Tagebau Hambach

Tagebau Hambach

Fröhliches Picknick in der rheinischen Braunkohle

Am Sonntag, dem 16. April, machten wir, elf Freunde, Freundinnen, Genossinnen und Genossen aus Aachen, Köln, Leverkusen und Bonn, uns auf zu einem Picknick am Rande des ca. 500 Meter tiefen Tagebaus Hambach im rheinischen Braunkohlerevier.

Korrespondenz
Fröhliches Picknick in der rheinischen Braunkohle
Imposanter Rundblick (rf-foto)

Dort ist ein gigantisches Loch in der Erde, in dem die riesigen Bagger und Absetzer (die die Kiese und Sande über der Braunkohle, die auf der einer Seite weggebaggert werden, auf der anderen Seite wieder absetzen, verbunden durch kilometerlange Transportbänder) fast wie Spielzeuge aussehen. Ganz unten sieht man schwarz die Braunkohle, die ohne Unterbrechung in die Kraftwerke befördert wird. Auch am Sonntag laufen die Anlagen. Einzelne Arbeiterinnen und Arbeiter kann man, wenn überhaupt, nur mit dem Fernglas sehen.

 

Im ganzen Braunkohlerevier arbeiten insgesamt noch ca. 8.000 Beschäftigte, die die Maschinen bedienen und instandhalten, in den Kraftwerken arbeiten, aber auch den Rückbau ausgekohlter Tagebaue bewerkstelligen. Viele sind bei RWE, dem Eigentümer der Kraftwerke und Tagebaue, direkt angestellt, andere aber auch bei "Servicefirmen". Unter diesen allen wollen wir in den nächsten Wochen für die 3. Internationale Bergarbeiterkonferenz werben, sie für eine Teilnahme gewinnen und auch für die Gründung einer Gruppe von "Kumpel für AUF".

 

Für unser Picknick hatten wir uns den Aussichtpunkt "TerraNova" in der Nähe von Elsdorf ausgesucht, wo Besucher auf einer natürlichen Plattform mit Spielplatz, großer Wiese, einem Restaurant, Bänken etc. einen Rundblick haben nach Süden zum Hambacher Wald (der ja nun doch nicht mehr dem Tagebau weichen muss) bis zur Sophienhöhe im Norden, einem bewaldeten Höhenrücken aus ausgebaggertem und aufgehäuftem Sand und Kies und Lehm. Und dazwischen das tiefe Loch, das in breiten Terassen zu den Seiten ansteigt.

 

Wir hatten Glück mit dem Wetter, der angekündigte Regen fand nicht statt, es kam sogar manchmal die Sonne zwischen den Wolken durch. Tische, Stühle, einen Pavillon hatten wir dabei und leckeres Essen und Trinken. Zum Glück genug Kaffee, dem doch den meisten bei dem kühlen Wetter gegenüber kalten Getränken den Vorzug gaben.

 

Einige von uns hatten sich auf verschiedene Themen vorbereitet und regten so Gespräche und Diskussionen an: über die enormen Umweltbelastungen und dauerhaften Deformierungen der Natur und des Lebensraumes, die mit dem Abbau der Kohle verbunden sind (z.B durch Staub, der durch die gewaltigen Mengen bewegter Massen permanent entsteht und sich weit in der Region verbreitet, aber auch durch das ständige Abpumpen von Grund- und Tiefenwässern, durch die Zerstörung fruchtbarer Flächen für die Landwirtschaft, da die großen Tagebaue nicht wieder zugeschüttet werden, sondern künftig Seen bilden sollen).

 

Über den Ursprung der Braunkohle in der erdgeschichtlichen Epoche des Tertiär in einem Zeitraum von ca. 10 bis 25 Mio Jahre vor heute in einer stark bewachsenen tropischen Küstenlandschaft und ihre Entstehung in Verbindung mit Absenkungsprozessen in der Erdkruste. Wir diskuierten auch über die Aufgabe, Umwelt- und Arbeiterbewegung zusammenz bringen, was in der Braunkohle aufgrund von Stimmungsmache durch RWE, aber auch durch Überheblichkeit in der Umweltbewegung bisher noch nicht so recht gelungen ist. Vorbehalte unter den Kumpel kann man aber überwinden, wenn man sich gar klar auf ihre Seite stellt, insbesondere was die Sorge um ihre Arbeitsplätze angeht. RWE kann und muss sie weiterschäftigten, ihr Know-how für den Rückbau und die Rekultivierrung wird noch Jahrzehnte benötigt.

 

Der Ausflug war ein großes Erlebnis mit bleibenden Eindrücken und viele neuen Erkenntnissen. Für die Bergarbeiterkonferenz kamen 41,30 € an Spenden zusammen. Es wird nicht der letzte Ausflug in der Braunkohle bleiben. Einige haben Interesse an der Teilnahme an einer Besichtigungsfahrt in einen Tagebau.