Erneut Fischsterben
Oder: „Wir können nicht mehr tun als tote Fische aufsammeln“!
In der letzten Woche gingen vermehrt Meldungen ein, wonach ein zweites Fischsterben in der Oder droht. Die Berliner Morgenpost online schrieb dazu am 19. Juni 2023 darüber unter der Überschrift „Umweltminister sieht Gefahr eines zweiten Fischsterbens“.
„Die Gefahr einer erneuten Umweltkatastrophe in der Oder ist nach Einschätzung von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) sehr groß. ... Die Bedingungen für die Verbreitung der Brackwasseralge Prymnesium parvum seien so wie im vergangenen Jahr beim Fischsterben. Es gebe Hitze, Niedrigwasser und eine hohe Leitfähigkeit im Fluss, die einen hohen Salzgehalt anzeige. Die Alge ... vermehre sich in ‚unglaublichem Ausmaß‘." Vor einigen Tagen wurden nach Angaben der polnischen Woiwodschaft Opole im Gleiwitzer Kanal, der von der Oder abzweigt, sowie im nahen Kedzierzyn-Kanal insgesamt 450 Kilogramm tote Fische geborgen.
Jahrzehnte wurde gegen die Versalzung der Flüsse nichts unternommen, obwohl den Landesregierungen und der Bundesregierung die Versalzung der Flüsse und die Folgen bekannt sind. Durch Hitzeperioden und Dürren sinken die Wasserpegel und die Fließgeschwindigkeiten der Flüsse, was die Salzkonzentration zusätzlich erhöht. Hohe Salzbelastungen der Flüsse ist ein weltweites Problem!
In Deutschland ist vor allem die Werra von der Gefahr eines großen Fischsterbens betroffen. „Die Versalzung beeinträchtigt (bereits jetzt ) den Gesundheitszustand und die Fortpflanzungsfähigkeit der noch verbliebenen Fische, bei denen sich Geschwüre, Rötungen und Vernarbungen beobachten lassen.“ [1] Das ist allerdings nicht nur ein Problem der Fische, sondern betrifft die ganze Flora und Fauna und den Menschen. „Kurz vor Auslaufen der bisherigen Genehmigung für die Einleitung (von salzbelastetem Abwasser) bekam der Kalikonzern Kali und Salz die Erlaubnis, auch weiterhin Salzabwasser in die Werra zu entsorgen.“ [2]
Folgt man dem brandenburgischen Umweltminister, stellt sich die Frage, was hat das polnische Salzwasser, was das deutsche Salzwasser nicht hat? Auf der 3. Bergarbeiterkonferenz, im Forum für Umwelt und Arbeitsplätze, könnte er das doch mal darlegen, damit wir das auch verstehen!
Alle Darstellungen zum Fischsterben in der Oder verfolgen die Botschaft, den Blick auf das Fischsterben zu beschränken. Die Folgen für Vögel, Tiere, Pflanzen und Menschen, eben für ganze Ökosysteme, weitgehend auszublenden. Und die Reduzierung des Fischsterbens auf ein Problem der Oder und die Übersalzung der Flüsse als Teil der globalen Umweltkatastrophe zu ignorieren.
„Wir können nicht mehr tun, als tote Fische aufsammeln“ - ist eine durchaus reale Beschreibung der bürgerlichen Umweltpolitik. Nicht nur, dass sie nichts ändern kann, sie leistet der Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlagen Vorschub und bemüht sich durch Meinungsmanipulation um Rechtfertigung.