Stuttgart-Untertürkheim
Lieber zahlt Mercedes mehr Lohn für Leiharbeiter, als diese fest einzustellen!
„Extrazuschlag für Mercedes-Leiharbeiter“, titelte die „Stuttgarter Zeitung“ (StZ) vom 18. März. Diese erhalten rückwirkend von Februar 2022 an höhere Schichtzuschläge. Dies konnte der Betriebsrat durchsetzen, weil der Konzern im Werk über die vereinbarte Acht-Prozent-Quote hinaus Leiharbeiter beschäftigt.
Deshalb pochte er auf die Einhaltung der Gesamtbetriebsvereinbarung. Diese sieht in diesem Fall Schichtzuschläge entsprechend dem Tarifvertrag für die Stammbelegschaft vor, statt nach dem für die Zeitarbeit. Auch bekommen die Leiharbeiter eine deutliche Erhöhung des Einstiegsgehalts. Das verteuert die Leiharbeit für Mercedes, weshalb auch die Stuttgarter Zeitung der Frage nachging, warum sich die Firma darauf einlässt. „In Zeiten der Transformation gewinnt die Zeitarbeit an Bedeutung, da sich kaum genau abschätzen lässt, wie sich die Beschäftigung im Zuge des Wandels zur Elektromobilität und zu digitalen Technologien entwickeln wird. ... Auch hier hilft die Leiharbeit, auf Sicht zu fahren. 'Durch die Betriebsvereinbarung ist gewährleistet, dass das Unternehmen schnell und flexibel auf aktuelle Wirtschafts- und Marktschwankungen im Automobilbereich reagieren kann', erklärt Mercedes.'“
Soll heißen: Der Vorstand will mit dem verstärkten Einsatz von Leiharbeitern die vorübergehend zweigleisige Produktion von Verbrenner- und Elektro-Antrieben bewältigen; auch weil die Stammbelegschaft durch Abfindungen und frühzeitige Altersteilzeit bzw. Pensionierung bereits weniger wird. Vor allem möchte Mercedes damit möglichst offene Entlassungen von Stammarbeitern und damit Arbeitskämpfe vermeiden.
Michael Häberle, der Betriebsratschef des Motorenwerks Untertürkheim, kritisiert zwar die Leiharbeit und fordert, dass diese Kollegen gleich bezahlt werden sollten. Seine „Alternative“ ist: „Der richtige Weg wäre es aber, Menschen über befristete Arbeitsverträge einzusetzen, wenn man nicht sicher ist, wie lange man sie beschäftigen kann.“ Aber damit akzeptiert er die Spaltung von Stamm- und Leiharbeitern, bzw. befristet eingestellten Arbeitern! Und er verstößt gegen die Beschlüsse von Gewerkschaftstagen, dass die IG Metall den Kampf um die Festübernahme von Leiharbeitern und gegen die Leiharbeit zum Zwecke der verschärften Ausbeutung organisiert.
Dass die Leiharbeiter die ersten sind, die bei Verkaufsrückgängen oder im Zuge der kapitalistischen Umstrukturierung der Produktion „abgemeldet“ werden sollen, zeigt die angekündigte Entlassung von 600 Leiharbeitern im Werk Bremen. Diese Kollegen können sich darauf verlassen, dass die Betriebsgruppen der MLPD die Überzeugungsarbeit unter den Stamm- und Leiharbeitern führen, um die Spaltung zu überwinden und auf den Kampf um jeden Arbeitsplatz sowie für die Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Stunden in der Woche bei vollem Lohnausgleich konzernweit hinarbeiten.