Besuch in KZ-Gedenkstätte

Besuch in KZ-Gedenkstätte

Das deutsche Volk ist der Hauptschuldige?

Ich verbrachte kürzlich einen Urlaub im Harz. Hierzu gehörte auch ein Besuch in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau- Dora in Begleitung einer Politikwissenschaftlerin. Zum Auftakt erläuterte sie an einem Gips-Modell des Gesamtlagers dessen technischen Aufbau und die Infrastruktur. Zum Abschluss der Einleitung betonte sie, dass auch die Bevölkerung die dort an den Häftlingen verübten Grausamkeiten mitbekommen hat. Ich fragte extra nach, ob sie damit meine, dass das deutsche Volk selbst schuld am Faschismus sei. An jeder Station zog sich diese Argumentation durch, dass die Menschen für die Barbarei selbst verantwortlich seien.

Korrespondenz aus Villingen-Schwenningen

Hierzu führte sie diverse Beispiele an - stellvertretend das Härteste: Im V2-Produktionsstollen erzählte sie, seien viele Facharbeiter aus der Region in der Produktionsorganisation mit Aufsichtsfunktion eingesetzt gewesen. Dann provozierte sie mit der Frage: "Wer, meinen sie, hat die Häftlinge am meisten schikaniert die SA, die SS oder die Facharbeiter? Natürlich die Facharbeiter! Woher diese "wissenschaftliche" Erkenntnis stammt, verriet sie nicht.

Zum einen hatte der Harz im Faschismus eine besondere Situation:

  • Hier waren besonders viele KZs angesiedelt, somit der Einschüchterungsfaktor der faschistischen Metzger sehr hoch. Nicht zufällig zogen sich Ende des Krieges auch viele "Tausendjährige" in den Harz zurück und kämpften über den letzten Tag hinaus für den "Endsieg".
  • Wurden in den 1930er-Jahren im Harz viele Gruben geschlossen. So gab es viele Arbeitslose. Moralisch ist es natürlich überhaupt nicht zu vertreten, sich in einem KZ zu bewerben. Aber am aktuellen Beispiel Ukrainekrieg wird deutlich, wie die Medien der Herrschenden diese nutzen können, um Kriegsstimmung zu fördern. Im Faschismus war das ja um ein tausendfaches stärker.

 

Warum spielt diese junge Frau die faschistische Barbarei so herunter, und schiebt dem Volk die Schuld in die Schuhe? Verantwortlich sind erst mal ihre Lehrer. Die vielen Menschen, die hier mit moralischer Empörung anreisen, sollen auf dem Niveau der moralischen Empörung stehenbleiben. Dass der Faschismus die brutalste Herrschaftsform des Imperialismus ist, das soll verborgen bleiben. Wo bleibt eigentlich die Eigenverantwortung dieser noch recht jugendlichen Frau. Weshalb akzeptiert sie den engen Rahmen, den ihr ihre Lehrer aufschwätzen?

 

Ich würde sagen: Neben der persönlichen Schikanierung von Einzelpersonen und Organisationen als Gefährder etc. ist das auch ein Teil der Faschisierung des Staatsapparats. In einer staatlichen Ausbildungsstätte wird Geschichtsfälschung betrieben. Die dort Studierenden trimmt man systematisch auf die Verharmlosung des Faschismus. Das passt auch gut dazu, welchen Freiraum man staatlicherseits den Faschisten in unserem Land einräumt. Ihr werde ich auf alle Fälle diesen Artikel zukommen lassen, und auf den RW 38 ansprechen. Sie soll sich nie darauf rausreden können, die Dialektische Methode nicht zu kennen.