Kolumbien

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Aktuelles vom berühmt-berüchtigten Kohlebergwerk El Cerrejón

El Cerrejón im Norden Kolumbiens ist das größte Steinkohlebergwerk im Übertagebau in Amerika und ein Hauptlieferant für Kohle nach Deutschland.

Von dm
Aktuelles vom berühmt-berüchtigten Kohlebergwerk El Cerrejón
Igor Diaz

Bei El Cerrejón arbeiten aktuell rund 11.000 Beschäftigte, nach Angaben der Gewerkschaft Sintracarbón darunter 4500 festangestellte Kumpel und 5000 bis 6000 Leiharbeiter. Eigentümer ist der in der Schweiz ansässige internationale Konzern Glencore.

 

El Cerrejón wurde in den letzten Jahren berühmt und berüchtigt: Berüchtigt ist El Cerrejón aufgrund der skrupellosen Ausbeutung von Mensch und Natur. Die Kumpel schuften in lebensgefährlichen Zwölf-Stunden-Schichten. Glencore ist dafür verantwortlich, dass die Region über weite Strecken verwüstet ist: durch den gigantischen Übertage-Abbau, den Staub bei Transporten auf offenen Eisenbahnwaggons über hundertfünfzig Kilometer zum Hafen, den absinkenden Grundwasserspiegel und die Kontamination der Flüsse. Den Anwohnern, besonders den indigenen Wayú, fehlt sauberes Trinkwasser. Krankheiten verbreiten sich.

 

Berühmt ist El Cerrejón für die Kampfkraft der Belegschaft und die Verbundenheit mit dem Kampf der Gemeinden für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. Ein großer Streik 2013 setzte weltweit ein Zeichen für die Einheit des Kampfes um Arbeitsplätze und zum Schutz der Umwelt. Eine starke Delegation nahm an der 1. Internationalen Bergarbeiterkonferenz 2013 in Peru teil. 2020 streikte die Belegschaft 91 Tage gegen die Einführung der sogenannten „Todesschichten“ in Verbindung mit Entlassungen. Das war ein wesentlicher Faktor für die Herausbildung der führende Rollen der Arbeiterklasse in der gesamtgesellschaftlichen Krise in Kolumbien - mit der Streikbewegung „paro nacional“ und einer revolutionären Gärung, die 2021 einen Höhepunkt erreichte.

 

Igor Díaz, Vorsitzender der Gewerkschaft Sintracarbón in Kolumbien berichtet der Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF und der Roten Fahne Redaktion am 7. März (telefonisch) zur aktuellen Situation bei El Cerrejón: „Wir stehen aktuell in Verhandlungen mit guten Chancen zur Reduzierung der Arbeitszeit von derzeit 48 Stunden in der Woche auf 42 Stunden mit Lohnausgleich. Die Bedingungen sind günstig: Es wurden juristisch einige Erfolge erzielt; die neue Regierung (Anm.: erstmals in der Geschichte wurde 2022 ein linker Präsident gewählt) hat die schrittweise Reduzierung der Arbeitszeit zum Ziel und Gesetze in Arbeit. Sie spricht sich auch gegen den „extractivismo“, gegen Raubbau und Ausdehnung des Kohleabbaus aus. Wir unterstützen das und fordern alternative Ersatzarbeitsplätze.

 

Natürlich stimmt es, dass die entschlossenen und harten Kämpfe der Bergleute eine wesentliche Rolle dafür spielen, dass die Konzernführung jetzt Zugeständnisse signalisiert. Momentan laufen ihre Geschäfte blendend: mit hohen Preisen für Kohle auf dem Weltmarkt. Die Geschäftsführung will offene Konflikte vermeiden. Einen Streik kann sie nicht brauchen. Ab November stehen neue Tarifverhandlungen an. Es gibt zudem weiter heftige Kämpfe der Gemeinden: Vor kurzem wurde die Nationalstrasse von La Guajira blockiert, weil der Konzern seine Zusagen zum Schutz der Umwelt nicht einhält. Die Bergleute wohnen in den Gemeinden und sind Teil der Kämpfe.“

 

Igor Díaz schickt solidarische Grüße an die Bergleute und ihre solidarischen Unterstützer in Deutschland. Er ist sehr interessiert an der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz, die vom 31. August bis zum 3. September in Deutschland stattfindet. Die Teilnahme einer Delegation von El Cerrejón will er mit weiteren Informationen und der Einladung durch die Internationale Bergarbeiterkoordination beraten.