Wiederaufbauprojekte mit geringer Wirkung
Korallensterben – durch die Wissenschaft aufzuhalten?
Kürzlich kam in den Tagesthemen ein Bericht über die katastrophale Entwicklung der Meere.
Doch für ein Happy End des Beitrags sorgten junge engagierte Menschen, die in Badehose im strahlenden Sonnenschein fröhlich neue Korallenriffe schufen. Die Message war klar: Es gibt negative Entwicklungen, aber auch positive, und im Endeffekt wird es sich schon irgendwie ausgleichen.
Entspricht das der Wirklichkeit? Nein. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie. Der Meeresbiologe Terry Hughes hatte sich vorgenommen, 300 Korallenriff-Wiederaufbauprojekte auf ihren Nutzen und ihren Aufwand hin zu untersuchen. Seine Bilanz: In 40-50 Jahren wurden sagenhafte 250 Millionen Dollar für derartige Projekte ausgegeben. Doch alle sehr mühseligen und aufwendigen Projekte gemeinsam vermochten es lediglich, zwei (!) Fußballfelder Korallenriffe neu aufzubauen.
Zum Vergleich: das größte Korallenriff der Welt, das Great Barriere Reef, ist 70 Millionen Fußballfelder groß! Die Wiederaufbauprojekte sind also ehrenwert, aber im Verhältnis zum Aufwand ein Tropfen auf den heißen Stein. Deshalb resümiert Terry Hughes im Deutschlandfunk: "Der Effekt der Wiederaufbauprojekte ist marginal, der Aufwand extrem hoch. Manche denken: die cleveren Wissenschaftler werden das schon lösen können, die können die Riffe wiederherstellen. Diese Botschaft ist falsch! Stattdessen müssen wir uns darauf konzentrieren, die Ursachen des Riffsterbens zu bekämpfen: die Verschmutzung, die Klimaveränderungen, das Fischsterben. Der CO2-Ausstoß muss so schnell wie möglich reduziert werden."