Großbritannien
Verbrannte Erde an der Nordseeküste durch Kohlebergbau
Zwei Wochen Urlaub führen uns in den Norden Englands.
Südlich von Newcastle zieht sich im Bezirk Durham entlang der Nordseeküste ein Landstreifen. Dort reihte sich zwischen den Siedlungen Seaham, Dawdon, Easington, Horden, Blackhall usw. bis Anfang der 1990er-Jahre Zeche an Zeche. Geht man entlang der Steilküste wandern, trifft man immer auf ehemalige Bergleute und ihre Familien.
Der Stolz auf ihre Arbeit, die Enttäuschung über den Niedergang und die Verarmung der Region mit den Zechenschließungen, und der Hass auf die britische Regierung und den Einsatz von Polizei und Militär (!) gegen die Anfang der 1980er-Jahre streikenden Bergleute, wird in den Gesprächen lebendig. „Die Polizei ging mit Knüppeln, Schutzschildern und auf Pferden gegen uns vor. Bei vielen fehlten an der Polizeiuniform die Erkennungsnummern. Das waren Leute aus der britischen Armee. Das konnte man auch daran erkennen, dass sie geübt im Marschieren waren, wovon die Polizei wenig Ahnung hat,“ berichtete ein ehemaliger Ingenieur von der Zeche Easington.
Die Zechen befanden sich unmittelbar an der Nordseeküste. Abgebaut wurde in ca. 400 Meter Tiefe in Schächten bis 5 Kilometer in die Nordsee hinein. Abraum, und Material aller Art – alles wurde von der Küste aus in die Nordsee gekippt. Großflächig wurden Strände und Nordsee verseucht. Entlang der Küste stößt man überall darauf (s. Bild). Beschönigend weisen Hinweistafeln darauf hin, dass die Natur und das Meer in einem „Heilungsprozess“ alles wieder in Ordnung bringen würden. Auch im Kampf gegen diese Variante der verbrannten Erde, wie sie die britische Kohlenindustrie hinterlassen hat, ist die 3. Internationale Bergarbeiterkonferenz im August in Thüringen die richtige Adresse – und das ist Thema in unseren Gesprächen.