Begeisternder Fußball auf hohem Niveau
Fußball-WM der Frauen: Es gibt wirklich keine "Kleinen" mehr ...
Bei aller Enttäuschung über das frühe Ausscheiden der deutschen Mannschaft konnten sich die Fußballfans über eine jetzt abgeschlossene Vorrunde freuen, die spannende Duelle auf hohem Niveau geboten und für etliche Überraschungen gesorgt hat.
Rausgeflogen sind mit Brasilien, Deutschland, Kanada und Italien vier Mannschaften, die zu den Favoriten gezählt worden waren. Und sieben Teams haben es in die K.O.-Runde geschafft, die nicht aus Europa oder Nordamerika kommen, darunter auch der WM-Neuling Marokko. Einmal mehr wurde damit nachhaltig unterstrichen: Es gibt keine "kleinen" Mannschaften mehr.
Das ist Ausdruck der gewachsenen Internationalisierung im Fußball, die inzwischen auch den Frauenfußball kennzeichnet. Eher kleine Fußball-Nationen wie Kolumbien, Jamaika, Marokko, Vietnam oder Neuseeland haben sich durch Trainer aus Europa oder Nordamerika schon länger die Fähigkeit angeeignet, gut zu verteidigen und hinten nur wenig zuzulassen. Und mittlerweile hat sich auch das Spiel in der Offensive weiterentwickelt.
Glänzend bewährt hat sich auch, wie es die südkoreanischen Spielerinnen perfekt machten, recht tief zu stehen und bei Ballgewinnen mit höchstem Tempo zu kontern. Wenn dann noch Spitzenspielerinnen wie Linda Caicedo bei Kolumbien oder die schnelle Khadiija Shaw bei Jamaika hinzukommen, "brannte" es auch bei den "Großen", den etablierten Mannschaften. Eben solche hoch talentierten Fußballerinnen spielen in der Regel inzwischen in europäischen oder amerikanischen Profiligen.
Das überraschende Vorrundenaus der deutschen Mannschaft hatte fast niemand auf dem Zettel, weder die angereisten Sportjournalisten und -journalistinnen noch der DFB und schon gar nicht die Trainerin Martina Voss-Tecklenburg samt ihren Spielerinnen. Letztere hatten sich bei ihren Medienauftritten und ihrer Social-Media-Wohlfühloase schon so sicher in der nächsten Runde gewähnt, dass im Kopf eigentlich nichts mehr schief gehen konnte. Aber entschieden wird eben – alte Fußballweisheit - immer noch auf dem Platz.
Und so wurde bittere Wahrheit, was sich in den Vorbereitungsspielen schon abzeichnete: Sobald sich ein gegnerisches Team auf das Spiel der deutschen Mannschaft eingestellt hat, fehlte es an spielerischen Ideen, häuften sich technische Fehler, es war keine Dynamik im Spiel zu erkennen und wirkliche Überraschungsmomente fehlten. Wie bezeichnete es sinngemäß und treffend ein Kommentar: ‚Ein Spiel wirklich umzubiegen, wenn es schlecht läuft, ist nicht Teil der DNA dieses Teams‘. Es wirkte nahezu gehemmt und hat sich fast nur auf die Kopfballstärke von Alexandra Popp verlassen. Spiele auf dem heutigen WM-Niveau können aber nicht mehr mit dieser Eindimensionalität gewonnen werden.