Sinnloses Großprojekt
Verkehrsdebakel in München typisch für die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus
In München läuft das größte Infrastrukturbauprojekt Deutschlands: Der Bau der zweiten Stammstrecke der S-Bahn. Es soll ein zweiter Tunnel quer durch die Stadt getrieben werden.
Parallel zum alten bestehenden Tunnel, in dem bisher alle S-Bahnen durch die Innenstadt geführt werden. Es ist dringend notwendig, den ÖPNV auszubauen, aber richtig! Der Bau der zweiten Stammstrecke entpuppt sich zusehends als Desaster. Der ÖPNV ist jetzt schon teuer. Megaprojekte treiben die Preise hoch. Mit der Dauerbaustelle ist alles chaotischer und das soll bis 2037 weiter gehen.
Von Anfang an haben fortschrittliche Verkehrsexperten, Umweltgruppen und die Montagsdemo München dieses Megaprojekt hinterfragt und Alternativen gefordert. Der Bau reiht sich ein in eine Reihe von Großprojekten wie Stuttgart 21, Flughafen BER oder die Elbphilharmonie, welche in Punkto Kosten und Bau außer Kontrolle geraten. Schuld daran ist neben den Profiteuren der Pragmatismus, der z.B. besagt: Jetzt hat man schon so viel hineingesteckt, jetzt kann man nicht mehr zurückstecken.
Bereits 2010 wurde der Bau im Landtag beschlossen. Damals ging man von Kosten in Höhe von 2,57 Mrd Euro aus.[1] Aktuell erhöhte sich die Prognose auf 8,5 Mrd Euro und statt 2019 sollen erst 2037 die ersten Züge fahren. Andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 14 Mrd Euro aus. Seit 2014 ist bekannt, dass die Kalkulation zu niedrig ist. Die CSU und Markus Söder verteidigten das Projekt vehement. Finanziert wird es zu 60 Prozent vom Bund und zu 40 Prozent vom Freistaat von öffentlichen Geldern. [2] Damit werden der Bauindustrie Milliardenprofite zugeschanzt, während das Geld für andere wichtige Infrastrukturprojekte fehlt. Ministerpräsident Markus Söder möchte um jeden Preis am Bauvorhaben festhalten. Denn im Herbst ist in Bayern wieder Landtagswahl und die Söder-Aiwanger-Regierung verweigert dazu jegliche ernsthafte Untersuchung.
Megaprojekte sind keineswegs alternativlos. Bereits vor Baubeginn wurden zahlreiche Alternativen ins Spiel gebracht, die einen Tunnelbau überflüssig gemacht hätten. So würde der Ausbau des Südrings für S-Bahnen wesentlich zu einer Entlastung der Stammstrecke beitragen bei einem Bruchteil der Kosten und Bauzeit. Selbst jetzt wäre ein Bauabbruch noch sinnvoll.
Im Sozialismus ist der öffentliche Nahverkehr für die Menschen kostenlos und bis in jeden Winkel gut ausgebaut. Im Kapitalismus, der Diktatur der Monopole, wird der Autoverkehr dagegen bevorzugt. Täglich pendeln Menschen aus dem Umland Münchens in die Stadt, überwiegend mit dem Auto. 2023 wurde München erneut Stauhauptstadt Deutschlands. BMW hat in München seinen Hauptsitz. In einer Autoshow IAA können sie sich vom 5. bis 10. September erneut in München präsentieren. Hervorheben tun sie dann ihre Zukunftsprojekte, wie elektrisierte Fahrzeuge. Fakt ist aber, dass sie nach wie vor überwiegend Verbrenner verkaufen.
Es ist der berechtigte Wunsch der Menschen nach einem effizienten und kostenlosen Verkehr. Deshalb werden auch diesmal wieder viele, besonders auch junge Menschen gegen diese Autoshow und für einen alternativen Massenverkehr protestieren. Im Kapitalismus wird alles dem Maximalprofit unterworfen. Dabei wird der ehrliche Anspruch vieler Ingenieure, den gesellschaftlichen Fortschritt voranzubringen, ins Gegenteil verkehrt. Der Verkehr erlahmt, genau wie das ganze kapitalistische System immer mehr in Krisenhaftigkeit verfällt. Rettet die Menschheit vor dem Kapitalismus. Stoppen wir die Megabaustelle! Ausbau des ÖPNV! Die Verantwortlichen und Profiteure müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Für die Einheit von Mensch und Natur im echten Sozialismus!