Bedeutende Entdeckung
Gedanken zum hundertsten Todestag von Wilhelm Conrad Röntgen
Vor hundert Jahren starb am 10. Februar 1923 der Entdecker der nach ihm benannten Röntgenstrahlen. Seine Entdeckung im Jahr 1895 entsprang eher einem Zufall, als er eine neue physikalische Erscheinung bemerkte.
Er experimentierte mit Kathodenstrahlen, die schon vor ihm entdeckt worden waren. Diese werden im Vakuum eines Glaskolbens erzeugt. Sie besitzen bis dahin unbekannte neue Eigenschaften, u.a. können sie viele Materialien durchdringen, die als lichtundurchlässig gelten. Berühmt wurde das erste Röntgenfoto mit dem Abbild der Handknochen seiner Frau. Röntgen erhielt als erster Physiker im Jahr 1901 den Nobelpreis. Seitdem wurde er wie ein erster Popstar der Wissenschaft gehandelt. Er war aber ein bescheidener Mensch, lehnte eine Ehrung mit dem Adelstitel ab und schlug für seine Entdeckung die Bezeichnung X-Strahlen vor. Diese ist auch in den meisten Sprachen der Welt üblich. Vor dem Hintergrund der Welle des deutschen Nationalismus wurde sein Testament ignoriert.
Röntgen repräsentiert eine Revolutionierung der damaligen Naturwissenschaft. Aber er steht nur in einer Reihe bedeutender Entdeckungen seiner Zeit. Von James Maxwell, dem Begründer des Elektromagnetismus; Heinrich Hertz, dem Entdecker der elektromagnetischen Wellen vor ihm und nach ihm Henri Becquerel und Marie und Pierre Curie, die Entdecker der Radioaktivität bis zu Max Planck, dem Begründer der Quantenphysik.
Diese neuen Erscheinungen waren mit den theoretischen Erkenntnissen der klassischen Physik ausgehend von Newton nicht erklärbar. In dem Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ schreibt Stefan Engel: „Die bis dahin vorherrschende Denkweise des mechanischen Materialismus vermochte die neuen Erkenntnisse nicht mehr wissenschaftlich zu erklären Ihre Deutungen beschränkten sich meist auf einfache kausale Zusammenhänge von Ursache und Wirkung. Diese Betrachtungsweise, die in ihren Anfängen wertvolle Erkenntnisse wie die Entdeckung der Schwerkraft erbracht hatte, blieb unter Wissenschaftlern noch lange stark verbreitet. Lenin definierte die nun einsetzende erkenntnistheoretische Fehlentwicklung in seiner Schrift 'Materialismus und Empiriokritizismus' als 'physikalischen Idealismus' ...“ (Seite 18)
Da sich alle bisher als unumstößlich geltenden Wahrheiten aufgelöst haben, behauptet dieser, dass alles relativ sei und es keine objektive Wahrheit gäbe. Stefan Engel bemerkt dazu: „ Allein ein dialektisches Herangehen und eine materialistische Deutung waren fähig, die neu entdeckten Naturphänomene zu erklären. Denn die dialektische Methode betrachtet im Gegensatz zur metaphysischen die objektive Wirklichkeit als beweglich und sich stets verändernd sowie ihre Gesetzmäßigkeiten als erkennbar.“ (ebenda).
Ist nicht gerade heute in einer Zeit schneller politischer Veränderungen, die zudem von einer massenhaften Meinungsmanipulation begleitet werden, die dialektische Methode umso notwendiger, um durchzublicken und zwischen Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden.