49-Euro-Ticket

49-Euro-Ticket

Sparen, aber nicht um jeden Preis!

49 Euro im Monat. Im gesamten Nahverkehr Deutschlands. Das ist zwar noch weit von kostenlosem Nahverkehr entfernt, wie es zahlreiche Organisationen und Parteien auch aus Umweltschutzgründen fordern - so die MLPD oder die Umweltgewerkschaft. Aber immerhin doch eine deutliche Verbilligung der Mobilität für viele Menschen.

Von einem Korrespondenten
Sparen, aber nicht um jeden Preis!
Deutschlandticket des Hamburger Verkehrsverbundes als Chipkarte (foto: MissyWegner (CC BY-SA 4.0))

Also „Ampel sei Dank“ 49-Euro-Ticket gekauft und los? Bitte nicht einfach so! Denn der Teufel ist ein Eichhörnchen und steckt bekanntlich im Detail. Im Unterschied zum 2022 überraschend unbürokratischen 9-Euro-Ticket ist das 49-Euro-Ticket mit Absicht ganz anders gestrickt:

 

  1. Das 49-Euro-Ticket muss online über eine auf dem Handy oder auf dem PC zu installierende App bestellt werden. Das 9-Euro-Ticket war anonym an jedem DB-Automaten zu ziehen.
  2. Das 49-Euro-Ticket ist somit elektronisch auf den Nutzer personalisiert. Beim 9-Euro-Ticket war lediglich der Name auf dem Ticket einzutragen.
  3. Die Fahrscheinkontrolle erfolgt nicht mehr über Abgleich mit einem Ausweisdokument, wie beim 9-Euro-Ticket, sondern durch scannen des digitalisierten QR-Codes des 49-Euro-Tickets, der auf einem mitzuführenden Handy aufgerufen werden muss.

 

Im medialen Jubel über bereits 10 Millionen gekaufte 49-Euro-Tickets - oder Deutschland-Tickets - geht eine Tatsache leider unter: Die Erstellung millionenfacher Bewegungsprofile vermittels des personalisierten QR-Codes bei der Fahrscheinkontrolle. Einmal gescannt – und schon ist die Streckenrichtung und der Standort jeder nutzenden Person online und „in Echtzeit“ in Datenbanken erfasst und dokumentiert. Das funktioniert auch ohne Handyortung, welches wiederum grundsätzlich mitzuführen sein soll, um das 49-Euro-Ticket zu nutzen. Die PC-Zeitung chip kommentiert: „Das Ziel hinter der Digitalisierung ist, Daten zu generieren und besser nachverfolgen zu können, auf welchen Strecken wie viele Menschen unterwegs sind“. Das gilt dann übrigens nicht mehr nur für den überregionalen Zugverkehr, sondern auch für die Nutzung im Nahverkehr der Städte, die besucht werden – wenn das 49-Euro-Ticket dafür benutzt wird.

 

Lediglich bis Ende 2023 sind als Übergangsregelung Papiertickets sowie bei einigen Nahverkehrsverbünden - evtl. auch länger - Chipkarten zulässig. Aber: Die Erfassung des personalisierten QR-Codes macht auch bei Papiertickets oder Chipkarten den Unterschied zu früheren Tickets. Selbst wenn man auf diese Weise das Handy vorübergehend noch zu Hause lassen kann, wird das Bewegungsprofil erfasst und verfeinert.

 

Das 49-Euro-Ticket ist also nicht nur ein Zugeständnis zur Dämpfung des Widerspruchs der Massen über die verteuerten Benzin- und Energiekosten. Die Herrschenden nutzen die Einführung des 49-Euro-Tickets zugleich zur weiteren Systematisierung und Verfeinerung der Überwachung und Bespitzelung der Bevölkerung im Rahmen ihrer Rechtsentwicklung und der damit verbundenen Faschisierung des Staatsapparats. Um das finanzielle Sparpotenzial des 49-Euro-Tickets richtig auszunutzen, sollte sich jeder politisch fortschrittliche und kämpferische Kollege auch über die damit verbundene erhöhte Überwachung bewusst sein. Nur dann spart man auf Dauer was.