3. Internationale Bergarbeiterkonferenz
Vier richtungweisende Tage in der Bergbauregion Thüringen - mit Bildreport
Der letzte Tag der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz in Truckenthal (Thüringen) stand im Zeichen des Abschlussplenums und damit wegweisender Ausblicke und Beschlüsse.
Hier gibt es einen Bildreport der ersten Tage
Bereits am Tag zuvor bewältigten die 39 gewählten Delegierten aus 19 Ländern ein umfangreiches Pensum. Im Zentrum stand die Generalversammlung der Delegierten. Diese zeigte ein deutlich gewachsenes Vertrauensverhältnis in der internationalen Bergarbeiterbewegung. Die Diskussion war von einem kritisch-selbstkritischen und in Teilen auch revolutionären Geist geprägt, die Kämpfe und Erfahrungen aus den eigenen Ländern einzubringen und einzuordnen. Sie zeigte aber auch: Es ist ein Sprung notwendig, um zu einer wirklichen Koordinierung und Kooperation zu kommen.
Ein Delegierter aus Georgien berichtete: „In Georgien hatten wir zwar keinen Generalstreik, aber große Proteste gegen die Regierung und Streiks. Wenn wir die Unterstützung der internationalen Bergarbeiterbewegung gehabt hätten, hätten wir unseren Streik nicht nach 90 Tagen aufgegeben. Wir hoffen, dass wenn wir morgen wieder streiken, wir dann die Unterstützung und Solidarität der ganzen internationalen Bergarbeiterbewegung bekommen."
Stefan Engel als Ideengeber und erster Hauptkoordinator dazu in einem Redebeitrag im Laufe des Abends: Wenn in Kolumbien 13 Millionen auf der Straße sind, in Kasachstan Massenkämpfe gegen Inflation schließlich von Putin niedergeschlagen werden, muss künftig die Information und Koordinierung der Bergleute funktionieren – statt dass wir auf die vom Klassengegner manipulierten Medien zurückgreifen müssen. Das ist keine technische Frage der Kommunikation, sondern in erster Linie eine Frage der Höherentwicklung unseres internationalistischen Bewusstseins.
Die Generalversammlung war sich einig: Die Bergarbeiterkonferenz zeichnete ein lebendiges Bild von der Ausdehnung des Bergbaus über die ganze Welt auf der rücksichtslosen Suche der Imperialisten nach immer neuen Rohstoffen. Sie prangerte aber auch die katastrophalen Folgen für die Ausbeutung der Bergleute, die Lage ihrer Familien und die verheerende Zerstörung der Umwelt an. Vor allem tauschte sie sich aus über die reichhaltigen Erfahrungen in den harten Kämpfen der Bergleute sowie über deren Perspektive – denn so darf dies nicht bleiben.
Plattform zur Mitarbeit in der internationalen Einheitsfront gegründet
Nach gründlicher Diskussion fasste die Generalversammlung mit großer Mehrheit den Beschluss, eine Plattform auf freiwilliger Grundlage innerhalb der Internationalen Bergarbeiterkoordinierung zur Mitarbeit in der Internationalen antiimperialistischen und antifaschistischen Einheitsfront (United Front) zu gründen. Der südafrikanische Delegierte war von der Notwendigkeit dieses Schritts überzeugt, weil "wir uns nicht von den anderen gesellschaftlichen Fragen trennen" können. Jede Organisation innerhalb der Bergarbeiterkoordinierung kann entscheiden, ob sie in der Plattform mitarbeiten will.
Die United Front wird wiederum durch diesen Teil der internationalen Bergarbeiterbewegung gestärkt. Die Co-Präsidentin der United Front, Monika Gärtner-Engel, hieß das jüngste Mitglied der Einheitsfront gleich herzlich willkommen. Der 1. Weltkongress der United Front findet im Anschluss an die Bergarbeiterkonferenz am Dienstag und Mittwoch in Truckenthal statt.
„Die Generalversammlung beschloss außerdem, sich an der Initiative für eine Strategiekonferenz der Umweltgewerkschaft im Frühjahr 2024 zu beteiligen. Angesichts der begonnenen Umweltkatastrophe wurde einstimmig eine Resolution verabschiedet, die die im Kampfprogramm von 2017 bereits festgelegte Einheit vom Kampf um soziale Fragen und Schutz der Umwelt höher entwickelt“, berichtet die Koordinierungsgruppe in ihrer aktuellen Pressemitteilung (sie kann hier vollständig gelesen werden).
Nach der Entlastung der bisherigen Internationalen Koordinierungsgruppe wurden in die neue Koordinierung nach intensiver Beratung einstimmig gewählt: eine Vertreterin der KMU von den Philippinen, Vertreter aus Indien, Peru, Kolumbien, Marokko, Kongo, Ukraine, Kasachstan und Deutschland. Der Ort der nächsten Bergarbeiterkonferenz in vier oder fünf Jahren wird per Konsultationsverfahren ermittelt. Jedes Land kann sich im nächsten halben Jahr bewerben.
