Open-Air-Veranstaltung in Jena

Open-Air-Veranstaltung in Jena

Vielfältige Diskussionen zum 17. Juni 1953

Bei strahlender Sonne und inmitten eines Flohmarktes führten wir am Jahrestag des 17. Juni 1953 eine Open-Air-Diskussion in Jena durch. Während der Tag von bürgerlichen Parteien und Medien im Sinne des Antikommunismus ausgeschlachtet wird, ordnete Tassilo Timm, Vorsitzender der MLPD Thüringen, die Geschehnisse der Arbeiterproteste in der DDR dialektisch ein.

Korrespondenz
Vielfältige Diskussionen zum 17. Juni 1953
(rf-foto)

Etwa 30 Passanten wohnten der Veranstaltung über einen längeren Zeitraum bei, es wurden aber noch einige  Hundert Besucher des Flohmarktes erreicht.

 

Nach der Einleitungsrede entfaltete sich eine lebendige, aber auch streitbare Diskussion. Insbesondere die Einschätzung des Charakters der Arbeiterproteste sorgte für Kontroversen. Waren die Proteste „antisozialistisch“, wie ein Diskussionsteilnehmer behauptet? Ein anderer Teilnehmer erzählte von einem Bauarbeiter, den er kannte, und der an den Streiks damals teilgenommen hatte. Genauso wie bei ihm richtete sich der Zorn der Arbeiter gegen die bürokratischen Tendenzen in der SED, aber nicht gegen den Sozialismus. Auch die Frage, ob Funktionäre im Sozialismus Privilegien erhalten dürfen und ob diese bürokratischen Erscheinungen erste Anzeichen eines Verrats am Sozialismus waren, war Teil der Diskussion.

 

Eine Gruppe von Mitgliedern der Jungen Union fühlte sich herausgefordert, mit uns zu diskutieren. Mit ihrer vehementen Verteidigung des Kapitalismus gerieten sie in die Defensive und ins Nachdenken. Sie kauften zum Schluss sogar eine "Durchblicksbroschüre" des REBELL. Ein Teilnehmer äußerte sich am Mikrofon, dass wir aktuell nicht, wie behauptet wird, in Freiheit, sondern in der Diktatur der Monopole leben. Auch am Rand der Veranstaltung und am Büchertisch wurde viel über den Sozialismus und den Charakter des 17. Juni in der DDR diskutiert. Ein Jugendlicher aus den USA, der die Veranstaltung spontan sah, erzählte über die Stimmung der Menschen in seinem Land, die sich auch vermehrt gegen ihre eigene imperialistische Regierung wendet. Es wurden einige Broschüren und Smoothies vom REBELL verkauft.

 

Die Meinungen über die DDR sind polarisiert. Noch längst sind nicht alle Zerrbilder vom Sozialismus überwunden. Diese Open-Air-Diskussion setzte aber ein klares Zeichen gegen den Antikommunismus und für die Notwendigkeit des echten Sozialismus.