Kritik der bürgerlichen Berichterstattung

Kritik der bürgerlichen Berichterstattung

Über die verheerenden Waldbrände in Kanada

Was gibt es Neues – über den Verlauf der Brände in Kanada? Mit dieser schlichten Fragestellung habe ich vor ein paar Tagen die bürgerliche Medienlandschaft konfrontiert. Die Antwort ist schon erstaunlich: weitgehend Fehlanzeige – für die letzten sechs Tage.

Dr. Dieter Stein, Brombachtal

Doch Aufgeben gilt nicht: So stoße ich auf einen Artikel des Tagesspiegel vom 9. Juni. Wikipedia informiert uns über das Motto des Tagesspiegel: „Die Ursache der Dinge erkennen“. Das hört sich gut an.

 

Doch schon die Überschrift lässt leise Zweifel aufkommen: „Klimawandel, Waldbrände, Rauchschwaden in New York: Die neue Normalität darf nicht zu Resignation führen“. Und gleich darauf die Schlussfolgerung: „Doch sich in Katastrophenszenarien zu ergehen, wäre der falsche Weg“. Da drängt sich mir doch gleich eine Fülle von Gedanken auf, wie zum Begriff „Klimawandel“: Es soll Leute geben, die da in der Begriffsbildung schon etwas weiter sind – und  vom Beginn der globalen Katastrophe sprechen. Und zur „neuen Normalität“: Auch da wird es mehr als einige geben, die sich mit dieser „Normalität“ nicht abfinden werden. Wer aber nicht so weit gehen will, wird vom Tagesspiegel getröstet: keine Resignation, kein „Ergehen in Katastrophenszenarien, (das) wäre der falsche Weg“.

 

Der richtige Weg wird glücklicherweise gleich präsentiert: „Zuerst einmal geht es um Anpassung. Eine ganze Reihe von Maßnahmen sind hier möglich, angefangen vom Waldumbau über den Brandschutz bis hin zum Ausbau der nötigen Infrastruktur zur Brandbekämpfung“.

 

Brandschutz, Waldumbau und Ausbau der nötigen Infrastruktur zur Brandbekämpfung sind sicher sinnvolle Maßnahmen. Aber nur damit wird die Vernichtung der Lebensgrundlagen der Menschheit nicht verhindert. Wir brauchen einen gesellschaftsverändernden Umweltkampf zur revolutionären Überwindung des Imperialismus, der die Verantwortung trägt für die Klimakatastrophe.

 

Was sagt der Autor des Tagesspiegel? „Anpassung allein reicht aber nicht. Die wichtigste Maßnahme ist natürlich konsequenter Klimaschutz“. Natürlich, wird fast jeder Leser sagen. Und der sieht beim Tagesspiegel so aus: „wir müssen beim Klimaschutz beharrlich nachjustieren, ... um nicht über die 1,5 Grad hinauszuschießen. Sonst kommen wir in eine Welt, in der es nicht nur an einer Handvoll Orten brennt“.

 

Ohne mich über die Wissenschaftlichkeit des 1,5-Grad-Ziels auszulassen oder über das Verhältnis des Autors zu den Grundrechenarten zu grübeln, reift in mir die Frage: Hat der Autor etwa das Motto des Tagesspiegel, „Die Ursache der Dinge erkennen“, nicht ausreichend verinnerlicht? Oder steckt er einfach nur im Sumpf des Positivismus, der nichts von der Erkennbarkeit der - gesetzmäßigen und gesellschaftlichen - Ursache der Klimakatastrophe und der ebenso gesellschaftlichen Verhinderung deren Endgültigkeit, wissen will?