Bangladesch

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Zehn Jahre Rana-Plaza-Einsturz

Am 24. April 2013 stürzte das Fabrikgebäude Rana Plaza in Dhaka / Bangladesch ein. Es ist das größte Unglück in der Geschichte der Textilarbeiter - weltweit. Trotz Warnungen vor Rissen in den Wänden, mussten Tausende Textilarbeiter in dem Gebäude weiter arbeiten. Der Einsturz forderte 1135 Tote und über 2000 Verletze. Die Verletzten und Hinterbliebenen sind bis heute nicht angemessen entschädigt worden, können aufgrund der Verletzungen nicht mehr arbeiten und Gewerkschaftsaktivisten landeten auf Schwarzen Listen.

Von hb
Zehn Jahre Rana-Plaza-Einsturz
Wut, Trauer und Empörung waren schon beim Gedenken im Jahr 2018 groß (rf-foto)

Aus Anlass dieses Jahrestags forderte die Entwicklungsministerin Deutschlands, Svenja Schulze (SPD), ein Ziviles Klagerecht für die Betroffenen. Das ist sicherlich zu begrüßen. Aber - welche Richter sollen darüber entscheiden? Wo sollen diese Prozesse stattfinden und wer bezahlt sie? Vor allem – wer setzt sie denn dann durch?

 

In Bangladesch werden die demokratischen Rechte massiv unterdrückt, Gewerkschafter verfolgt und Arbeiterproteste von Schlägertrupps der Firmen angegriffen. Ein faschistisches Gesetz mit dem Namen „Digital Security Act“ erlaubt es der Regierung, jeden zu verhaften, der kritisch berichtet.

 

Am 1. März 2023 wurde ein Protestmarsch von Gewerkschaftern und Textilarbeitern zum Arbeitsministerium brutal von der Polizei attackiert. Das „Verbrechen“ der Protestierenden war das, dass sie eine Erhöhung des Mindestlohns für Textilarbeiter von 8000 Taka (67.74 Euro) auf 25.000 Taka (211.70 Euro) forderten, weil die Preise für Gas, Reis und Öl – die Grundlebensmittel - ungeheuer angestiegen sind, weil Unterernährung und Hunger bei Arbeiterfamilien stark zugenommen haben.

 

Rana Plaza hat sich weltweit in das kollektive Gedächtnis eingebrannt - als Symbol für die besondere Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiterinnen und Arbeiter in abhängigen Ländern.

 

Die „Fast-Fashion“–Textilindustrie, für die dieses Unglück auch steht, ist ein Ausdruck für die Überlebtheit des kapitalistischen Wirtschaftssytems. Im Rana-Plaza-Gebäude wurde für Firmen wie Kik, Adler Mode, NKD, Guldenpfennig usw. produziert. Firmen, die an menschenunwürdigen, gefährlichen und giftigen Arbeitsplätzen Kleidung produzieren lassen, welche von vorne herein nur kurz getragen werden können und sollen, bevor sie dann auf dem Müll, in Sammelcontainern oder ungetragen in der Atacama-Wüste von Chile landen.¹

 

Rana Plaza ist ein Anlass dafür, sich über die gesellschaftliche Alternative aus diesem - für Mensch und Natur zerstörerischen - kapitalistischen Wirtschaftssystem auseinanderzusetzen, sich international im Kampf um Arbeiterinteressen zu verbinden, Solidarität zu organisieren und gegenseitig zu unterstützen.² Die Arbeitereinheit über Ländergrenzen hinweg und der Zusammenschluss für Koordinierung und Revolutionierung der Kämpfe in der revolutionären Weltorganisation ICOR³ sind die richtige Schlussfolgerung aus diesem fahrlässig verursachen Mord an 1135 Arbeiterinnen und Arbeitern.