Raststätte Gräfenhausen
Besuch bei den streikenden LKW-Fahrern
Der Streik der LKW-Fahrer, die vom polnischen Spediteur Lukasz Mazur beschäftigt werden, findet breite Unterstützung. Nach vier Wochen Streik ist die Stimmung unter den Fahrern auf dem Rastplatz Gräfenhausen gut und zuversichtlich. Etliche Fahrer bedankten sich bei unserer Delegation der MLPD für den Kuchen und andere Lebensmittel. Schnell wurde der Kuchen aufgeteilt und „für sehr gut befunden“.
Der Streik hat bereits Erfolg erzielt. Etliche Fahrer haben ihren ihnen längst zustehenden Lohn erhalten. Aber es ist keinesfalls der gesamte ausstehende Lohn, sondern in der Regel nur die Hälfte, erzählten die Fahrer. Für etliche Monate fehlte der Lohn: 7000 Euro zum Beispiel, aber ausgezahlt wurden nur 3.500. Das nehmen sie nicht hin. Gestreikt wird, bis der volle Lohn ausgezahlt ist. Sie rechnen damit, dass der „Streik ... mindestens noch eine Woche, eventuell auch viel länger … geht“!
Die Unterstützung aus der Bevölkerung und von LKW-Fahrern, die immer wieder freundlich hupend und winkend am Rastplatz vorbeifahren, hebt ihre Moral. Sie sind sehr selbstbewusst - das merkt man. Ein hartes Leben im LKW sind sie gewohnt. „Ich habe meine Familie über ein Jahr nicht gesehen“, sagt einer. Die Bedrohung und die Angriffe einer - vom Boss angeheuerten und persönlich angeführten - martialisch auftretenden paramilitärischen Security-Truppe haben sie gemeinsam abgewehrt. Über die Bemühungen der Gewerkschaft erhielten sie freien Zugang zu den Waschräumen. Eine jüngere Gewerkschafterin erzählt, dass sie erst seit kurzem eingestellt ist. Sie hat ihre neue Aufgabe bekommen und „erlebt gleich einen solchen Streik!“. Sie ist begeistert.
Die Fahrergemeinschaft ist international zusammengesetzt und hat verschiedene familiäre und berufliche Beziehungen in viele europäische Länder. Hauptsächlich kommen sie aus Georgien und Usbekistan. Sie gehen achtsam miteinander um und wissen, dass sie nur Stärke entwickeln, wenn sie fest organisiert zusammenhalten.
Wir sprechen darüber, dass der Streik eine große Bedeutung hat und dass wir ihn hoch einschätzen, weil er selbständig und mit einer proletarischen Denkweise geführt wird. Keiner bricht die Solidarität, lässt die anderen allein. Sie haben gemeinsam begonnen und gemeinsam wollen sie den Streik beenden, den vollen Lohn erkämpfen, höhere Löhne durchsetzen und die Arbeitsbedingungen für alle LKW-Fahrer verbessern.
Für die Verständigung mit den Kollegen müssen wir uns anstrengen. Die georgischen und usbekischen Fahrer sprechen Russisch und Türkisch, teilweise auch Englisch. Die Verständigung war noch etwas holprig, aber mit gutem Willen klappt es.
Die Fahrer sind offen für eine echte Unterstützung ihres Kampfs. So wechselte das Parteiprogramm der MLPD in Russisch und Englisch den Besitzer. Die Solidaritätserklärung der MLPD wollte ein Kollegen sich näher anschauen und übersetzen, damit die anderen sie auch kennenlernen. Die Solidarität mit den Streikenden ist weiter nötig. Es war sicher nicht unser letzter Besuch.
Solidaritätserklärung der MLPD Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland als pdf-Datei