Die Flüchtlinge von Kara Tepe berichten
Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner des Lagers um 17 Prozent gewachsen
Die derzeitige Hitze und die unkontrollierten Feuerausbrüche in mehreren Stellen in Griechenland bereitet allen Menschen große Sorgen. Als das Feuer in Lesbos ausbrach haben sich sofort mehrere Hundert Flüchtlinge von Kara Tape als Freiwillige gemeldet. Sie wurden zum Glück nicht gebraucht, da das Feuer unter Kontrolle gebracht werden konnte.
Aktivisten der Selbstorganisation Stand by me Lesbos verteilen gefrorene Säfte an die Flüchtlinge, um ihnen bei diesen extremen Wetterbedingungen etwas zu helfen.
In zwei Wochen stieg die Bevölkerungszahl des Lagers um 17%. Zur Zeit sind es fast 3000 Menschen. Nur 51 Flüchtlinge verließen Lesbos, während 400 Asylbewerber von der gegenüberliegenden Küste mit dem Boot auf die Insel kamen.
An die 500 Flüchtlinge, darunter viele Kinder, bekommen weiterhin keine Nahrung und kein Wasser. Sie werden notdürftig von Einheimischen und Stand by me Lesbos mit Lebensmitteln und Wasser versorgt. Die verantwortlichen Behörden aus Athen weigern sich weiterhin, ihre Fürsorgepflicht für diese Menschen wahrzunehmen. Wer Asyl hat, soll das Lager verlassen und selber sein Leben organisieren. Aber wo sollen diese Menschen hin? Sie sind traumatisiert, sie finden in Athen oder Thessaloniki kein Unterkommen. Täglich finden Polizeischikanen gegen Flüchtlinge und faschistische Überfälle in den Athener Parks statt. Deshalb verlassen viele das Camp nicht. Außerdem ist die Schiffsüberfahrt nach Piräus mit 135 Euro für viele zu teuer.
Michalis von Stand by me Lesbos freut sich über die Zusammenarbeit mit der Umweltgewerkschaft in Deutschland beim Recycling-Projekt. Inzwischen wurde eine Maschine gekauft und soll in einigen Monate geliefert werden. Der Kleintransporter ist aber kaputt und es werden Spender gesucht, um einen gebrauchten Kleintransporter zu kaufen.
Eine erfreuliche Nachricht: Vorgestern Abend haben wir erfahren, dass ein Boot mit 31 Migranten den Strand von Bythouri erreichte. Alle waren gesund und lebendig. Das wunderschöne aber ist, dass auf dem Boot drei Kinder geboren worden sind. Drei neugeborene Kinder - das war für alle im Camp ein Freudenfest. Überall wurden Lichter angemacht und die Frauen haben mit Löffeln auf Pfannen und Töpfe geschlagen und sind durch das Camp demonstriert.
Stand by me Lesbos hilft Menschen in Not in Mytilene, Flüchtlingen und Einheimischen. Wir glauben, dass jeder es verdient, unabhängig von seinem Einwanderungsstatus Zugang zu den Grundbedürfnissen zu haben. Deshalb arbeiten wir daran, Flüchtlingen und Einheimischen in Mytilene humanitäre Hilfe zu leisten. Stand by me Lesvos bekommt oft Nachfragen, wie wir eine faire Lebensmittelausgabe im Lager gewährleisten, vor allem wenn man bedenkt, dass die Lagerbevölkerung über 3.000 Flüchtlinge hinausgeht. Derzeit wird der Verteilungsprozess von zwei Vertretern geleitet - einer aus der afrikanischen Gemeinschaft und einer aus der afghanischen Gemeinschaft. Wir vertrauen auf die Selbstorganisation. Dies ist unsere Basis in der Arbeit.
Wir bemühen uns jedoch ständig, uns zu vergewissern, dass die Lebensmittel diejenigen erreichen, die es wirklich brauchen. Um dies zu erreichen, haben wir ein System auf Basis von Kunststoffrecycling eingeführt. In diesem System bitten wir Geflüchtete, Plastik aus dem Lager zu sammeln und zu uns zum Recycling zu bringen. Im Gegenzug versorgen wir sie mit Essen. Dieser Ansatz sorgt dafür, dass diejenigen Lebensmittel erhalten, die an diesem Prozess teilnehmen.