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Erinnerungen an unseren Genossen Wolfgang Haller

Zum Gedenken, und um Abschied von Wolfgang Haller zu nehmen, kamen ca. 85 Genossinnen und Genossen, Freunde und Familienangehörige zur Gedenkveranstaltung in Karlsruhe.

Korrespondenz
Erinnerungen an unseren Genossen Wolfgang Haller
Wolfgang Haller (foto: privat)

Mit Geschichten aus seinem Leben, seinem politischen Werdegang, mit persönlichen Anekdoten und musikalischen Beiträgen entstand eine würdige Veranstaltung. In einer sehr beeindruckenden Rede konnte jeder noch etwas Neues über Wolfgang erfahren und für sich etwas für das eigene noch verbleibende Leben mitnehmen. Im liebevoll geschmückten Saal gab es anschließend die Gelegenheit, sich vor einem typischen Bild von Wolfgang zu verabschieden. Sehr bewegend dabei: Das gemeinsame Summen der Internationale, von Bella Ciao und von Arbeiter von Wien.

 

Bei einem soliden Eintopf und einem Mitbringbuffet mit Fingerfood und Kuchen konnte man sich stärken. Wir bedanken uns bei allen, die gekommen sind und zum Gelingen der Feier beigetragen habe

 

Wolfgang hatte nach dem Abschluss der Realschule bei der Sparkasse gearbeitet und war sehr aktiv im Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands (KABD), der Vorläuferorganisation der MLPD. Für die MLPD stellte er seine Kenntnisse in der Finanzpolitik zur Verfügung. Ihm war es stets wichtig, mit den Finanzen verantwortungsvoll und sparsam umzugehen. So war es für ihn selbstverständlich, für die MLPD Revisionstätigkeiten zu übernehmen. Finanzen waren sein A und O, da musste alles stimmen - von der Parteikasse, Urlaubskasse bis zur Familienkasse.

 

Seine prägenden Eigenschaften waren seine hundertprozentige Zuverlässigkeit und große Besonnenheit. Wenn man mit ihm etwas ausgemacht hatte, galt das. Seine proletarische Haltung ging sogar soweit, dass er regelmäßig bei einem Genossen übernachtete, um am nächsten Morgen rechtzeitig zum Betriebseinsatz zu kommen. Er blieb in politischen Fragen immer seinen Prinzipien treu, machte sich viele Gedanken, und bemühte sich, den anderen richtig zu überzeugen. Faule Kompromisse oder Anbiederung kannte man von ihm gar nicht.

 

Wolfgang war ein grundsolider Mensch, mit einer gesellschaftlich revolutionären Vision, für die er mit seinem ganzen Herzen lebte. Das scheint wie ein unausführbarer Spagat, aber ihm gelang es, diese beiden Elemente in sich und seinem Leben zu verwirklichen.

 

Auch in Gesprächen mit seinen Arbeitskollegen wurde deutlich, wie beliebt er war. Sie betonten alle, mit ihm könne man Pferde stehlen. Es gelang ihm, zu vielen persönlichen Kontakt aufzubauen, was in so einem trockenen und seriösen Beruf bestimmt nicht die Regel war. Freundschaften waren ihm stets wichtig, und er hat viel dafür getan, die Freunde nie aus den Augen zu verlieren, sich immer wieder Zeit genommen, sich mit ihnen zu treffen.

 

Ohne diese Fähigkeiten wäre es nie gelungen, tiefe antikommunistische Vorbehalte zu überwinden und andere für den Marxismus-Leninismus zu begeistern. Für diese weltanschauliche Öffnung in seinem Denken, Fühlen und Handeln sind wir alle sehr dankbar. Wolfgang hat für sich - außer Respekt - nie etwas gefordert. Er war ein zutiefst bescheidener Mensch. Wir denken an Wolfgang in Trauer und Fröhlichkeit, Respekt und Freundschaft. Er war uns immer ein großes Vorbild und ein Freund.