Polen

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Kundgebungen in mehr als 50 Städten gegen Abtreibungsverbot

In der polnischen Hauptstadt Warschau haben sich letzte Woche Tausende Menschen versammelt. "Ani jednej więcej!", auf Deutsch "Keine mehr!", riefen sie. "Wir wollen Ärzte, keine Missionare" und "Hört auf, uns zu töten!".

Unmittelbarer Anlass für die Proteste war der Tod von Dorota Lalik, 33 Jahre alt. Sie war am 24. Mai in einem Krankenhaus im südpolnischen Nowy Targ an einer Blutvergiftung gestorben. Drei Tage zuvor war sie in der 20. Schwangerschaftswoche in die Klinik eingeliefert worden, nachdem das Fruchtwasser ausgelaufen war. Obwohl sich der Gesundheitszustand der Schwangeren stetig verschlechterte, blieben die Ärzte untätig, bis der Fötus starb und schließlich auch die werdende Mutter. Ihr Mann sagt "Die Ärzte haben uns verschwiegen, dass ein Schwangerschaftsabbruch das Leben meiner Frau retten würde."

 

In Polen wächst die Wut auf die Regierung. Nach Laliks Tod organisierten Frauenrechtsverbände Kundgebungen in mehr als 50 polnischen Städten und Dörfern. Auf Plakaten zeigen die Protestierenden die Namen der Frauen, die seit der Verschärfung des Abtreibungsgesetzes starben, offenbar weil die Ärzte das Leben des Fötus über das Leben der Frau stellten: Agata, Justyna, Marta, Iza, Agnieszka, Anna – und nun auch Dorota. Ärzten, die sich nicht an das Gesetz halten, drohen bis zu drei Jahre Haftstrafe.

 

Zudem sieht das polnische Gesetz eine sogenannte "Gewissensklausel" vor, nach der Ärzte medizinische Leistungen verweigern können, wenn sie diese nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. So kündigte der ehemalige Direktor des Johannes-Paul-II.-Krankenhauses, in dem Dorata Lalik starb, an, dass das Krankenhaus keine Abtreibungen durchführen werde, da das Verfahren "Gottes Gesetz und der Lehre des Papstes" widerspreche. Dieser ultrareaktionären Denkweise und dem gesetzlichen Abtreibungsverbot in Polen dürfen nicht weitere Frauen zum Opfer fallen! Ihr Kampf für die Möglichkeit eines straffreien Schwangerschaftsabbruchs, wenn sie diesen für notwendig halten, hat die volle Solidarität der kämpferischen Frauenbewegung auch in Deutschland.