Verbrüderung bei ausgelassenem Tanz
Diese erfolgreichen Ergebnisse wurden schließlich mit einem wunderbaren, internationalistischen Verbrüderungsfest gefeiert. Gestärkt durch ein fantastisches, von der Weltfrauenbewegung organisiertes Buffet, begrüßten die Moderatoren Anna Schmit vom Jugendverband REBELL und Stefan Engel die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der ganze Abend war dem ausgelassenen Tanz auf der vollen Tanzfläche gewidmet.
Beeindruckende Delegationen mit Streikführern und aktiven Gewerkschafter aus der gesamten Automobilbranche und dem Stahlbereich betraten nacheinander die Bühne. Ihre tanzbaren Lieder verarbeiteten ihre Erfahrungen aus Leben und Kampf der Arbeiterklasse. Einmalig! Zur Verbrüderung gehörte unbedingt, all die Hunderten Organisatoren und Helfer zu würdigen, die überall tatkräftig mitangepackt haben.
"Ein Riesenfortschritt"
Heute Vormittag tagten noch vier Kontinentaltreffen mit den Delegierten aus Afrika, Amerika, Asien und Europa. Sie schufen die Voraussetzungen für den weiteren Aufbau von Kontinentalkoordinierungen, gaben sich gemeinsame Ziele, vereinbarten weitere Treffen und wählten kontinentale Koordinierungsgruppen.
Das anschließende Abschlussplenum begann mit kurzen Berichten von den acht Foren, die am Freitag parallel durchgeführt wurden, einem Bericht von der Generalversammlung sowie Berichten von den Kontinentaltreffen. Verabschiedet wurde eine Resolution gegen die unverfrorene Begründung der Nichtherausgabe des Visums für den Delegierten aus Bangladesch durch die dortige deutsche Botschaft. Obwohl es in Aussicht gestellt war, verweigerte sie seine Aushändigung mit der Begründung, dass die an der Konferenz beteiligte MLPD eine "kommunistische Partei" sei, die unter "Beobachtung der Regierung" stünde. Soll damit allen Ernstes der Bergarbeiterkonferenz vorgeschrieben werden, nicht mehr mit revolutionären und sonstigen kämpferischen Kräften zusammenzuarbeiten, die selbstverständlich ihre Regierungen bekämpfen? Sie wird auch zukünftig über ihre Verbündeten und Unterstützer selbst entscheiden! "Das ist eine neue Qualität der politischen Unterdrückung der Bergarbeiterbewegung", stellte Peter Weispfenning vom Zentralkomitee der MLPD zur Visa-Verweigerung für insgesamt 30 internationale Delegierte fest. "Es ist Aufgabe der Bergarbeiterbewegung, dagegen in die Offensive zu gehen."
Hauptkoordinator Andreas Tadysiak trug dann noch den Vorschlag für die Abschlussresolution vor. Dazu kamen in der Diskussion viele konstruktive und ergänzende Vorschläge. Die Abschlussdiskussion stand vor allem im Zeichen eines Resümees der vergangenen vier Tage. Stefan Engel brachte es mit bewegenden Worten auf den Punkt: "Wir sind hier gegen alle Hindernisse zusammengekommen und haben uns nicht abhalten lassen, an der Verwirklichung unserer großen Ziele zu arbeiten. Das ist nicht selbstverständlich in Zeit, in der man versucht, uns für imperialistische Kriege gegeneinander aufzuhetzen. Die selbstständige Initiative dieser Konferenz, ihre Überparteilichkeit und finanzielle Unabhängigkeit entspricht dem Geist der Zeit. Wir können das aushalten, dass es unterschiedliche Meinungen gibt, weil wir uns von unseren gemeinsamen Zielen leiten lassen. Das war ein Riesenfortschritt - alle Achtung! Glückauf und alles Gute für die Zukunft!"
"Wir sind eine starke Armee"
Die Delegierte der kongolesischen Bergarbeitergewerkschaft rief aus: "Wir sind eine starke Armee, wir die Bergleute der Welt. Wir können viel verändern! Ich fordere alle Koordinatoren auf, wenn sie in ihre Länder zurückkehren, nicht schlafen zu gehen, sondern aufzustehen. Wenn wir reden, demonstrieren, streiken, dann haben die Herrschenden Angst vor uns."
Rote Fahne News wird weiter berichten und die Ergebnisse der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz dokumentieren. Ausführlich informieren kann man sich auch auf der Webseite der Internationalen Bergarbeiterkonferenz. Dort wird in den nächsten Tagen die Abschlussresolution veröffentlicht werden.