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Einige Lehren aus der Niederlage der Revolution nach dem Sturz des Schah

Auch wenn die Demonstrationen im Iran zur Zeit mehr punktuell sind, so ist die mutige Erhebung der Arbeiter und Volksmassen nicht vorbei. Erbittert wird gegen erneute Vergiftung von Mädchen protestiert.

Von dm
Einige Lehren aus der Niederlage der Revolution nach dem Sturz des Schah
Ölraffinerie im Iran (shutterstock_380688841)

AWNI-News meldet kürzlich den mutigen Streik der ca. 900 Arbeitern der Isfahan-Eisenverhüttung: Arbeiter am Hochofen, der Eisenbahn, des Walzwerks, der Stahlerzeugung und der Kokerei. Am frühen Morgen des 5. März wurden sie von Sicherheitskräften attackiert und Dutzende Arbeiter wurden verhaftet und sind seither "verschwunden". Die Stahlarbeiter haben bereits mehrfach für höhere Löhne und andere Eingruppierungen gestreikt. Die Arbeiter sind das Rückgrat der Proteste.

 

Arbeiter und die Massen suchen Orientierung, wie der Kampf gegen das faschistische Regime erfolgreich geführt werden kann. Dafür sind die Lehren aus der Revolution von 1979 nach dem Sturz des Terror-Regimes unter Reza Schah Pahlewi von großer Bedeutung.

 

Der Schah war eine Marionette des US-Imperialismus. Zum BRD-Imperialismus hatte das Regime engste Beziehungen. Es entfaltete sich die internationale Solidarität, besonders gegen das blutige Treiben des Geheimdienstes Savak. Im Iran setzte sich das Industrieproletariat mit dem monatelangem Streik der Erdölarbeiter an die Spitze des Befreiungskampfes, der alle Nationalitäten einbezog. Eine akut revolutionäre Situation entstand. Der Schah und seine Getreuen flüchteten im Januar 1979 außer Landes.

 

Die Revolution befand sich am Scheideweg: Vorwärts zur Befreiung von neokolonialer Abhängigkeit und auf den Weg zum Sozialismus oder erneute Unterjochung durch Imperialisten und Bourgeoisie. Es kam alles darauf an, dass die Arbeiterklasse die Führung behielt, dazu brauchte es die klare Orientierung durch die revolutionäre Partei und ihre Verankerung unter den Massen. Dies scheiterte tragisch.

 

Schon am 1. Februar wurde Ayatollah Khomeini aus dem Exil in Paris mit einem Jumbo-Jet der französischen Regierung eingeflogen. Die westlichen Imperialisten sahen in ihm eine antikommunistische Alternative gegen die Revolution. Er täuschte die Massen mit religiösen Phrasen, griff soziale Forderungen zum Schein auf, sprach von Revolution und der „islamischen Republik der Armen“. Besonders wetterte er gegen den verhassten US-Imperialismus und verwirrte dadurch auch Revolutionäre und Linke, die Khomeini und seine Gefolgsleute für Antiimperialisten hielten. Die revisionistische, moskau-hörige Tudeh-Partei rief sogar bei der von Khomeini inszenierten Volksabstimmung am 30. März 1979 zum „Ja zu einer islamischen Republik“ auf! Sie handelte als verlängerter Arm des sowjetischen Sozialimperialismus, der nach dem Sturz des Schah entscheidenden Einfluss erhoffte. Viele ihrer Mitglieder bezahlten das mit ihrem Leben.

 

Anderen Organisationen, die sich an dem 1976 verstorbenen Mao Tsetung orientiert hatten, brach die von den neuen kapitalistischen Machthabern Chinas zur Strategie erhobene „Drei-Welten-Theorie“ das Genick. Bereits zuvor hatte die chinesische Außenpolitik dem Schah als "Vertreter der Dritten Welt“ gegen den russischen Sozialimperialismus gehuldigt. Die konterrevolutionäre Strategie der „Drei Welten“ wurde fälschlicherweise als Ausrichtung Mao Tsetungs ausgegeben*.

