Lausitz

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Freifahrtschein für weitere Sulfatbelastung der Spree

Seit Jahren gibt es einen Streit um die Sulfatbelastungen in der Spree und die Folgen für das Trinkwasser in Frankfurt/Oder und Umgebung.

Korrespondenz aus Eisenhüttenstadt

Ursache für die Sulfatbelastung der Spree ist der Tagebergbau in der Lausitz und die Flutung der alten Tagebaue. In dem ehemaligen Tagebau Cottbus-Nord ist viel Sulfat gebunden. Dort soll ein Bauprojekt der Superlative unter anderem zur Naherholung entstehen. Der Sulfat-Grenzwert von 250 Milligramm je Liter Trinkwasser in der Spree kann derzeit gerade noch so eingehalten werden. Immer häufigere Trockenperioden, damit niedrige Pegelstände, sowie auch diese Wasserauffüllung der alten Tagebaugruben in der Lausitz machen es für die Wasserversorgung immer schwieriger den Grenzwert einzuhalten.

 

Am 28. Februar 2023 ist bekannt geworden, dass der Streit zwischen Frankfurter-Oder-Wasser- und Abwassergesellschaft (FWA) und der Lausitzer Energie Bau AG (LEAG) beigelegt worden sei. Ist er das wirklich? Geeinigt hat man sich darüber, dass ein in der Umgebung von Frankfurt/Oder liegendes Wasserwerk Müllrose für 5 Millionen Euro in einer ersten Ausbaustufe "ertüchtigt" werden soll. Das Wasserwerk soll erst einmal an die Stadt Frankfur/Oder angeschlossen werden. Warum das?

 

Der Grund ist: Die FWA entnimmt im Wasserwerk der Umgebung Briesen (Landkreis Oder-Spree) Wasser aus der Spree, um es dann mit Grundwasser aus dem Wasserwerk Müllrose zu Trinkwasser "aufzubereiten". Im Kern heißt das, es wird versucht, das sulfatbelastete Spreewasser mit Grundwasser aus der Region zu verdünnen. Das wird immer schwieriger, da die Region jetzt schon zu wenig Regenniederschläge zu verzeichnen hat, was den Grundwasserspiegel weiter sinken lässt.

 

Druck übt hier vor allem das Bergbauunternehmen LEAG aus, welches Anteile an dem zukünftigen Naherholungsgebiet "Der Ostsee" hat. Diese Einigung würde bedeuten, dass die bisherige Wasserstandshöhe von 56,7 Meter über Normalhöhennull (NHN) nicht mehr vorgegebenen sei und der Weg für eine Flutung auf dann 62,5 NHN des Cottbuser Ostsees offen ist. Das heißt, die Spree wird weiter mit den Sulfaten des Tagebergbau belastet, soll "unterwegs" mit Grundwasser der Region zu Trinkwasser verdünnt werden. Die Spree fließt aber weiter, mit ihrer Sulfatbelastung bis Berlin und noch weiter.

 

Das ist kein "bittersüßer Sieg, aber ein Sieg" auch kein "wichtiger Teilerfolg", wie die Landtagsabgeordnete Sahra Damus (Grüne) am 2.3.2023 der Märkischen Oder Zeitung (MOZ S. 16) mitteilte. Das ist ein Skandal, da die Umwelt und Menschen weiter mit Sulfaten belastet werden.

 

Es ist Ähnliches zu erwarten wie an dem Grenzfluß Oder, wo die polnischen Bergbaukonzerne JSW (Kohlegesellschaft Jastrzemb) und PGG (Polnische Bergbau-Gruppe) sulfat- und chloridbelastete Grubenabwässer in die Flüsse leitet. An der Oder kam es im August 2022 verbunden mit einer Hitzeperiode und Niedrigpegel zu einem massenhaften Fischsterben (Rote Fahne News berichtete mehrfach, zuletzt hier).

 

Hier sind die Umweltbewegung, die Bergarbeiterbewegung und die Menschen entlang der Spree und der Oder herausgefordert, sich zusammenzuschließen, aktiv zu werden gegen die dort stattfindende Verunreinigung des lebenswichtigen Grundnahrungsmittels Wasser. Eine Möglichkeit, dass Bergarbeiter- und Umweltbewegung sich weiter beraten und zusammenzuschließen, ist die 3. Internationale Bergarbeiterkonferenz vom 31.8. bis 3.9.2023 in Thüringen.