ver.di-Tarifrunde

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Frauen-, Umwelt- und Gewerkschaftsbewegung Hand in Hand

Schon am Freitag, dem 3. März, haben die Gewerkschaft ver.di und die Jugend-Umweltbewegung „Fridays-for-future“ (FFF) gemeinsame Aktionen unternommen. Beschäftigte des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) führten in sechs Bundesländern Warnstreiks durch und FFF positionierte sich gegen den umweltpolitischen Rollback von Regierung und Monopolem. Gemeinsam in Warnstreiks – richtig so!

Von ako
Frauen-, Umwelt- und Gewerkschaftsbewegung Hand in Hand
ver.di-Streiktag in Gelsenkirchen diese Woche (rf-foto)

Hier entwickelt sich etwas Neues. In diesem Schulterschluss kommt ein politisiertes gewerkschaftliches Bewusstsein zum Ausdruck.

 

Am 8. März, dem Weltfrauentag, waren Erzieherinnen und Sozialarbeiter bundesweit aufgerufen, sich an Warnstreiks zu beteiligen. Das haben dann Gewerkschafterinnen, Gewerkschafter und Teile der Frauenbewegung gemeinsam genutzt. In Stuttgart blieben die 180 städtischen Kindertagesstätten (KiTas) geschlossen. Von 70.000 Beteiligten spricht ver.di. Vielerorts sprachen Frauen sowohl zur Gewerkschaftsforderung von 10,5% aber mindestens 500 Euro mehr Lohn und zur Situation der Frauen im Berufsalltag.

 

Wie notwendig dieser gemeinsame Kampf ist, machten verschiedene Rednerinnen deutlich. 18 Prozent macht der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen im Durchschnitt aus. Viele Beschäftigte in den KiTas fordern auch deswegen mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen, damit ihr Beruf wieder attraktiver werde. Besonders der Personalmangel drückt sie. Das „Angebot“ der öffentlichen Arbeitgeber von 5 Prozent in zwei Schritten, nach neun tariflichen Nullmonaten und einer Laufzeit von 27 Monaten, empfinden die Beschäftigten daher direkt als provokative Herausforderung, aktiv zu werden.

 

Aber es geht eben nicht nur um Lohn und die direkten Arbeitsbedingungen. Der Ausbau eines kostenlosen öffentlichen Nahverkehrs als eine Maßnahme im Kampf gegen die Umweltkatastrophe ist im Interesse der Arbeiterklasse und der Umweltbewegung. Allerdings gilt es, eine noch bestehende Unterschätzung der neuen Qualität der Umweltkrise zu überwinden, die mit dem Beginn einer globalen Umweltkatastrophe eine existenzielle Bedrohung der Menschheit birgt. Deshalb ist ein gesellschaftsverändernder Kampf notwendig.

 

Dass vorwiegend Frauen in den so genannten sozialen Berufen beschäftigt und diese Berufe schlecht bezahlt sind, ist Ausdruck der kapitalistischen Ausbeutungswirtschaft, in der der unmittelbare Profit im Vordergrund steht und gesellschaftlich notwendige Sozial- und Versorgungsarbeit auf die Familien und Frauen abgewälzt wird.

 

Das Bewusstsein ist gewachsen, dass gewerkschaftlicher Kampf und Umwelt- und Frauenbewegung gemeinsame Interessen haben und gemeinsam kämpfen müssen. Das sind wichtige Schritte zu einem gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse mit den breiten Massen. Das ist auch im Interesse der Kolleginnen und Kollegen in den Metallbetrieben und in anderen Branchen und ein wichtiger Schritt dagegen, sich gegenseitig ausspielen zu lassen.

 

Diese wichtige Fortschritte in einem gemeinsamen Vorgehen als Arbeiterklasse stören die Monopole besonders. Unternehmersprecher der Mittelstandvereinigung DER MITTELSTAND werfen Ver.di vor, zu politischen Streiks aufzurufen, die in Deutschland verboten sind, weil sie Fragen die nicht unmittelbar die Tarifrunde betreffen, aufwerfen würden. Das ist ganz auf der Linie der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), die das Streikrecht überhaupt gesetzlich einschränken will. Für die Kapitalisten ist jeder Widerstand gegen ihre Ausbeutung und für Arbeiterinteressen prinzipiell illegal. Rechte werden uns nur zugestanden, solange sie dieses Ausbeutungsverhältnis nicht infrage stellen. Für uns Arbeiterinnen und Arbeiter dagegen hängen die Fragen zusammen: Wenn KiTas unterbesetzt sind, fällt die Betreuung aus, und ein Elternteil, meist die Frauen, muss zuhause bleiben. Wenn die Umwelt dem Profitstreben geopfert wird, wie soll dann die Zukunft für unsere Kinder aussehen?

 

Ein Kampf, der sich nur auf Tariffragen beschränkt, wird nichts an diesen Verhältnissen ändern. Die Verbindung des ökonomischen mit dem politischen Kampf für die ganzen Lebensinteressen von Frauen und Männern, der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten, ist der Weg, dem Übel an die Wurzel zu gehn.

 

Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht!