Tarifrunde Handel

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3000 Beschäftigte demonstrierten in Bochum für Reallohnerhöhung

Laut der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di folgten mehr als 3000 Beschäftigte aus 180 Betrieben dem Aufruf zum landesweiten Streiktag am 22. August in Bochum. Die Kolleginnen und Kollegen starteten ihren Demozug vor dem Bergbaumuseum. Dann ging es in die Innenstadt und wieder zurück. Die wiederholten Warnstreiks und die große Beteiligung wirken sich laut Ver.di bereits aus: „Im Großhandel gehen zum Teil keine Waren mehr raus. Im Einzelhandel fehlten Lebensmittel in den Regalen.“¹

Von wb
3000 Beschäftigte demonstrierten in Bochum für Reallohnerhöhung
Ver.di-Kolleginnen und -Kollegen bei einer Streikaktion 2017 in München (foto: Ver.di Bayern)

Im Ver.di-Video vom Streiktag kommen Kolleginnen und Kollegen zu Wort, die die Wut über die Blockade und Verschleppungstaktik der Handelsverbände ebenso zeigen wie die Streikbereitschaft: „Wir möchten jetzt endlich einen Tarifabschluss. Wir haben jetzt fast September. Es ist eine Unverschämtheit, was die Arbeitgeber da mit uns treiben.“ (Kollege von Ikea) „Die bieten uns 0,0 an und erwarten von uns, dass wir ihnen entgegenkommen.“ (Kollegin von H&M) „Ja, wir werden streiken. Wir werden Krach machen. Wir werden den Leuten mal ein Zeichen setzen - in dem Laden, so geht das nicht!“ Und sein Kollege von Saturn ergänzt: „Notfalls werden wir bis Weihnachten streiken“.

 

Ver.di-Verhandlungsführerin Silke Zimmer fasst zusammen: „Seit April warten die Beschäftigten auf Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit. Die Arbeitgeber bieten nach fünf Verhandlungsrunden aber weiterhin nur Reallohnverluste. Viele Handelsbeschäftigte sind akut von Altersarmut bedroht. Dass Kolleginnen und Kollegen nach 45 Jahren harter Arbeit fürchten müssen, mit ihrer Rente nicht über die Runden zu kommen, ist nicht hinnehmbar.“

 

Der Handelsverband Deutschland (HDE) dagegen versteht die Welt nicht mehr. Da haben die einzelnen Verbände für eine Laufzeit von 24 Monate 8,5 Lohnsteigerungen angeboten. Das sei doch ein „tariflicher Ausgleich für die Geldentwertung“.² Für wie blöd hält er „seine lieben Mitarbeiter“. Die brauchen doch gar keinen Taschenrechner, um zu erkennen, dass 4,25 Prozent mehr Lohn weit unter der ohnehin viel zu niedrigen, offiziellen Inflationsrate liegt. Das weiß natürlich auch der HDE, weshalb er versucht, die gewerkschaftlichen Länderkommissionen gegen den Ver.di-Vorstand auszuspielen. „Die gewerkschaftlichen Länderkommissionen scheinen regelrecht entmündigt. ... Vielerorts hätten Gewerkschaftler vor Ort Bereitschaft zu einem Abschluss signalisiert und seien dann aber aufgrund der Vorgaben aus der Ver.di-Bundeszentrale zurückgezuckt.“²

 

Doch die Streikbeteiligung und die Streikstimmung an der Basis widerlegen diesen armseligen Versuch des HDE zur Zersetzung der Kampfmoral. Verständnis und zum Teil Unterstützung bekommen dagegen die Streikenden aus der Bevölkerung und aus anderen Gewerkschaften. Für 2,50 Euro mehr Lohn pro Stunde im Einzelhandel NRW, bei einer zwölfmonatigen Laufzeit!