Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft
Fast 500.000 Studien alleine zu Covid-19 – wer blickt da noch durch?!
Von 2019 bis Februar 2023 wurden allein in der Datenbank PubMed knapp 343.000 Studien zu Covid-19 erfasst.
Der Direktor des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin Essen, Ulf Dittmer, sagte dazu: „Einerseits hat die Pandemie wissenschaftliche Arbeiten von herausragender Qualität hervorgebracht. … es (war) aber auch leider so, dass nahezu jeder, der irgendwie in der Wissenschaft tätig ist, egal ob Virologe, Soziologe oder Materialforscher, plötzlich irgendwas zu Corona erforschen musste. … Wahrscheinlich sind nur zehn Prozent der Studien ganz tolle Arbeiten. Dem steht gegenüber, dass die Welt und die Wissenschaft mindestens die Hälfte der wahrscheinlich fast 500.000 Arbeiten zu Corona nicht gebraucht hätte.« (Frankfurter Rundschau, 2.3.23)
Während also ein Teil dieser Studien wichtige Erkenntnisfortschritte erzielten, und zwar besonders in den Teams, die interdisziplinär und international zusammenarbeiteten, wurde zugleich eine riesige Schwemme an einseitigen oder schlicht unwissenschaftlichen Studien veröffentlicht. Welch eine Verschwendung von Arbeitszeit, Energie und Steuergeldern – wofür letztendlich die Massen aufkommen müssen. Das Hauptproblem ist aber, dass dadurch statt Klarheit noch mehr Verwirrung entsteht.
Im neuen Buch von Stefan Engel, „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ heißt es dazu: „Der Widerspruch entfaltet sich zwischen der Fülle der Einzelerkenntnisse auf der einen Seite und ihrer fehlenden Systematisierung auf der anderen. Allseitige theoretische Verarbeitung in Einheit mit systematischer praktischer Anwendung, Überprüfung und weiterer Höherentwicklung fallen dem pragmatischen Alltagsgeschäft, Budgetdruck und Ressortdenken zum Opfer. Deshalb bleibt die Medizin bei allen unbestreitbaren wissenschaftlichen Einzelerfolgen im Gerangel der zahlreichen Schulen und Strömungen im wesentlichen Pseudowissenschaft.“ („Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“, S. 114)
In einer dialektisch-materialistischen Medizin würde man die Arbeiten koordinieren und die Kräfte auf die wichtigsten zu lösenden Fragen konzentrieren: zur Klärung und nicht um noch mehr Verwirrung zu stiften; zum Nutzen der Weltbevölkerung, statt der Profite einiger weniger Pharma-Unternehmen.