Witten
Der Horrorkatalog bei DEW muss vom Tisch!
Der Artikel "Der Horrorkatalog bei DEW muss vom Tisch!" ist im „Stahlkocher“ erschienen, der Zeitung von Kollegen für Kollegen im Stahlbereich.
Eine tolle Osterüberraschung hat die Geschäftsführung den Kollegen von den Deutschen Edelstahlwerken (DEW) präsentiert. Auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung aller Standorte am 23. März wurde den Kollegen das Programm „DEW 2025“ präsentiert. Der Geschäftsführer von DEW Witten, Lutz Ernenputsch, begründet es, um die „nachhaltige Wirtschaftlichkeit zu erreichen, die mindestens dem Durchschnitt unserer Industrie entspricht“.
Das bedeutet nichts anderes als Maximalprofit auf Kosten der Belegschaft. Dafür soll die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich von 35 auf 40 Stunden die Woche erhöht werden. Dazu kommt der Diebstahl von erkämpften tariflichen Leistungen durch Streichung von Sonderzahlungen, wie dem Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Als Dankeschön werden dafür weitere 400 der 4000 Arbeitsplätze bei DEW vernichtet. Eine Extraausgabe des Stahlkocher titelte am bundesweiten Streiktag von ver.di und der EVG am 27 März: „Ein klares Nein! Damit muss endgültig Schluss sein, uns reicht es!“
Zu Recht sagt Heiko Reese von der IG Metall: „Wir können nicht jedes Jahr aufs Neue über einen Beitrag der Belegschaft verhandeln.“ Seit über sechs Jahren wurden ständig Programme wie „DEW 2025“ durchgesetzt und verzichtete die Belegschaft auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Für den gesteigerten Profit gab es kurz vor Weihnachten ein heuchlerisches „Danke sehr“! Dabei hat die Swiss Steel Group, zu der die 4000 Kollegen der DEW gehören, 2022 den Umsatz um 27 Prozent und den Gewinn vor Steuern von 191,6 Millionen auf 217 Millionen Euro gesteigert. Alles Geld, was aus den Kollegen rausgepresst wurde.
Anstatt den Kampf gegen diesen Horrorkatalog zu organisieren, orientiert die IG-Metall-Führung auf Verhandlungen. Auf einer Betriebsversammlung letzte Woche wurde von den Kollegen bei DEW Witten eine Zustimmung zu Verhandlungen erpresst. Ein Kollege kritisierte zu Recht, was es da zu verhandeln gibt: „Diejenigen, die das entscheiden, sind nicht die, die im Werk stehen und die ganze Arbeit machen.“ Länger zu arbeiten und weniger Geld zu bekommen führt uns nur in eine Niederlage. Das haben die Kollegen in den letzten sechs Jahren doch erlebt. Wozu also verhandeln? Am Ende führt Verzicht immer zur Schließung, was die Kollegen in Hüttenheim und von Vallourec bestätigen können.
Die Stahlkonzerne setzen verstärkt auf Kriegsproduktion und Waffenlieferungen und wollen die Belegschaften für ihren sozialchauvinistischen Kurs gewinnen – Erpressung mit dem Versprechen: Unsere Werke und Arbeitsplätze in Deutschland sind sicher. Wir sollen für Steuersubventionen für die deutschen Konzerne kämpfen, zur Steigerung des Profits. Das führt uns in eine Sackgasse. Wichtig ist es dagegen, offensiv zu kämpfen und die eigene Rechnung aufzumachen. Europaweit treten die Arbeiter auf den Plan: Generalstreiks in Frankreich gegen die Erhöhung des Rentenalters, Streiks in Portugal und Griechenland gegen die Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten, entschlossene Tarifstreiks bei ver.di und der EVG. Der Gedanke eines europaweiten Streiktags findet breite Zustimmung.
Die Kollegen der DEW und alle Stahlarbeiter sind herausgefordert, offensiv zu kämpfen.
Der Stahlkocher schlägt vor:
- Statt Verzicht auf tarifliche Leistungen, Rückzahlung aus den letzten sechs Jahren!
- Für einen Lohnnachschlag von 500 Euro monatlich für alle Stahlarbeiter!
- Statt Arbeitsplatzvernichtung und 40-Stunden-Woche, für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!