Halle und Buchenwald

Halle und Buchenwald

Ehrende Gedenkveranstaltungen für Ernst Thälmann - Kritik an Antikommunismus notwendig

Am 18. August 1944 wurde Ernst Thälmann, Vorsitzender der revolutionären KPD und unbeugsamer kommunistischer Arbeiterführer, im KZ Buchenwald von den Hitlerfaschisten ermordet. Aus Anlass dieses Jahrestags fanden in Halle an der Saale und in Buchenwald würdige Gedenkveranstaltungen statt.

Von Frank Oettler und Tassilo Timm
Ehrende Gedenkveranstaltungen für Ernst Thälmann - Kritik an Antikommunismus notwendig
Gedenken an Thälmann in Buchenwald am 18. August 2023 (rf-foto)

Halle: Vertreter von acht Organisationen und Einzelpersonen gedachten Thälmanns

Vertreter von acht Organisationen und Einzelpersonen gedachten in Halle an der Saale des Revolutionärs und Arbeiterführers Ernst Thälmann. 32 Grad im Schatten und Sonne satt. Über die angrenzende Straßenkreuzung hinweg bis zum ehemaligen Klubhaus der Gewerkschaften waren die Reden anlässlich der Gedenkveranstaltung zu Ehren von Ernst Thälmann zu hören. Mit 37 Teilnehmern und Teilnehmerinnen waren etwas mehr gekommen als im letzten Jahr. Vertreter von KPD, MLPD, DKP, VVN/BDA, Rotfuchs, Freidenker, ISOR, dem Jugendverband REBELL und Einzelpersonen.

 

Vertreter von KPD und MLPD eröffneten die Veranstaltung. Unser Saxophon- Spieler fehlte uns heute. Er ist leider an Corona erkrankt. Gute Besserung! Es gab mehr Redebeiträge als letztes Jahr. So von Jürgen, der für die KPD und DKP sprach; von Daniel von der Landesleitung Elbe-Saale der MLPD; Georg von den Freidenkern und Hans, der parteilos ist. Einig waren sich alle, dass man im Kampf gegen den Faschismus mehr Zusammenarbeit, mehr Einigkeit braucht. So wurde auf Initiative von MLPD und KPD zu einer gemeinsamen "Roten Zeile" am 1. September um 16.00 Uhr zum Weltfriedens- und Antikriegstag auf dem Marktplatz aufgerufen. Der Jugendverband REBELL, die DKP und Rotfuchs schlossen sich dem Aufruf unmittelbar an. Die MLPD Halle wird darüber hinaus am 1. September allen Beteiligten eine regelmäßige Zusammenarbeit und eine regelmäßige Diskussionsrunde zu weltanschaulichen Fragen wie zum Sozialismus anbieten. Denn wir brauchen vor allem Klarheit, wenn unsere Einheit wachsen und fest und stabil werden soll. Auch die größte online Zeitung der Region, dubisthalle, berichtete über die Veranstaltung von gestern  gegen Mittag auf ihrer Internetseite.

 

In seinem Redebeitrag würdigte Daniel Wiegenstein von der Landesleitung Elbe-Saale der MLPD Thälmann unter anderem mit folgenden Worten: "Als drittes denke ich an den Kampf von Ernst Thälmann gegen Faschismus und Krieg. Dazu haben verschiedene Genossen vor mir schon einiges gesagt. „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“ So brachte es Ernst Thälmann auf den Punkt. In den letzten Jahren vor 1933 entwickelte sich ein Wettlauf zwischen den Kommunisten und den Faschisten. Es gab eine große soziale Not. Die Faschisten entwickelten eine unglaubliche Demagogie bis hin zu scheinbar antikapitalistischen Argumenten, die mit übler antikommunistischer und antisemitischer Hetze vermischt wurde. Der Begriff „Nationalsozialismus“ ist der Kern ihres Betruges und wird von den bürgerlichen Massenmedien bis heute so verwendet und weiter verbreitet. Statt es so zu nennen, was es ist: Hitler-Faschismus - die offen terroristische Diktatur der aggressivsten und reaktionärsten Teile des Monopolkapitals." Hier steht der Redebeitrag ungekürzt zur Verfügung.

Buchenwald: Kritik an Antikommunismus notwendig

Gestern fand das jährliche Gedenken an die Ernst Thälmann auf dem Hinterhof des ehemaligen Krematoriums in Buchenwald statt. Organisiert wird es traditionell von der Thüringer VVN-BdA. Es nehmen zahlreiche fortschrittliche Menschen, Gruppen und Parteien teil. Die Reden wurden begleitet vom antifaschistischen Chor Pirna, der das Programm sehr würdig mit getragenen und kämpferischen antifaschistischen Liedern abrundete. MLPD und REBELL sind jedes Jahr Teil des Gedenkens. Im letzten Jahr spielte eine Rebellin die Internationale.

