Die Kapitalismuskritik (besonders an der Umweltzerstörung) ist unter der Jugend heute weit verbreitet. Aber um einen gesellschaftsverändernden Kampf führen zu können, brauchen wir die Arbeiterklasse als führende Kraft

  • Heute leben nur 38,3 Prozent der 15- bis 24-Jährigen von eigenem Einkommen.¹⁴ Eine Ausbildung bringt finanzielle Unabhängigkeit von Eltern und Staat.
  • Wer soll die Umweltschäden reparieren, erneuerbare Energien ausbauen etc.? Wir brauchen Fachkräfte in diesen Bereichen, diese notwendige Arbeit vorantreiben zu können.
  • Schule und Uni sind in der Hauptseite Theorie. Klug schwafeln, nichts machen, kennen wir von unseren bürgerlichen Politikern. Bei der Arbeit lernen wir die Einheit von Theorie und Praxis und tragen zur gesellschaftlichen Produktion bei.
  • Die Arbeiter sind die einzige revolutionäre und gesellschaftsverändernde Klasse. Wenn der Arbeiter will stehen alle Räder still.


Deshalb fördern auch der REBELL und die MLPD, sich bewusst mit der Perspektive auseinandersetzen, eine Ausbildung anzufangen und Arbeiter zu werden.