Argument
CO2-Taschenspielertrick der AfD erklärt
Die AfD will mit ihrer Propaganda über die tatsächlichen Verhältnisse hinweg täuschen. Der Klimawandel, so sagt die AfD, ist ein "natürlicher" Prozess, der nicht durch das vom Menschen in die Atmosphäre entlassene Kohlendioxid (chem. CO2) verursacht wurde. Der CO2-Ausstoß aus Wirtschaft, Verkehr und so weiter sei insgesamt viel zu klein.
„Wir sprechen hier von 0,03 Prozent CO2 in der Luft, davon sind 96 Prozent nicht vom Menschen gemacht. Also wir reden hier von marginalen CO2-Zahlen, die Deutschland hier ausstößt, die führen nicht dazu, dass das Weltklima sich verändert,“ erklärte es Tino Chrupalla, Co-Bundessprecher der AfD, im Interview mit dem Deutschlandfunk am 6. Juni 2023.
Die Zahlen, die Chrupalla verwendet, sind mehr oder minder richtig. Um die verharmlosende Täuschung zu verstehen, muss man genauer hinsehen und die falschen Annahmen aufdecken, mit denen er letztlich die Zahlen verdreht.
- Das Luftgemisch auf unserem Planeten besteht nur zu einem kleinen Teil aus CO2, nämlich 0,04 Prozent. Aber Chrupalla unterstellt, alleine deswegen schon hätte das CO2 keine Auswirkungen auf das Klima. Der relative Anteil einer Substanz in einem Gemisch bedeutet aber grundsätzlich nicht, dass dieser keine Wirkung entfaltet. Cyanwasserstoff (chem. HCN), auch bekannt als Blausäure, wirkt in einer Konzentration 0,018 Prozent in der Atemluft nach zehn Minuten für einen ausgewachsenen Menschen tödlich. Wann welche Wirkung eintritt, hängt also von den Eigenschaften der jeweiligen Substanz ab.
- Mit 96 Prozent fasst Chrupalla alles aus natürlichen Quellen stammende CO2 zusammen – dazu gehört übrigens auch das CO2, welches die aktuell knapp über 8 Milliarden Menschen ausatmen. Diese 96 Prozent sind also Teil des normalen CO2-Kreislaufs. Das heißt, sie werden in der Hauptsache durch die Pflanzenwelt abgebaut und so wieder eingelagert.
- Die übrigen 4 Prozent sind das CO2, welches die Menschheit zusätzlich in die Atmosphäre befördert. Und weil das nicht Teil des natürlichen CO2-Kreislaufs ist und nicht vollständig abgebaut werden kann, reichert es sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts an. So stieg der Anteil des Gases in der Atmosphäre von ca. 280 ppm (ppm = Anteile pro Million) zu Beginn der Industrialisierung auf 417,07 ppm¹ im Jahr 2022. Das bedeutet, dass sich vor allen Dingen durch die kapitalistische Produktion der CO2-Gehalt der Atmosphäre um 48,95 Prozent erhöht hat.
Man muss sich also vor einfachen und oberflächlichen Schlussfolgerungen hüten und sich die Dinge genau ansehen. Die Zahlen, die Chrupalla anführt, beweisen tatsächlich das Gegenteil dessen, was er schlussfolgert. Die Erhöhung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre hat zu einem stetigen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur geführt, beschleunigt durch die Zunahme weiterer Treibhausgase. Diese Erwärmung löst einen Anstieg des Meeresspiegels in weiten Teilen der Welt, das Auftauen der Permafrostböden und die Gletscherschmelze aus - wiederum alles Vorgänge, die auf verschiedene Weisen den Anstieg der Temperaturen weiter beschleunigen.
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