Der 67. „Eurovision Song Contest“

Der 67. „Eurovision Song Contest“

Politisch wie noch nie

Millionen Menschen schauten der „größten Musikshow der Welt“ in Kneipen, Pubs oder auch Zuhause zu. Künstler aus 26 Länder standen im Finale. 100.000 Fans waren nach Liverpool angereist. Was wurde geboten?

Von cw

Schon im letzten Jahr stand die Veranstaltung im Zeichen der westlichen Kriegsführung im Ukrainekrieg. 2022 hatte der Sänger des ukrainischen Kalush Orchestra nach deren Sieg um Unterstützung für den Krieg der Ukraine geworben. Dieses mal wurde in Liverpool durch ein massives blau-gelb geprägtes Straßenbild kein Zweifel darüber gelassen, auf welcher Seite des imperialistischen Kriegs der „Eurovision Song Contest“ stehen sollte.

 

Das Finale wurde wegen des Ukrainekrieges nach Liverpool verlegt. Schon allein deshalb war klar: Die Krisen und Kriege der Welt ausblenden – das ging nicht.

 

Letzter des Contests wurde mal wieder der deutsche - diesmal hardrockige - Beitrag. Siegerin wurde die Schwedin Loreen mit dem inhaltlich eher belanglosen aber perfekt vorgetragenen Song "Tattoo"; ein Song der Kategorie „Selbstdarstellung“. Die Songs mischten oft musikalische Elemente: elektronische Klänge mit Folklore, RAP mit Heavy Metal oder wuchtigen symphonischen Klängen, Flamenco-Merkmale verschmolzen mit Balkan-Rhythmen. Das Trennende, das Gegeneinander in den Stilen wird eher verdrängt. Jeder Song war mit perfekter Choreographie, Tanz, Kostümen und einer Beschallungs- und Beleuchtungstechnik etc. verbunden. Film-Einspielungen auf dem Niveau der aktuellen digitalen Technik waren Standard. Jeder Musik-Vortrag setzte an den Gefühlen an, am Interesse nach Liebe, Frieden, nach einer lebenswerten Zukunft. Aber dann verschwindet - meist hinter „dickem Nebel“ - die Realität der gesellschaftlichen Krisen, der Kriege, der Zerstörung der Umwelt, der Klassenwidersprüche. Der zweitplatzierte finnische Beitrag rät direkt: Leute, trinkt euch einfach den Frust von der Seele. Die Sängerin des Vereinigten Königreichs stellte sich nur auf die Bühne, weil sie sich mit ihrem Lied an ihrem „Ex“ rächen wollte.

 

Aber dann ging es doch um Krieg. Remo Forrer aus Österreich erklärte: „Ich will kein Soldat sein“ und riet so den Zuhörern, sich besser aus dem Krieg rauszuhalten. „Let 3“ aus Kroatien machte sich über das ganze Militär lustig; zum Schluss saßen die Uniformträger in Unterhosen auf der Bühne. Eine offene Unterstützung für den Krieg in der Ukraine gab es nur im Beitrag der Ukraine: Sie sangen ein Loblied auf die “stählernen Herzen“. Offener, als im Text, wurde im Bild deutlich, dass damit das faschistische Asov-Regiment angesprochen wurde, das sich in einem Stahlwerk im Donez-Becken gegen die russische Aggression verschanzt hatte. Solche stählernen Herzen seien es, die einen Atomkrieg verhinderten. Wie bitte? Die Weltkriegsgefahr durch Faschisten aufhalten? Natürlich haben die Arbeiterklasse und die Massen in der Ukraine das Recht dazu, sich gegen die imperialistische Aggression Russlands zur Wehr zu setzen. Aber die Weltkriegsgefahr wächst durch Russland und die NATO - im Verbund mit der Selenskyj-Regierung. Sie wächst also durch die imperialistische Verschärfung, die beide Seiten durchführen. Dafür werden in der Ukraine Russen und Ukrainer in einem Krieg verheizt. Die Arbeiterklasse und die Massen müssen aber den Kriegstreibern in den Arm fallen. In der heutigen latenten Existenzkrise der Menschheit dient diese Musikshow vor allem dazu, von den kapitalistischen Ursachen von Krieg und Krisen abzulenken und dem Zusammenschluss für einen gesellschaftsverändernden Kampf entgegenzuwirken.

 

Ein genaues Gegenprojekt zu diesem Songcontest bietet das Rebellische Musikfestival mit einer realen und echten Perspektive. Statt individuellem Ausweg, statt Schönfärberei und Verharmlosung der Krisenentwicklung, geht es um berechtigten Optimismus, Gefühle mit Perspektive, um Zusammenschluss für einen positiven Ausweg aus der kapitalistischen Krisenentwicklung. 45 Bands sorgen auf zwei Bühnen für die passende Stimmung: Rock, Hip-Hop, Rap, Ska, Punk, da ist für jeden was dabei. The Wakes, Nuju, Gehörwäsche, Skaboum, Compania Bataclan, Leila Akinyi und viele weitere sind ein echtes Erlebnis. Das wird alles selbst organisiert -- ohne Staats-Knete und Subventionen von Profiteuren. Neben rebellischen Bands gibt es auch neue Kontakte und Freunde aus ganz Deutschland, Infopoints mit verschiedenen Spielen und Aktivitäten. Dort kann man diskutieren, sich informieren und sich für den gemeinsamen Kampf organisieren – inklusive für die Alternative des echten Sozialismus.

 

Ihr findet alles notwendige, alle  Infos zur Teilnahme auf der Homepage rebellischesfestival.de