Bericht vom Vorbereitungstreffen am 16. Juli in Göttingen
Studierendenpolitischer Ratschlag – etwas Neues entsteht
Am 16. Juli fand in Göttingen mit 20 Beteiligten aus ganz Deutschland ein Vorbereitungstreffen für den 1. Studierendenpolitischen Ratschlag statt.
Es wurden Beschlüsse über Prinzipien der überparteilichen Zusammenarbeit gefasst, eine erweiterte Koordinierungsgruppe gewählt und als Ort Göttingen am 2./3. Dezember beschlossen. Er dient dem Erfahrungsaustausch, der Beratung, der Koordinierung von kämpferischen Aktivitäten und der gesellschaftlichen Positionierung fortschrittlicher Studierender und Intellektueller.
Fünf kurze Impulsreferate und die anschließende Diskussion brachten eine ganze Bandbreite an brennenden Themen auf den Tisch: Trotz weiterer Verarmung von mittlerweile ca. 40 Prozent der Studierenden plant die Ampel-Regierung, das Bafög weiter einzuschränken. Ein Teilnehmer berichtete, dass die Bafög-Bewilligung selbst bei Volljährigen an die Zustimmung der Eltern gebunden ist. Er forderte eine Erhöhung der Mindestsätze. Proteste der letzten Wochen richten sich gegen Kurzzeitverträge und gegen die Verweigerung eines Tarifvertrags für studentische Hilfskräfte. Soziale Auslese, politische Unterdrückung und Ausrichtung der Lehrinhalte auf den Systemerhalt der kapitalistischen Gesellschaft prägen das kapitalistische Hochschulsystem. So berichtet ein Teilnehmer, dass seine Hausarbeit zur marxistischen Politischen Ökonomie von seinem Professor nicht akzeptiert wurde, weil Marx angeblich nicht dem Stand der Wissenschaft entspräche.
Dagegen forderte ein Vertreter der Offenen Akademie in seinem Impulsbeitrag, eine Bewegung zur fundierten Kritik an den bürgerlichen Lerninhalten zu fördern. Statt die gesellschaftlichen Ursachen der Existenzbedrohung der Menschheit durch die globale Umweltkatastrophe oder die Weltkriegsvorbereitung im Kapitalismus in allen Studienfächern zum Thema zu machen, werden sie ausgeblendet oder sie werden weltanschaulich auf den Erhalt des herrschenden Systems ausgerichtet. Weitere Themen sind unter anderem der Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen, gegen Militarisierung der Hochschulen sowie die Lage internationaler Studierender.
Etwas Neues am Studierendenpolitischen Ratschlag ist die Verbindung junger Intellektueller mit der Arbeiterbewegung. Anwesende VW-Arbeiter entwickelten die Idee einer Partnerschaft von klassenbewussten Arbeiterinnen und Arbeitern mit Studenten und Wissenschaftlern. So kann die Kritik an der Trennung von Theorie und gesellschaftlicher Praxis der bürgerlichen Hochschule zu einer positiven Perspektive des gemeinsamen Kampfs von Arbeiterjugend, Studierenden und Arbeiterklasse führen. Dabei will der Ratschlag sowohl die Diskussion gemeinsamer Forderungen im Kampf für bessere Ausbildung, soziale Lage, politische Rechte, Umweltschutz und Frieden fördern, wie auch die Diskussion über wissenschaftliche fundierte Zukunftsperspektiven, einschließlich des Sozialismus.
Der Träger- und Unterstützerkreis wird laufend erweitert. Weitere Infos: www.studierendenpolitischerratschlag.org