Rede von Stefan Engel auf der Gelsenkirchner Montagsdemo am 17. April (1. Teil)
Ein historisches Wochenende ...
Stefan Engel, Leiter der Redaktion des theoretischen Organs der MLPD, spricht regelmäßig auf der Montagsdemonstration in Gelsenkirchen. Am 17. April trug seine Ansprache die Überschrift "Ein historisches Wochenende, der Quatsch mit der Lohn-Preis-Spirale und: Wir müssen uns wieder mehr mit der sozialen Frage befassen!" Stefan Engel stellt diese Rede den Leserinnen und Lesern von Rote Fahne News zur Verfügung. Wir veröffentlichen sie in zwei Teilen, den ersten Teil heute.
Schönen guten Abend! Wir haben ein historisches Wochenende hinter uns, denn endlich wurde in Deutschland die Atomkraft abgeschaltet. Das war vor ein paar Jahren eigentlich noch eine klare Kiste. Damals haben 80 Prozent der Bevölkerung diese Abschaltung befürwortet. Aber seitdem diese Kriegshetze hier losgegangen ist, seitdem müssen sich angeblich alle wieder an der Atomwaffenproduktion beteiligen.
Rein ökonomisch ist die Atomkraft ein Reinfall – und zwar von vorne bis hinten. Es handelt sich dabei um die teuerste und um die unzuverlässigste Energie – und sie funktioniert vor allem nicht, wenn kein Wasser da ist. Das haben wir letztes Jahr in Frankreich gesehen, wo 90 Prozent aller Atomkraftwerke abgeschaltet werden mussten, weil die Flüsse zu wenig Wasser geführt hatten. Atomkraftwerke brauchen aber Kühlwasser für die Brennstäbe. Das war so nicht gegeben. Inzwischen habe ich gehört, dass in Frankreich für dieses Jahr noch mit einer stärkeren Dürre gerechnet wird. Der Grund dafür ist der, dass der ganze Winter zu wenig Niederschlag hatte. Aus diesem Grund gibt es schon jetzt im April in Frankreich eine Trockenheit. Das hat es noch nie gegeben. Unter anderem aus diesem Grund kann man von einer Sicherheit in Bezug auf Atomkraftwerke nicht reden – und von einer Sicherheit in der Energieerzeugung schon gar nicht. In den letzten 70 Jahren haben wir inzwischen mehr als zehn schwere Atomunfälle erlebt: in Russland, in der Ukraine, in Japan, in den USA – ich denke da an Harrisburg. Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, an der Kritik an Atomkraftwerken – egal ob zur Stromproduktion oder für die Waffenproduktion – zu zweifeln.
Die Montagsdemonstration ist stolz darauf, dass sie grundsätzlich auf Seiten der Leute geblieben ist, die die Stromerzeugung durch Atomkraft ablehnen! Viele von uns waren selbst Teil dieser wichtigen Bewegung, die Rückgrat und Durchhaltevermögen bewiesen hat. Die Atomkraft gefährdet Menschen und ist kein wirklicher Fortschritt für die Menschheit.
Die größten Schreihälse kommen aus den Reihen der CDU / CSU. Der bayerische Ministerpräsident, Markus Söder (CSU), will jetzt sogar ein Atomkraftwerk in Bayern weiterlaufen lassen. Das sind schon fast faschistische Methoden. Er versucht in Bayern einen Alleingang, was natürlich gesetzlich nicht möglich ist. Es gibt also von dieser Seite eine ungeheure Krakeelerei. Der eigentliche Grund dafür ist die Tatsache, dass Atomkraftwerke auch für die Produktion von Atomwaffen genutzt werden können. Die Bundesregierung hat im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg atomwaffenfähige Flugzeuge aus den USA bestellt. Ich denke, Deutschland hat nichts mit Atomwaffen zu tun? Wir brauchen keine Atomkraftwerke und wir brauchen auch nicht diese Flugzeuge der sogenannten »atomaren Teilhabe«. Wir sind der Auffassung, dass das alles ein gefährliches Spiel mit dem Feuer ist und dass die Menschheit in der Gefahr schwebt, auf ihren Abgrund zuzugehen.