 

Anstatt grundsätzliche Kritik zu üben, verfolgten jedoch verschiedene Organisationen weiter die Drei-Welten-Theorie und unterstützten so die vermeintlich antiimperialistischen Ayatollahs. Machten diese zu Beginn noch Zugeständnisse, um Zeit zu gewinnen, ihre Macht zu konsolidieren und ein faschistisches Regime zu errichten, so schlugen sie dann mit brutaler Gewalt zu. Genossen der marxistisch-leninistischen Organisation Ranjbaran, die 1980 als Zusammenschluss mehrerer Parteien gebildet worden war, berichteten: „Die Übernahme der 3-Welten-Theorie hatte verheerende Folgen. Nach zwei Jahren war fast die gesamte Organisation, der größte Teil aller Genossen liquidiert. Insgesamt kamen 40.000 Menschen unter der blutigen Diktatur Khomeinis oft grausamst unter Folter um, ein großer Teil davon Revolutionäre und Marxisten-Leninisten. Es gab damals eine heillose Zersplitterung und eine Unzahl von ML- (kleinbürgerlichen) Gruppierungen (über 30) im Iran nach dem Sturz des Schah-Systems 1979, viele Führer und Parteigründer kamen aus dem Ausland. Nach den ersten verarbeiteten Erfahrungen, den vielen Toten und der blutigen Unterdrückung durch das Khomeni-Regime wurde die Kritik an der 3-Welten-Theorie entwickelt.“ (aus Gesprächen mit der MLPD, 2007).

 

Die MLPD und ihr Vorläufer KABD werteten seinerzeit die Erfahrungen im Iran aus. Im theoretischen Organ, REVOLUTIONÄRER WEG Nr. 20 (erschienen 1981), wird aufgezeigt, dass durch die Explosion des imperialistischen Kapitalexports der 1970er Jahre in neokolonial abhängigen Ländern rasch ein Proletariat entstand, „aber auch eine neue Bourgeoisie. Diese paktiert zum Teil mit den Imperialisten, zum anderen Teil steht sie in Opposition ... Diese Bourgeoisie ist nicht prinzipiell antiimperialistisch“. „Das Proletariat ist die einzige konsequente antiimperialistische Kraft und daher führende Kraft im nationalen Befreiungskampf.“ (S. 62).

 

In der Zwischenzeit hat sich im Iran ein neuimperialistisches Land herausgebildet - siehe dazu auch Rote Fahne News-Artikel "Wer steckt hinter dem iranischen Regime?" Es steht die Aufgabe einer antifaschistisch-antiimperialistischen neudemokratischen Revolution mit sozialistischer Perspektive!

 

Wichtige Lehren aus der Niederlage der Revolution von 1979 im Iran sind heute auch über das Land hinaus von Bedeutung:

 

  • Die faschistische Gefahr erkennen und ernst nehmen, auch wenn sie in neuem Gewand auftritt;
  • eine starke Marxistisch-Leninistische Partei muss aufgebaut werden, die die Veränderungen in der Entwicklung des Kapitalismus und Imperialismus analysiert und Schlussfolgerungen für den revolutionären Klassenkampf des Proletariats und seiner Verbündeten zieht;
  • Antiamerikanismus ist kein Garant für eine fortschrittliche, antiimperialistische Politik; auch wenn taktisch Widersprüche ausgenützt werden können, so muss sich antiimperialistischer Kampf gegen jeden Imperialismus richten und der revolutionäre Klassenkampf muss das imperialistische System überwinden;
  • dazu muss heute international koordiniert zusammengearbeitet und eine internationale sozialistische Revolution vorbereitet werden.

 

Für Frieden, Freiheit, echten Sozialismus! 

 

 

 

 

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