Landesregierung NRW
Monas grüne „Verkalkung“
Mitte des Monats weilte Mona Neubaur, NRW-Wirtschaftsministerin der Grünen und stellvertretende Ministerpräsidentin, zu Besuch in Wülfrath bei Wuppertal. Dort wurde medienwirksam kundgetan, dass das dortige Kalkwerk Lhoist – das größte in Europa und eine wahre CO2-Schleuder – klimaneutral werden soll.
Bislang wird der dort abgebaute Kalkstein zur Kalkgewinnung in Öfen verbrannt. Er enthält Riesenmengen Kohlendioxid (CO2), das in die Atmosphäre gelangt. Von einem 5 Tonnen schweren Kalksteinbrocken bleiben nach der Verbrennung nur 3 Tonnen übrig, der Rest von 2 Tonnen ist CO2. Im Jahr werden so 2 Mio. Tonnen CO2 produziert. Dieses soll künftig mit einem neuen Verfahren direkt mit der Verbrennung abgeschieden, verflüssigt und dann auf dem Schienenweg – später in Pipelines – nach Norwegen geliefert und dort unter Tage eingelagert werden.
Die Grünen samt Robert Habeck waren stets vehemente Gegner einer solchen Untertage-Deponierung. Zu groß sind die damit verbundenen Risiken unter anderem durch tiefe Bohrungen in Gesteinsschichten, Wiederaustritt von CO2 etc. Ein abschreckendes Szenario gab es 1986 in Kamerun, als Tausende Tonnen CO2 über Nacht aus einem Kratersee entwichen. In den umliegenden Tälern erstickten 1700 Menschen und Tiere.
Heute in Amt und Würden ist das für Habeck und Neubaur alles Schnee von gestern. Am 21. Dezember 2022 berichtete die Tagesschau: „Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat angekündigt, dass die CCS (Carbon Capture and Storage)-Technik auch in Deutschland zum Einsatz kommen soll. Damit wird klimaschädliches CO2 unterirdisch eingelagert. 2023 wolle er ein entsprechendes Gesetz auf den Weg bringen. Die Regierung prüfe die Ermöglichung der CO2-Speicherung in Deutschland, inklusive unter dem Meeresboden.“
Mona Neubaur verkündet nun beim Kalkwerk in Wülfrath: “In den Industrien, wo im Prozess CO2 unvermeidlich entsteht, ist es wichtig, mit dem entstandenen CO2 umzugehen. Deswegen ist unser Anspruch, Technologieführerschaft hier in NRW zu entwickeln, einen aktiven Beitrag zur Reduktion von CO2 auch in NRW beizutragen.“ (WDR-Lokalzeit Bergisch-Land, 15.2.2023). Wer als bürgerliche Politikerin bzw. als bürgerlicher Politiker die Interessen der Profitwirtschaft bedient, stellt natürlich auch die zerstörerischen kapitalistischen Raubbaumethoden von Rohstoffen nicht infrage. „Technologieführerschaft entwickeln“, das ist ganz nach dem Geschmack der Profitwirtschaft, vor allem, wenn dazu auch noch Millionen an staatlichen Subventionen eingesackt werden. Und so war denn auch Arndt Köhler von Thyssen-Krupp als wichtigster Abnehmer von Kalk in Wülfrath dabei und verkündete: „Für den klimaneutralen Umbau des Stahlwerks in Duisburg solle auch der Kalk, der gebraucht wird, grün sein“.
Für das neue Verfahren in Wülfrath ist nun der Bau eines zweiten Werks neben dem bisherigen geplant, für einen dreistelligen Millionenbetrag. „Von der Optik her wäre das wie eine Raffinerie und die neuartige Produktion soll dann 2030 klimaneutralen Kalk liefern“, so der Geschäftsführer der Kalkwerke. Schon das bisherige Kalkwerk ist in der Region höchst umstritten. Und für den Ausbau müssten wohl wieder Erholungsgebiete, Wald- und Baumbestände und wertvolles Ackerland „nachhaltig“ zerstört werden. Dafür ist Mona ja durch den RWE-Kohledeal höchst kompetent. Dass die Leute in der Region und Umweltschützer solche Verkalkerei und Gesundheitsgefährdung widerstandslos mitmachen, ist kaum anzunehmen.