Getrübte Freude
Urlaub und andere Katastrophen ...
Freute man sich in der Provence auf lila Lavendelfelder bis zum Horizont und ihren betörenden Duft, sieht man jetzt viel zu früh abgeerntete Felder oder braune Pflanzenstummel. Der Lavendelbüschelspanner hat ganze Arbeit geleistet. Dieser afrikanische Nachtfalter, der mit dem Scirocco nach Südfrankreich transportiert wurde als Folge des sich stark verändernden Klimas und der sich ändernden Luftmassenbewegungen hat hier keine natürlichen Fressfeinde.
Gut – dann eben statt Provence in die Extremadura. Aber nein, da toben so wie sie in anderen Teilen Spaniens und Portugals große Waldbrände. Gar nicht zu denken an die verheerende Brandkatastrophe auf Hawaiis Insel Maui, die um 100 Todesopfer gefordert und eine jahrhundertealte Stadt dem Erdboden gleichgemacht hat. In einer Region mit tropischem Klima, wo es täglich Gewitter mit ergiebigen Güssen geben und es selbst in der Trockenzeit alle drei bis vier Tage regnen sollte. Das ist deutlich seit zwei bis drei Jahren hier nicht mehr der Fall.
Na ja – irgendwas werden wir schon finden, nachdem die Kinder frühzeitig aus dem Zeltlager der Stadtranderholung zurückgekommen sind. Im Dauerregen haben sich da 80 Kinder und Betreuer Noro eingefangen und das Zeltlager musste abgebrochen werden. Wenn da jetzt nicht Oma und Opa gewesen wären ... . Die wollten ja eigentlich auch verreisen. Ans Mittelmeer. Aber sie haben den Gedanken nicht ertragen, dass sie die Sonne und das mediterrane Essen als Gesundheitsaufenthalt genießen vor der Kulisse eines Massengrabes für Flüchtlinge. War auch besser so, dass sie nicht gefahren sind, denn zwischenzeitlich musste nach Starkregen und Hagel der Keller ausgepumpt werden.
Ja, dann halt nur Tagesausflug in den Europa-Park nach Rust. Stau und Baustellen auf der Autobahn in der knallheißen Blechlawine, entnervte Leute in der Warteschlange und dann waren da ja auch in den letzten Tagen zwei technische Defekte, wovon letzterer sieben Verletzte gefordert hat und die Leute dachten, das gehöre zur Show. Mindestens 196 € Eintritt für zwei Erwachsene und zwei Kinder – und dann noch das Benzin? Nö, machen wir nicht. Vielleicht mit der Bahn statt mit dem Auto? Um Himmels Willen – bloß das nicht, wenn man wirklich ankommen will!
Also dann eben: Fahrradtour auf der Alb. Da hat die Oma jetzt wieder Befürchtungen, nachdem es kürzlich zwei Tote und fünf Verletzte nach einem Blitzschlag gegeben hat. Dann doch Kroatien? Aber das sprengt jeden Geldbeutel. Fünf Euro die Kugel Eis – für einen normalen Menschen indiskutabel. Und durch Slowenien muss man ja auch durch. Nach den apokalyptischen Regenfällen und Erdrutschen sind zwei Drittel des Landes betroffen, ein Durchkommen schwierig möglich. Und es stellt sich ein hilfloses, bedrückendes Gefühl ein angesichts der Verwüstungen und der Menschen, die begonnen haben aufzuräumen und mit der Situation einigermaßen fertig zu werden.
Östliche Ägais? Da ist der Tourismus um 30 Prozent zurückgegangen. Nur die kleine griechische Kykladeninsel Paros soll das neue Mallorca werden und Albanien gilt als Geheimtipp – auch schon nicht mehr so geheim. Da wird es auch nicht lange dauern, bis Bettenburgen gebaut, die Landschaft zersiedelt und Brandrodungen für Neubauten passieren.
Tja, da kommt zum täglichen Hamsterrad noch der Stress mit dem Urlaub dazu?
Die Folgen der begonnenen weltweiten Umweltkatastrophe, extreme Wetterlagen, Umweltfrevel, Unfälle in Freizeitparks, Verkehrsinfarkt und hohe Preise – Urlaub machen im Kapitalismus ist gar nicht so einfach. Die Kinder am besten ins Sommercamp vom REBELL ins grüne Truckenthal, Oma und Opa zur Kurwoche in den Ferienpark Plauer See und dann als Familie das Angebot von people-to-people nutzen.
Klar, dass auch das keine Inseln der Glückseligen sind. Aber wir wollen uns schließlich erholen, damit wir uns für den aktiven Widerstand gegen Umweltkatastrophe, Krieg und faschistische Tendenz stärken und unsere Kräfte für den Kampf für eine lebenswerte Perspektive im echten Sozialismus einsetzen können. Und das ist einfach eine sichtbare Herausforderung angesichts der Lage.