Kultur
„Lola-Filmpreis“ für „Das Lehrerzimmer“
"Das Lehrerzimmer" ist beim diesjährigen Deutschen Filmpreis als bester Spielfilm mit der „Lola in Gold“ ausgezeichnet worden. Worum geht es?
Carla Nowak (Leonie Benesch) geht mit viel Engagement ihre erste Stelle in einem Gymnasium an. Als sie eigenständig eine Diebstahlserie aufklären will, geraten sie und die gesamte Schule in zunehmend unlösbar scheinende Konflikte mit empörten Eltern und angriffslustigen Schülern. Und der Film endet auch als völliges Dilemma: Es gibt keinen Ausweg, keine Lösung.
Es gäbe auch keine Lösung, wenn die Diebstahlserie aufgeklärt würde, denn inzwischen sind viel größere Fronten und Fragen aufgeworfen. Es geht um Gerechtigkeit, um Sündenböcke, um Wahrheit, um die Rolle der verschiedenen Beteiligten und insgesamt um das System der Schule. Und um letzteres geht es tatsächlich, denn das „Lehrerzimmer“ wird als ein Abbild der Gesellschaft gezeigt. Der Regisseur Ilker Catak: „Schule ist ein gutes Spielfeld, weil sie unsere Gesellschaft als Mikrokosmos, als Modell zeigt...“
Man kann dem Film zugute halten, dass die schauspielerische Leistung wirklich ausgezeichnet ist und auch die Vorgänge im Lehrerzimmer, in den Klassen, bei den Elternabenden usw. hervorragend und sehr realistisch gezeigt werden. Dafür gab es wohl den Preis. Trotzdem: der Film lässt den Zuschauer völlig ratlos zurück. Das Dilemma spitzt sich unaufhaltsam zu, beziehungsweise – um im beabsichtigten Bild zu bleiben – die gesellschaftlichen Krisen häufen sich und erscheinen unlösbar. Das hat aber damit zu tun, dass der Film einfach nur die Erscheinungen der Widersprüche beschreibt. Aber dieses positivistische Bild der Oberfläche erzeugt völlige Orientierungslosigkeit bei allen Beteiligten.
Die Standpunkte der Beteiligten, die Ereignisse bleiben ungeordnet, stehen gleichwertig nebeneinander. Die Sympathie des Zuschauers bleibt bei der engagierten Hauptdarstellerin, die aber scheitert. Aber warum? Die Gesetzmäßigkeiten, die in den Widersprüchen wirken, werden nicht ansatzweise erfasst und so gibt es auch keine Perspektive – weder in der Schule und auch nicht in der Gesellschaft – wie es der Regisseur wohl auch meint.
Ein junges Pärchen, das selbst den Lehrerberuf einschlagen wollte war hinterher völlig verunsichert. Wir sprachen darüber, auch darüber, dass die Krise im Bildungsbereich tatsächlich immer unlösbarer erscheint. Allerdings ist sie auch nur eine der Krisen, die im Kapitalismus unlösbar sind. Statt zu resignieren, ist es an der Zeit, über die Alternative des Sozialismus nachzudenken; aber das ist wohl nicht die Absicht des Films.