Automobilindustrie

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Wer sich für E-Antriebe und Digitalisierung qualifiziert, braucht sich keine Sorgen zu machen?

Lange waren die Auswirkungen der Strukturkrise mit der Umstellung auf E-Antrieb auf die Arbeitsplätze kein Thema mehr in den bürgerlichen Medien. Doch mit dem absehbaren Ende der Verbrenner-Produktion, den die Autokonzerne bereits zur Arbeitsplatzvernichtung bei den Stammarbeitern nutzen, wächst die Sorge in den Belegschaften. Deshalb greift zum Beispiel die Stuttgarter Zeitung eine Bertelsmann-Studie im Auftrag von Südwestmetall und der IG Metall Baden-Württemberg groß auf: „250 .000 Beschäftigte stehen wegen der Transformation zur E-Mobilität und der Digitalisierung unter großem Veränderungsdruck, bevor ihre Jobs wegfallen“. Zugleich fehle es bis 2030 an 40. 000 Fachkräften.¹

Von wb
Wer sich für E-Antriebe und Digitalisierung qualifiziert, braucht sich keine Sorgen zu machen?
(rf-foto)

Da jeder Arbeiter rechnen kann und ihn die berufliche Zukunft interessiert, stellt er fest: Im Saldo stehen 210.000 Arbeitsplätze auf der Kippe; und das allein in der Autoindustrie von Baden-Württemberg! Doch halb so schlimm: Wer bereit ist, sich zu verändern und zu qualifizieren, brauche sich keine Sorge zu machen – so die beruhigende Botschaft. Unterstützt werden die Konzernvorstände dabei auch von der designierten IG-Metall-Vorsitzenden Christiane Benner, die sagt: „Transformation muss nicht Arbeitslosigkeit bedeuten – im Gegenteil“². Und der Betriebsvorsitzende von Mercedes in Stuttgart-Untertürkheim will „Vorbehalte in der Belegschaft zur Umstellung auf E-Antrieb“ mit seiner Lebenserfahrung entkräften: „Was man nicht kennt, das wird zunächst skeptisch betrachtet“. Wir wollen „vermitteln, dass als Chance zu begreifen.“³

 

Eine Chance in der Qualifizierung sehen vor allem die Automobilmonopole, in der Aufholjagd bei der E-Mobilität. Die Bundes- und Landesregierungen haben auch deshalb Transformationsagenturen ins Leben gerufen, bei denen Vertreter der IG Metall mit eingebunden sind. „Die Sozialpartner beschäftigen sich intensiv mit der Frage, wie man Beschäftigte so qualifizieren kann, dass sie auf anderen Arbeitsplätzen in neuen Technologien und anderen Branchen eine Zukunft haben.“¹

 

An einer gründlichen Weiterbildung, während der Arbeitszeit und mit dem Wissen, wo sie in Zukunft eingesetzt werden, bzw. werden wollen, sind viele Kolleginnen und Kollegen interessiert. Ein sehr „typisches“ Beispiel liefert die Zeitung auch gleich mit: Ein 32-jähriger Metallgießer lässt sich von Mercedes-Benz zum IT-Datenexperten ausbilden. Um zusammen mit weiteren 33 Kollegen in den Genuss des Weiterbildungsprogramms ‚Turn2Learn‘ zu kommen, musste der Arbeiter sich in einem „auf Englisch geführten Auswahlverfahren durchsetzen“! Natürlich gibt es auch weniger umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen für die Masse der Kollegen. So wurden zum Beispiel bei Daimler Truck „2022 mehr als 5000 Beschäftigte zu Pionieren der Batterie-, Hochvolt- und Wasserstofftechnik geschult“⁴.

 

Für viele Arbeiter hören sich jedoch Forderungen von mehr „Lernveränderungskultur in den Unternehmen“⁵ nach einem Druckmittel an; insbesondere, wenn sie schon älter sind und weil sie befürchten, dass ihnen der schwarze Peter zugeschoben wird, wenn es zu offenen Massenentlassungen kommt.

 

Die Freiwilligkeit zur Teilnahme an geeigneten Weiterbildungsmaßnahmen, die allen Kollegen zustehen müssen, muss deshalb in der gewerkschaftlichen Arbeit oder gegebenenfalls in selbständigen Kampfaktionen durchgesetzt werden. Das wichtigste ist aber der Kampf um jeden Arbeitsplatz, verbunden mit dem offensiven Ziel, der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und mit dem Kampf um einen Lohnnachschlag! Darauf arbeiten die Betriebsgruppen und Aktivisten der MLPD hin. Sie verbinden das mit der Diskussion um das Thema, dass wir eine sozialistische Gesellschaft brauchen. In dieser wird der Mensch im Mittelpunkt stehen. Dann ist Schluss damit, dass der Fortschritt der Produktivkräfte die Existenz der Arbeiter und ihrer Familien infrage stellt. Dieser wird vielmehr, einvernehmlich mit den Arbeitern, für die weitere Qualifizierung genutzt; auch für den Einsatz in gesellschaftlich wichtigen Bereichen.