30 Jahre mutiger Kampf der Kali-Kumpel von Bischofferode
"Um uns selber müssen wir uns selber kümmern"
Heute vor 30 Jahren – am 1. Juli 1993 – begann der Hungerstreik der Kali-Kumpel von Bischofferode. Deutschland war da voll von der Weltwirtschafts- und Finanzkrise erfasst. Die Industrieproduktion fiel auf das Niveau von 1989 zurück.
Im Revolutionären Weg 26 "Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung" wird der Kampf der Kumpel von Bischofferode gewürdigt: "Zum Kristallisationspunkt der Arbeiteroffensive wurde der sich seit Ende 1992 über ein Jahr hinziehende Arbeitskampf der Bischofferoder Kali-Kumpel unter der Losung: 'Um uns selber müssen wir uns selber kümmern!' Dieser Kampf verband sich immer mehr mit der Erkenntnis, dass er nicht nur gegen die Monopole, sondern auch gegen deren Regierung geführt werden musste, und nährte, je tiefer und umfassender die Erkenntnisse wurden, die Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative. Bischofferode wurde so zum Symbol einer neuen politischen Arbeiter- und Volksopposition, die sich herauszubilden begann."
Was geschah damals?
Die BASF-Tochter Kali+Salz kaufte die ostdeutsche Kali-Industrie für eine D-Mark und befahl, dass neun von zehn Zechen schließen sollten. Das war symbolisch für die verbrecherische Politik der Monopole, sich die Filetstückchen der DDR-Wirtschaft herauszupicken und gleichzeitig die Konkurrenz zu vernichten. Etwa 3700 Betriebe wurden direkt geschlossen, 7800 Betriebe oft für eine D-Mark verkauft und ausgeschlachtet und 2,5 Millionen Arbeitsplätze vernichtet. Laut AfD hat die Treuhand die „Deindustrialisierung“ der DDR verursacht. Tatsächlich war die Treuhand aber nur ein Instrument der westdeutschen Monopole. Davon will die AfD ablenken, da sie in ihrem Interesse handelt.
Die Kumpel des Kali-Bergwerk „Thomas Müntzer“ nahmen das Heft selbst in die Hand. Ihr Kampf wurde zu einem Kristallisationspunkt für die deutsche Arbeiterbewegung. Der Kampf um jeden Arbeitsplatz wurde in ausdrücklicher Verantwortung für die ganze Arbeiterklasse und die Jugend geführt. Ersatzarbeitsplätze und Abfindungen wurden abgelehnt und stattdessen mit Entschlossenheit und Kompromisslosigkeit gekämpft und dabei auch die Politik der Bundesregierung ins Visier genommen.
Das mobilisierte andere Belegschaften wie die Arbeiter der Kugellagerfabrik Zella-Mehlis, im Faserwerk Schwarza, Kahla-Porzellan, Waffenfabrik Suhl, RAW Meiningen und Betrieben weit über Thüringen hinaus. Der Kampf wurde selbständig geführt, ohne und leider teils gegen die Führung der IGBCE, die mit BASF mauschelte. Gegen alle Hetze ließen sich die Kollegen nicht einschüchtern, weiteten den Kampf aus und erhielten 20.000 Solidaritätserklärungen aus der ganzen Welt.
Die MLPD unterstützte den Kampf und brachte das Know-how anderer Arbeiterkämpfe ein. Sie machte Vorschläge zur Höherentwicklung des Kampfs von einer Besetzung des laufenden Betriebs mit Hungerstreik eines Teils der Kumpel hin zu einem Voll-Streik. Im Kampf wurde der Gedanke an eine echte sozialistische Gesellschaft lebendig. Wenn wir heute an diesen Kampf erinnern, dann sollte das Anlass sein, diesen Gedanken zu Ende zu denken: für eine Gesellschaft, in der die Einheit von Mensch und Natur an höchster Stelle steht und die gnadenlose Diktatur internationaler Konzerne wie BASF und K+S beendet wird.
Der Artikel ist in der ersten Ausgabe der neuen Landeszeitung der MLPD in Thüringen erschienen, der Thüringer Arbeiterstimme.
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