Materieller Hintergrund: Frühlingserwachen

Materieller Hintergrund: Frühlingserwachen

Ostern – Fest des Lebens, des Aufbruchs, der Hoffnung

„Guten Morgen Klaus, ich wünsche dir schöne Osterfeiertage.“ So begrüßte ich gestern früh meinen Nachbarn. Seine Antwort: „Ach bleibt mir weg mit diesem Humbug. Da bringen wir unseren Kindern bei, sie sollen nicht lügen. Und gleichzeitig erzählt die ganze Welt den Leuten christliche Märchen von Auferstehung ...“

Von Christoph Gärtner
Ostern – Fest des Lebens, des Aufbruchs, der Hoffnung
Frühlingserwachen bot seit jeher Anlass zum Feiern (rf-foto)

Recht hat er. Und auch wieder nicht. Ostern hat wie fast alle religiösen Feste einen materiell wichtigen Hintergrund: Den Frühlingsbeginn mit der Tag- und Nachtgleiche am 21. März. Das war für die frühen Völker beim Übergang vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit ein wichtiger Termin für die Aussaat usw. Der Frühlingsbeginn war und ist auch heute ein natürlicher Anlass zum Feiern – wenn morgens die Vögel wieder zwitschern, die Tulpen erblühen, die Bäume knospen, wenn die Sonne Leib und Gemüt erwärmt ...

 

Auch der Begriff „Ostern“ kommt aus dem indogermanischen Begriff für „Morgen“, „Morgenröte“ entsprechend dem Begriff „Osten“, wo die Sonne aufgeht. Ostern ist ein Fest des erwachenden Lebens, des Frühlings, der Fruchtbarkeit (daher auch die Symbole des Osterhasen, der Ostereier...), der Hoffnung. In diesem Sinne feiern im Nahen und mittleren Osten Millionen seit Jahrtausenden das Nouruz-Fest.

 

Die frühen Juden übernahmen diese natürliche Tradition, überlagerten sie aber mit ihrem religiösen und sozialen Befreiungsmythos: dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten („Exodus“), der Befreiung aus der Sklaverei. Dieses Pessach-Fest (auch Passa) gehört bis heute zu den wichtigsten Festen der Juden. Es wurde auf den 1. Monat des jüdischen Kalenders gelegt – den Frühlingsmonat; dort schlauerweise aber erst auf die Zeit des ersten Frühlingsvollmonds. Denn in diesen hellen Nächten konnte man schöner feiern.

 

Die christliche Mythologie der angeblichen Auferstehung von Jesus wurde bewusst auf das Pessach-Fest verlegt. Es sollte als durchaus weltliche Hoffnung und Naherwartung der frühen Christen dienen: der mystischen Befreiung vom Tod sowie der Befreiung vom Joch der damals römischen Sklaverei für alle im römischen Reich unterdrückten Völker im Mittelmeerraum. Für Friedrich Engels „war das Christentum im Ursprung eine Bewegung Unterdrückter: es trat zuerst auf als Religion der Sklaven und Freigelassenen, der Armen und Rechtlosen, der von Rom unterjochten und zersprengten Völker ...“[1] Diese religiös-idealistische Ideologie musste bekanntlich an den harten Tatsachen der Klassengesellschaften scheitern. Erst der moderne Sozialismus - begründet durch Karl Marx und Friedrich Engels - machte die Utopie zu einer Wissenschaft.

 

Mit „Hoffen und tun“ überschreibt die „Süddeutsche Zeitung“ vom Ostersamstag ihren Artikel zu Ostern. Der Autor beklagt, dass der christliche Gehalt der Osterbotschaft kaum noch bekannt ist. Er vermutet, dass der tiefere Grund dafür der Verlust von Hoffnung ist: Denn Hoffnungen seien real gescheitert an zahllosen Fehleinschätzungen und falschen Versprechungen der Politik - wie beim Coronavirus, der Beseitigung von Kriegen, der Überwindung der Klimakatastrophe ...

 

Resigniert schreibt er: „Wie heute also noch hoffen? Zunächst sollte gesagt werden, dass Politik nur bedingt für Hoffnung zuständig sein kann: ihr Geschäft bleibt die Gegenwart." Ein indirektes Eingeständnis, dass diese „Gegenwart“ einer kurzfristig pragmatischen allein am Profit orientierten Politik in der Tat keine Zukunft bieten kann. Und fast schon etwas trotzig schreibt er dann: „Es gibt viele Gründe, sich diese Zuversicht, die Öffnung für das Ungewisse trotz allem zu erlauben.“ Doch wer jetzt seriöse wissenschaftlich begründete Antworten erwartet, den enttäuscht der Autor: „Hoffnung nämlich findet sich, auch heute, trotz Kriegshorror und abschmelzenden Gletschern, an jedem Tag, an allen Orten dieses Planeten: im Leben. Es liegt eine Verheißung in der Blüte, es gibt keinen größeren Akt der Hoffnung, als sich um Leben zu kümmern, sei es das der eigenen Kinder oder der Kinder anderer, seien es Osterglocken, Bienen, Meisen oder Korallen. Hoffen ist etwas, das man tut, um zu leben.“

 

„Sich um Leben zu kümmern“ als wesentliches Ziel von Hoffnung. Aber wie? Seine Antwort ist verzweifelt, ausweglos, und idealistisch angesichts der  Krisenhaftigkeit dieser Welt! Auch in diesem  Rückgriff auf bis zur Unkenntnis verwässerte und längst gescheiterte religiöse Heilsversprechen zeigt sich die Krise der bürgerlichen Ideologie.

 

Der wissenschaftliche Sozialismus hat längst den Weg aufgezeigt und und eine Zeit lang in einem Drittel der Welt praktisch bewiesen, dass und wie diese Krisenhaftigkeit des Imperialismus allein in einer sozialistischen und später kommunistischen Gesellschaft überwunden werden kann. Und dass nur darin die wissenschaftlich berechtigte Hoffnung der Menschheit liegt. Dafür müssen die Lehren sowohl aus den hervorragenden Errungenschaften wie auch die Restauration des Kapitlaismus in den ehemals sozialistischen Ländern gezogen werden.

 

In diesem Sinne: Schöne erholsame Osterfeiertage!

 

 

 

 

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