Kommentar
Rettung - oder?
Da wurden keine Kosten und Mühen gescheut. Fünf sehr reiche Männer sind verschollen und schließlich ums Leben gekommen bei dem Versuch, mit dem Tauch-Boot „Titan“ das Wrack der legendären Titanic in 3.800 Metern Tiefe zu besichtigen.
Ein „Abenteuer“ für Leute, die schon mal im Weltall unterwegs waren und 250.000 Dollar für ein Ticket so eben mal locker machen konnten. Vergeblich haben die amerikanische Küstenwache, zig Spezialschiffe, Hubschrauber, Tauchroboter das Meer in einer Ausdehnung von der Größe Schleswig-Hollsteins durchsucht. Und die ganze bürgerliche Presse hatte ein tagelanges Top-Thema – alles „bangte“, „hoffte“, „trauerte“... um die Wette.
Wenige Tage zuvor war ein Fischkutter mit 700 Menschen, darunter etwa 100 Kindern, vor der griechischen Küste gesunken. Für sie war das kein Abenteuer, sondern die oft letzte Hoffnung auf der Flucht vor Umweltkatastrophen wie in Pakistan, vor Verfolgung wie in Syrien und Kurdistan durch Assad oder Erdogan oder faschistische afghanische Taliban. Suchaktionen waren überflüssig. Es gab ja bestens sichtbare Aufnahmen von dem total überfüllten, maroden steuerungsunfähigen Boot vor der Küste Griechenlands.
Überlebende berichten, dass das Schiff kenterte, als die griechische Küstenwache mehrfach versuchte, den Kutter mit seiner menschlichen Fracht aus griechischen Gewässern rauszuschleppen Richtung Italien. Versuch in dem Moment des Kenterns, die besonders unter Deck eingeschlossenen Frauen und Kinder womöglich noch lebend zu finden ...
Das war kein Schicksal, sondern Massenmord!
Ist es an Zynismus noch zu überbieten, wenn die SPD-Inneniministerin Nancy Faeser ein paar Tage später beteuert, dass ihr Abkommen mit dem „sicheren“ Herkunftsland Tunesien und dessen ultrareaktionärem, rassistischem Präsidenten, nur unterzeichnet wurde, um solche „schrecklichen Bilder“ nicht mehr sehen zu müssen? Sollten unsere Herzen von Mitleid bluten, weil die grüne Außenministerin Annalena Baerbock sich ganz „zerrissen fühlt“, nachdem sie das EU-Abkommen zur Abschaffung des Asylrechts und zur Inhaftierung Geflüchteter unterschrieben hat? Da werden immerhin die Kinder nicht von den Eltern getrennt, sondern mit ihnen zusammen an den Außengrenzen inhaftiert und dann zurückgejagt in die Länder, aus denen sie flohen ...
Das imperialistische Weltsystem schafft immer neue und immer barbarischere Fluchtursachen – es muss beendet werden.