 

Leider fand das Gedenken in diesem Jahr teilweise auf Grundlage des Antikommunismus statt. Das Verteilen von Flyern und Tragen von Fahnen ist nach der Hausordnung der Gedenkstätte verboten. Abgesehen davon, dass inzwischen selbst das Verwaltungsgericht Weimar die Rechtmäßigkeit dieser Hausordnung in Frage gestellt hat, ist es schon ein starkes Stück, am Ort der Ermordung des KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann kommunistische (und andere) Fahnen zu verbieten. Es gab historisch keine Demonstration, keine Veranstaltung, an der Ernst Thälmann teilnahm, wo nicht ein Meer von roten Fahnen wehte. Genossen der MLPD trugen deshalb T-Shirts mit MLPD-Logo, um deutlich zu machen, dass die MLPD Teil der Gedenkveranstaltung ist.

 

Die Redebeiträge würdigten positiv Ernst Thälmanns Standhaftigkeit und seine antifaschistische Arbeit. Allerdings waren beide Redner auch vom Antikommunismus des bürgerlichen Antifaschismus mindestens beeinflusst, teilweise aber auch Träger. So sagte der Sohn des kommunistischen Häftlings Walter Retterrath, der 1920 bis zu seiner Verhaftung 1933 Funktionär der KPD war, dass Thälmann "nicht Rosa Luxemburgs Kritik am Leninismus gefolgt" sei. Rosa Luxemburg hatte jedoch bekanntlich in den letzten Wochen ihres Lebens selbstkritisch ihre Fehler aufgearbeitet - nur so konnte die Novemberrevolution erfolgreich durchgeführt und die KPD gegründet werden. Weiter sagte er, die KPD hätte den Fehler gemacht, "angeblich rechte Kräfte im ZK auf Anweisung Stalins zu verfolgen". Die Brandler-Truppe war aber nicht "angeblich rechts", sondern wollte die KPD auf einen anderen Kurs führen - und arbeitete dazu bewusst gegen Thälmann und den Hamburger Aufstand. Ihre Entfernung aus dem ZK sicherte den marxistisch-leninistischen Charakter der KPD.

 

Die Krone der Absurditäten setzte Knut Korschewsky auf als Sprecher der VVN-Basisgruppe Südthüringen (nebenbei ist er Landtagsabgeordnete der Linkspartei). Er führte richtig aus, dass man unbedingt verhindern muss, dass die AfD stärker wird und dass dazu auch manche Gewohnheiten aus der Vergangenheit überwunden werden müssen, was die Wahl der Bündnispartner angeht. Man erwartete nun z.B. eine selbstkritische Aufarbeitung, dass Teile der Linkspartei die Zusammenarbeit mit der MLPD ablehnen. Aber nein, es kam besser: Die neuen Bündnispartner der antifaschistischen Bewegung seien die Ampel-Parteien. Da blieb einigen die Spucke weg. Die Ampel-Regierung, die eine derartige Rechtsentwicklung vollzieht und eine regelrecht faschistoide Flüchtlingspolitik organisiert - neuer Partner der Antifaschisten? Da ist es nur folgerichtig, dass in den ganzen Reden kein Wort der Kritik an SPD, Grünen, FDP und CDU, dafür jede Menge Vorwürfe an Thälmann, KPD und Stalin, kamen.

 

In zahlreichen persönlichen Gesprächen luden die Genossen der MLPD mit Flyern die Teilnehmer zum Gedenkakt des Internationalistischen Bündnisses und der United Front am 4.9. in der Gedenkstätte Buchenwald ein. Am Schluss legte die MLPD selbst Blumen für Ernst Thälmann nieder. Neben der dazu ausgerollten Fahne der MLPD sagte Tassilo Timm, Landesvorsitzender der MLPD u.a.: "Ernst Thälmann hat nie mit seiner proletarischen Weltanschauung gebrochen, weil er wusste, dass er auf der richtigen Seite der Geschichte steht.... Ernst Thälmann würdigen, heißt heute auch, sich gegen alle imperialistischen Kriegstreiber zu stellen. Wir begrüßen es sehr, dass der Weltkongress der internationalen antiimperialistischen und antifaschistischen Einheitsfront Anfang September hier bei uns in Thüringen stattfindet. Ich bin mir sicher, Ernst Thälmann hätte dieses Projekt aus vollem Herzen unterstützt".