LKW-Streik an der A5 in Gräfenhausen

LKW-Streik an der A5 in Gräfenhausen

Trucker begehen Jubiläum - sie streiken seit vier Wochen

Am 18. August begingen die gegen den polnischen Spediteur Mazur streikenden Trucker ein Jubiläum mit einem Fest und einer Pressekonferenz: Ihr Streik für die Ausbezahlung ausstehender Löhne geht in die fünfte Woche.

Von einem Korrespondenten aus Darmstadt
Trucker begehen Jubiläum - sie streiken seit vier Wochen
Mazurs tiefer Fall (Foto von der Facebook-Seite von Edwin Atema)

Mazur schuldet den 100 LKW-Fahrern, die seit vier Wochen an der A5-Raststätte Gräfenhausen West in Südhessen streiken, über eine halbe Million Euro an Löhnen. Dies gab Edwin Atema bekannt, der für die europäische Transportarbeitergewerkschaft mit dem Speditionskonzern verhandelt. In Gräfenhausen hatten bereits im April 60 Fahrer desselben Unternehmens wochenlang gestreikt, um Lohnzahlungen durchzusetzen. Der Streik wurde u.a. deswegen sehr bekannt, weil die Streikenden einen vom Boss persönlich angeführten martialischen Angriff einer paramilitärischen Security-Truppe abwehrten. Der Streik hatte Erfolg: Die Löhne wurden ausgezahlt. Stolz und erhobenen Hauptes beendeten die Trucker diesen Streik. Sie hatten breite Solidarität erfahren, auch von der MLPD. Rote Fahne News berichtete mehrfach, zum Beispiel hier: "Besuch bei den streikenden LKW-Fahrern".

 

Ein Korrespondent berichtet vom 18. August: "Vormittags waren Kollegen bei Sport und Spiel mit dem Hüpfseil zu erleben. Nachmittags gab es eine feierliche Enthüllung folgender Parole auf Windschutzscheiben: "Mazur's race to the bottom" (Mazur's schneller Fall auf den Boden). Dies geschah vor einer Vielzahl von Medienvertretern und zig Kollegen - alle gekleidet in weiße T-Shirts mit dem Bild eines Trucks "Transport Mazur" im zudringlichen Griff von Mazur.

 

Auf den Windschutzscheiben darunter war ein Transparent angebracht, das klar sagt, wo der Mazur'sche Druck für die Trucker-Kollegen seinen Ursprung hat: Bei Audi, Bauhaus, Dachser, DHL, IKEA, Obi, Porsche, Red Bull, Rosner-Logistik und beim östereichischen Logistiker Intercargo. Ein interviewter Kollege berichtete davon, dass er für zwei Monate geleistete Arbeit noch 4500 € zu bekommen hat. Bei anderen gibt es Ausstände von bis zu 9000 €. Organisatoren und Kollegen betonten, dass dieser Streik nur erfolgreich ist dank vielfältiger Unterstützung. Ein großes Transparent an einem Sattelaufleger würdigt das. Unterstützung kommt vom DGB, von Einzelgewerkschaften, Kirchen, einer Unterstützergruppe, spontan auftauchenden Leuten und von uns von der MLPD. Die Unterstützung besteht in Lebensmittel- und Geld-Spenden, "Wasch-Paten" mit Shuttle-Service - und wir kamen mit Melonen, Geldspenden und fürs perspektivisch-geistige Wohl mit unserem Parteiprogramm in russischer Sprache. Nach kurzer Verständigung nahmen es alle gerne an, teils freudig mit Verbrüderungsschnäpschen, teils auch abwägend. Für jede Unterstützung gibt es ein herzliches Danke.

 

Offensiver Kampf und dessen Unterstützung sind notwendig angesichts ausstehender Löhne, Lohndrückerei und Lohnabzügen, die es gibt für Schäden am Fahrzeug, für Benzin-Diebstahl und selbst bei zu hohem Benzin-Verbrauch. Das Ganze stellten die Kollegen als Sketch einer Preisverleihung dar: die Preise - Lohnabzüge; der erste Preis: 7500 € Abzug. Als ein Fahrerkollege in Deutschland einen Arbeitsunfall erlitt und in der Klinik war, bekam er später von Mazur die Klinik-Rechnung, was die Frage nach entsprechenden Unternehmensversicherungen bei Mazur aufwirft. Manche in der Öffentlichkeit beurteilen Mazur nur als Clown, andere aber qualifizieren das Mazur-System doch zu Recht als verbrecherisch.

 

Am Vormittag des Jubiläumstages tauchte ein Mann auf, der erklärte, eine der drei Firmen von Mazur kaufen zu wollen und erkundigte sich nach Streiker-Zahlen und Löhnen. Er bot die Übernahme von Fahrern zu besseren Löhnen an. Für die Trucker steht die Frage, ob sie solchen Angeboten trauen sollen, oder ob dies nicht in die Reihe von Spaltungsversuchen einzuordnen ist.

 

Klar ist und das betonten Edwin Atema und Kollegen: Dieser Streik muss erfolgreich sein. Und dieser Erfolg kommt nur durch internationalen Zusammenhalt, worauf die Kollegen besonders stolz sind. Sie sind einhellig der Meinung, erst wenn alle bezahlt werden, gehen sie. Der Sieg ist wichtig für die Trucker-Kollegen auf der Raststätte Gräfenhausen - und auch für alle Trucker in Europa."

 

 

 

 

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