Infektionszahlen nehmen wieder zu
Corona-Pandemie wirklich vorüber?
Es gibt wieder weltweit Bewegung in Sachen Covid-19. Die Infektionszahlen nehmen wieder zu. Verschiedene Wissenschaftler sind besorgt, andere beschwichtigen.
Wir erinnern uns: die Weltgesundheits-Organisation WHO hatte im Mai die Corona-Pandemie für beendet erklärt. Uns wurde erklärt, wir hätten ab jetzt eine „Endemie“ ähnlich wie bei der Grippe. Also: Das Corona-Virus bleibt auf Dauer, aber dank Impfung und Medikamente besteht kein Grund mehr für einschränkende Maßnahmen.
Zwei neue Virusvarianten sorgen für Furore
„Es besteht weiterhin das Risiko, dass eine gefährlichere Variante auftritt, die zu einem plötzlichen Anstieg der Fälle und Todesfälle führen könnte“, betonte Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am 9.8.anlässlich der Einstufung der neuen Virusvariante EG.5 („Eris“) durch die WHO als „Virus-Variante von besonderem Interesse“. Sie ist in mindestens 51 Ländern schnell auf dem Vormarsch und liegt bei etwa 30 Prozent der weltweiten Neuerkrankungen. Eris kann durchaus heftig verlaufen, typische Symptome sind
- Kopfschmerzen
- Muskelschmerzen
- Müdigkeit bis zu massiver Abgeschlagenheit
- Husten
- Fieber (bis 40°) mit Schüttelfrost
- Kurzatmigkeit
- Geschmackverlust bzw. bitterer Dauergeschmack
Seit diesem Wochenende breitet sich eine weitere Variante aus: BA.2.86 („Pirola“) weist 35 Mutationen am Spike-Protein auf, in denen sie sich von XBB.1.5 („Omicron“) unterscheidet. Omicron war zuletzt weltweit vorherrschend und ist die Variante, für die die nächste Generation von Impfstoffen entwickelt wurde. Beide neuen Varianten weisen erhebliche Mutationen an den Spike-Proteinen auf, was zu einer sogenannten „Immunflucht“ führt: da fast alle Impfungen gegenüber Spike-Proteinen gemacht wurden, kann das spezifische Immunsystem die neuen Varianten nicht mehr so gut erkennen. In Israel, Großbritannien, Dänemark und den USA wurde die neue Variante in den letzten Tagen nachgewiesen.
Kein Grund zur Sorge?
In der letzten Woche wurden die Virologen Stürmer, Neher und Sander und der Intensivmediziner Karaganidis von den großen Medien serien-interviewt. Kernaussage: kein wesentlicher Anstieg der Krankenhauseinweisungen und Intensiv-Fälle, die Krankheitsverläufe seien also nicht wesentlich bedrohlicher - also kein Grund zur Sorge. Man müsse eben weiter beobachten. Das Beobachten wird nicht gerade dadurch erleichtert, dass Testungen massiv zurückgefahren wurden und die meisten Labors noch gar nicht die neuen Virus-Varianten typisieren können. Auch weltweit haben sich zahlreiche Länder vom Testen und sogar von der Meldung von Todesfällen an die WHO verabschiedet. Anstatt dialektische Prognosen aufzustellen, hinkt die bürgerliche Wissenschaft nachvollziehend den Ereignissen hinterher.
Ein Blick über den Tellerrand wäre da hilfreich
Die neuesten Abwasserdaten aus den USA lassen eine um über 200 Prozent gesteigerte Virus-Ausbreitung in den letzten acht Wochen erkennen. Aktuell infizieren sich schätzungsweise fast 610.000 US-Amerikaner pro Tag und 6 Millionen sind aktuell an Covid-19 erkrankt, was in etwa dem Höchststand entspricht, der während der Delta-Welle im Jahr 2021 erreicht wurde. In verschiedenen Ländern ist bereits die Zahl der Krankenhauseinweisungen wieder deutlich ansteigend: Dies betrifft die USA mit plus 60 Prozent zwischen 8.7. und 5.8., auch Südkorea, Japan, Italien, Großbritannien, Spanien melden einen deutlichen Anstieg. Umfragen im Kollegenkreis, Apotheken usw. zeigen ein dynamisches Geschehen auch hierzulande.
Die Philosophie der bürgerlichen Medizin, dass es im Kern darum ginge, „eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern“, ignoriert kaltschnäuzig, dass auch bei „leichteren“ Akut-Verläufen das stark einschränkende Post-Covid-Syndrom auftreten kann, insgesamt bei mindestens 10% der Infizierten. Für diese 2-3 Millionen Betroffenen in Deutschland hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach 40 Millionen Euro großzügig zur Verfügung gestellt (na ja, es kann nicht jeder wie Intel mit 10 Milliarden rechnen). Auch ein großer Teil der 40 Millionen scheint wohl in Richtung einer bundesweiten Großplakat-Kampagne und einer amtlichen Webseite zu versickern.
Was tun?
Die Forderung nach neuen, gut verträglichen und wirkungsvollen Impfstoffen bleibt! Die für Oktober angekündigten angepassten Impfstoffe haben die beiden neuen Virustypen noch nicht auf dem Radar. Wir raten zu einer individuellen Impfplanung, die Vorerkrankungen, Dauermedikamente und Schwächungen des Immunsystems ebenso einbeziehen muss wie bisherige Impfreaktionen und durchgemachte Covid-Infektionen. Die amtliche Empfehlung der STIKO - alle über 60-Jährigen und Personen mit besonderen Risiken sollen auffrischen - ist hier zu pauschal. Bei Menschenansammlungen in Innenräumen, Aufenthalt in Arztpraxen, Kliniken und Heimen sollten Maske tragen und Lüften wieder erwogen werden, besonders wenn man selbst zu Risikogruppen gehört. Großzügiges kostenfreies Testen bei den geringsten Symptomen und Rückkehr zur Arbeit erst nach Genesung und Freitesten sind Minimalforderungen!