Down Under
Tor- und Zuschauerrekorde bei der Frauen-WM 2023
Die mit dem verdienten Sieg Spaniens am Sonntag zu Ende gegangene Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen war unbestritten ein glänzendes Aushängeschild für den Frauenfußball. Weltweit erreichte das Turnier doppelt so viele Menschen wie die letzte WM, ungeachtet der Tatsache, dass etliche der als Favoriten gehandelten Teams schon recht früh scheiterten.
Die australischen Gastgeberinnen schafften es sensationell bis ins Halbfinale. Und nicht nur sie überraschten: In Down Under entfachte der Fußball eine Begeisterung wie nie zuvor. Die WM brach viele Rekorde und sorgte für neue Erkenntnisse.
Acht Nationen nahmen zum ersten Mal an einer WM-Endrunde teil, so viele wie nie zuvor. Das lag daran, dass die WM erstmals mit 32 Mannschaften stattfand. Zwar erreichte von den WM-Neulingen nur Marokko das Achtelfinale, doch gleich mehrere Überraschungsmannschaften kamen in die K.-o.-Runde, mit denen kaum jemand gerechnet hätte.
Nachdem auch Japan im Viertelfinale ausgeschieden war, war klar, dass es einen neuen Weltmeister geben wird. Keine der verbliebenen Nationen hatte den Titel zuvor schon einmal geholt. Mit Spanien und England trafen sich im Finale zwei Mannschaften aus Ländern, die den Männerfußball schon seit Jahrzehnten dominieren, den Frauenfußball aber erst in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren professionalisiert haben.
Folgende Zahlen zeigen, auf welch hohem Niveau die meisten Mannschaften gespielt haben. 24 der 32 Teams sind pro Spiel im Schnitt mehr als 20 Mal ins Tackling* gegangen – ein sehr hoher Wert. Zum Vergleich: Die meisten Männer-Bundesliga- und Zweitligateams lagen in der vergangenen Spielzeit bei unter 20 Tacklings pro Spiel. Die Defensivarbeit der Teams ist deutlich besser geworden. Mehr als sieben Millionen Zuschauer im Schnitt und 11,15 Millionen in der Spitze haben das Halbfinalspiel der "Matildas" gegen England angeschaut. Laut FIFA hatte die WM am Ende mehr als zwei Milliarden Menschen erreicht und damit fast doppelt so viele wie bei der vergangenen WM 2019.
Bei aller guten Werbung für den Frauenfußball : Der Fifa ging es auch bei diesem Turnier viel um die eigene Imagepflege und den finanziellen Gewinn. Auch im spanischen Fußball ist nicht alles Gold, was glänzt. Präsident Luis Rubiales sorgte bei der Siegerehrung durch seinen Kuss auf den Mund der Spielerin Jennifer Hermoso für massiven Protest gegen sein missbräuchliches Verhalten. Hermoso, darauf angesprochen, hatte zunächst ihr deutliches Missfallen zum Ausdruck gebracht, relativierte das später ganz offensichtlich unter Druck des Verbandes als eine „natürlichen Geste der Zuneigung“. Doch damit hat dieses übergriffige Verhalten Rubiales nichts gemeinsam. Völlig zu Recht verurteilte die spanische Gleichstellungministerin Irene Montero das Verhalten von Rubiales und schrieb bei X (früher Twitter): „Lasst uns nicht so tun, als ob ein Kuss ohne Einwilligung etwas ist ‚das halt mal passiert‘. Es ist eine Art von sexueller Gewalt, unter der Frauen täglich leiden.“ Die frühere deutsche Nationalspielerin Tabea Kemme forderte gegenüber dpa Konsequenzen: „Ich wünsche mir, dass die Menschen, die für den psychischen Machtmissbrauch im spanischen Verband verantwortlich sind, aus dem System genommen und sanktioniert werden.“