Mercedes in Sindelfingen:
Arbeiter fordern Aufklärung der Todesschüsse und Konsequenzen - Faschisten missbrauchen erneut die Tat
Wie bekannt, erschoss am 11. Mai ein Leiharbeiter seine beiden Teamleiter in der Halle 56, wo die neue S-Klasse montiert wird. Daraufhin hat Mercedes die Produktion bis zum Wochenende eingestellt und es fanden am 15. Mai in der Früh- und Spätschicht Veranstaltungen zum Gedenken an die beiden erschossenen Kollegen statt.
Auch gab es Angebote zur pschologischen Betreuung von Kollegen, die die Tat mitbekommen oder unter Schock standen. Das entsprach auch den Gefühlen und Erwartungen der Kollegen. Dass allerdings neben Mercedes-Chef Ola Källenius auch der betreffende Rhenus-Manager sprach, der es zuvor nicht einmal für nötig hielt, persönlich den Leiharbeitern sein Beileid auszusprechen und der maßgeblich für die üble Personalpolitik verantwortlich ist, stieß auf Widerspruch. So ein Rhenus-Kollege auf WhatsApp: „Unsere Chefs interessiert das kein bisschen. Für die sind wir sowie nur Vieh.“
Die Unzufriedenheit der Arbeiter über hohe Arbeitsbelastung, zu wenig Sozialräume oder langen Wege in der „supermodernen, digitalisierten Factory 56“ und die Umstände, die bei den Morden eine Rolle gespielt haben, interessiert jedoch die bürgerlichen Medien nicht. So soll der 53-jährige Täter am Vortag erfahren haben, dass er statt der versprochenen Festeinstellung bei Mercedes gekündigt wurde. Das rechtfertigt überhaupt nicht den schrecklichen Mord an zwei seiner Kollegen und kann sich auch mit politischen Auseinandersetzungen unter türkischen Kollegen durchdringen. Darüber wurde in den bürgerlichen Medien spekuliert und das greifen auch die Faschisten als „türkischer Bürgerkrieg in Deutschland“ auf. (Mehr dazu hier)
Die Stamm- und Leiharbeiter bei Mercedes warten aber noch immer darauf, wie es zu den Morden gekommen ist. Bekannt ist nur, dass der Täter eine illegale Pistole benutzte und in Haft ist, aber schweigt und die Polizei eine Sonderkommission eingerichtet hat. Unter Kollegen gibt es Zweifel, ob der Vorstand wirklich Interesse an einer vollständigen Aufklärung hat. So ist die Amokfahrt von Februar 2022, bei dem ein Mann mit einem VW-Bus in das Werksgelände raste, bist heute nicht aufgeklärt. Forderungen von bürgerlichen Experten und Politiker nach Torkontrollen, bei dem auf Waffen hin untersucht werden, sind entweder realitätsfern oder können auch zur unbegrenzten Überwachung der Kollegen missbraucht werden, was abgelehnt werden muss. Was die notwendigen Konsequenzen zum Kampf gegen die Leiharbeit, bzw. der Festübernahme der Kollegen und besserer Arbeitsbedingungen in der Halle 56 angeht, müssen allerdings die Arbeiter selbst aktiv werden.
Empörend und auf unseren Widerstand muss dagegen eine inzwischen bekannt gewordene Aktion der faschistischen „Identitären Bewegung“ vor dem Tor 3 Ende Mai stoßen. Die Neofaschisten missbrauchen die Trauer und Empörung der Arbeiter und Massen über die Morde eines türkischen Täters an seinen Kollegen, um die internationale Arbeitereinheit anzugreifen, mit dem Ziel die Arbeiterbewegung zu zerschlagen. Das macht nochmals deutlich, warum die MLPD fordert: Verbot aller faschistischen Organisationen und ihrer Propaganda!