Katholische Kirche
Ein kirchlicher Whistleblower in Sachen Kindesmissbrauch
Einem wurde es jetzt doch zu viel der Vertuschung, Verschleppung und Schönfärberei seitens der Bischöfe der katholischen Kirche in Deutschland, wenn es um den jahrzehntelangen, besonders auch sexuellen Missbrauch von Kindern und jungen Menschen geht.
Die Opfer leiden oft lebenslang, die Täter wurden und werden geschützt. Im Schneckentempo und nur hier und da ermannt sich mal ein Bischof und bittet salbungsvoll um „Verzeihung“. Jetzt wurde der Augsburger Theologie-Professor Klaus Kienzler zum Whistleblower (zu deutsch Hinweisgeber) über Hintergründe und Geschichte dieses Kirchenverbrechens, das immer mehr Menschen zum Kirchenaustritt bewegt. „Genug ist genug“ erklärt er.¹
Der Mann kennt die Dokumente und weiß, wovon er spricht:
Im Jahr 2001 verschickte der spätere deutsche Papst, noch als Kardinal Josef Ratzinger, im Auftrag des damals amtierenden polnischen Papstes, Johannes Paul II, ein strikt geheimes Schreiben mit dem schönen Titel „de delictis gravioboris“ (zu Deutsch: Über sehr schwerwiegende Verbrechen). Der Befehl: Missbrauchsfälle dürfen auf keinen Fall in die Öffentlichkeit gelangen, sondern müssen nur an den Vatikan geschickt werden – um dort unter den Teppich gekehrt zu werden.
Profaner Hintergrund war der, dass in den USA solche Missbrauchsfälle in den 1990er-Jahren nicht vor kirchliche, sondern vor staatliche Gerichte gekommen waren, und dass die Täter und ihre Kirche zu Millionenzahlungen verurteilt wurden. Das musste mit dem Geheimhaltebefehl gestoppt werden. Drohend wird dieser durch einen 1987 ebenfalls von Ratzinger eingeführten, „Treueeid“ auf den Papst bekräftigt. Ohne diesen abzuleisten, kann keiner Bischof werden. Und wer das Gelübde bricht, dem drohen schlimmste Kirchenstrafen.
Derlei „Gehorsam“ ist ansonsten nur aus der Mafia oder anderen kriminellen Vereinigungen bekannt. Was droht nun dem Whistleblower seitens seiner frommen Glaubensbrüder?