Auseinandersetzung um den Kampf um jeden Arbeitsplatz ist entbrannt

Auseinandersetzung um den Kampf um jeden Arbeitsplatz ist entbrannt

Rüsselsheim: Opel-Belegschaftsversammlung begrüßt 150 neue Kollegen

Mit über 3000 Kolleginnen und Kollegen online und in Präsenz fand am 19. Juli die Betriebsversammlung von Opel Rüsselsheim statt. Sie begrüßte die 150 neuen Opelaner mit Applaus! Personalvorstand Ralph Wangemann sprach zerknirscht von „harten Verhandlungen“, was von der Niederlage der Geschäftsleitung ablenken sollte. Gerade er lehnte bis zum 6. Juli jede Übernahme ab! Er forderte flexible Arbeitszeiten mit täglicher längerer Arbeitszeit und Samstagschichten.

Von einem Korrespondenten
Rüsselsheim: Opel-Belegschaftsversammlung begrüßt 150 neue Kollegen
Kämpferische Opel-Kollegen bei einem Protest 2020 in Rüsselsheim (rf-foto)

Die Geschäftsleitung will weiteren massiven Stellenabbau. Wangemann stellte den Kündigungsschutz aus dem Zukunftstarifvertrag für AT-Beschäftigte offen infrage. Damit wird einmal mehr deutlich, dass dieser Schutz ein Fake ist. Man muss auch den Zusammenhang zur gerade verkündeten Schließung des Werkes Wien-Aspern genauso sehen wie den zur Drohungen gegen das Werk Ellesmere Port in England. Aber wirklich mutig war Wangemann nicht. In der Pause vor der Aussprache ergriff er die Flucht. Offene Auseinandersetzung ist seine Sache nicht.

 

Er könnte ja mit seinen Lügen und falschen Versprechungen seit 2018 konfrontiert werden. All das zeigt, wie wertvoll die gewerkschaftlichen und selbständigen Kampfaktionen der letzten Monate mit dem Höhepunkt der kämpferischen Pausenversammlungen am 6. Juli (mehr dazu hier) und der Demonstration der Frühschicht waren. Die Kombination aus gewerkschaftlichen Protesten bei der Tarifrunde, gemeinsamen Warnstreiks, Unterschriftensammlung der IG-Metall-Vertrauensleute, die 4000 Kolleginnen und Kollegen unterstützen, den Protesten in der Tarifrunde Leiharbeit, die sich mit selbständigen Initiativen und Pausenversammlungen verbanden, welche sich seit letzten Herbst für Übernahme und Lohnnachschlag entwickelten, war richtig. Dass nur eine Stunde nach der Demo am 6. Juli ein Zugeständnis verkündet wurde, beweist, wie durchschlagend der gemeinsame offensive Kampf von Stamm- und Leiharbeitern ist!

 

Die Diskussion über das „Wie“ und „Warum“, über die Schlussfolgerungen für einen neuen Kampf um jeden Arbeitsplatz bei Stellantis, stand im Mittelpunkt der Betriebsversammlung. Dabei betonten die Redebeiträge in der Aussprache, dass es um mehr als um die Übernahme und Löhne geht, dass es bei diesem Krisenchaos eine sozialistische Zukunft braucht. Betont wurde: die Stärke liegt im überparteilichen Zusammenhalt im Kampf. Kollegen machten am Mikrofon und in Gesprächen deutlich: Die Abmahnung von Team-VL-Sprecher Erik Kordes soll alle einschüchtern. Sie wird nicht hingenommen! Jetzt muss es darum gehen, die Übernahme der restlichen rund 850 Leiharbeitskolleginnen und -kollegen durchzusetzen, die Angriffe auf unser freies Wochenende zurückzuschlagen, den Kampf um jeden Arbeitsplatz offensiv zu führen. In die Freude über die erkämpften Verträge bei Opel mischt sich auch Wut bei denen, die keine bekommen haben, sich aber seit Monaten in der Produktion die Hacken abrennen, krank arbeiten kommen, sich jeden Monat mit wenig Geld plagen. Die Kritik ist berechtigt! Ziehen wir positive Schlüsse, organisieren wir uns besser!

 

Die Aktionen haben auch gezeigt, wer Freund und wer Feind ist: Wangemann und Stellantis-Chef Carlos Tavares, klar. Aber - auch von manchen unerwartet - kam zu einem antikommunistischen „Amoklauf“. Erst wurde die Redezeit in der Aussprache auf undemokratische zwei Minuten gekürzt. Dann diffamierten der neue IG-Metall-Ortsbevollmächtigte Daniel Bremm und der Betriebsratsvorsitzende Schäfer-Klug in langen Reden die Pausenversammlungen, aktive Kollegen und die MLPD. Sie würden Kollegen für ihre politischen Ziele „missbrauchen“ - bis hin zu weltweiten Streiks und dann zum „Stalinismus“. Die Belegschaft würde sich solche Reden mal gegen den tatsächlichen Missbrauch der Arbeiter und Angestellten durch die Ausbeutung, Arbeitsplatzvernichtung, Vernichtung der Umweltressourcen, Lohnsenkung durch den Konzern etc. wünschen! Die MLPD-Hasser übernehmen die Hetze der Leih-Firmen und des Opel-Managements, kündigten Kollegen die Solidarität gegen die Repressionen der Geschäftsleitung auf, diffamieren die Proteste als illegal. Sie seien verantwortlich für die Abmeldung von Leiharbeitern nach der Aktion. Typisch antikommunistische Logik, nicht das Management schmeißt Leute raus, wonach diejenigen, die kämpfen auch noch schuld an den Repressionen sind. Bewusst wird auch unterschlagen, dass gerade wegen der eingeschränkten Rechte der Gewerkschaften in Deutschland neben den gewerkschaftlichen Streiks auch selbständige Streiks nicht nur nötig sind, sondern auch enorme Durchschlagskraft haben und die ganze Arbeiterklasse nach vorne bringen. Die Angriffe gingen bis ins Persönliche, als Klug einigen Kollegen Tablettenkonsum unterstellte und forderte, Erik Kordes solle doch sein Mandat als Vertrauensmann und Teamsprecher niederlegen. Absurde Vorwürfe gegen Kollegen, die das tun, wofür sie gewählt wurden. Da ist es wohl mit der Demokratie nicht mehr soweit her. Diese Hetze wurde zurückgewiesen und ihr Kern, die Kapitulation vor dem Kampf um jeden Arbeitsplatz - aufgedeckt. Zwei Wege, wie wir Arbeiter uns zum kapitalistischen Krisenchaos stellen, lagen offen da. Ebenso die schädliche Rolle des Antikommunismus, der den Kampf spalten soll.

 

So hat die Versammlung sehr deutlich gemacht, wer wo im Kampf um jeden Arbeitsplatz und die Zukunft der Jugend steht. Das zeigt: die Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative wächst immer weiter. Dazu braucht es keine Tabletten, wie ein Redner sagte. Das ist ein Traum von einer Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung, ohne Plünderung der Ressourcen und die Zerstörung der Umwelt. Dieser Traum kann Wirklichkeit werden. So hat diese Betriebsversammlung auch zu einer offenen Diskussion über den Sozialismus beigetragen. Es wurde deutlich, dass er neues Ansehen braucht.