Abschmelzen der Gletscher
Gletscherseen bedrohen weltweit Millionen von Menschen
Stefan Engel weist in dem neuen Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ darauf hin, dass „Abschmelzen der Gletscher“ ein bedeutender qualitativer Sprung ist, Bestandteil der bereits begonnen globalen Umweltkatastrophe.
Am 7. Februar 2023 veröffentlichte die renommierte Zeitschrift „nature“ die Studie „Ausbrüche von Gletscherseen bedrohen weltweit Millionen von Menschen“ (https://www.nature.com/articles/s41467-023-36033-x)
Darin heißt es:
„Gletscherseeausbrüche stellen eine große Gefahr dar und können zu erheblichen Verlusten an Menschenleben führen. Seit 1990 sind Anzahl und Größe der Gletscherseen weltweit mit der flussabwärts lebenden Bevölkerung rasch gewachsen. ... Dennoch wurde die heutige Gefährdung und Anfälligkeit für Gletscherseeausbrüche auf globaler Ebene noch nie quantifiziert. Wir zeigen hier, dass weltweit 15 Millionen Menschen den Auswirkungen möglicher Gletscherseeausbrüche ausgesetzt sind. Die Bevölkerung in den asiatischen Hochgebirgen ist am stärksten gefährdet und lebt im Durchschnitt am nächsten an Gletscherseen, wobei ~1 Million Menschen in einem Umkreis von 10 km um einen Gletschersee lebt. Mehr als die Hälfte der weltweit exponierten Bevölkerung ist in nur vier Ländern zu finden: Indien, Pakistan, Peru und China.“
„Gletscher reagieren besonders empfindlich auf Klimaveränderungen und sind gut sichtbare Indikatoren für die Klimaerwärmung. In den letzten drei Jahrzehnten hat die globale Gletschermasse erheblich abgenommen. ... Dieser Rückgang wird sich wahrscheinlich bis ins 21. Jahrhundert fortsetzen, da die meisten Gletscher nicht im Gleichgewicht mit dem gegenwärtigen Klima sind. (Ein großer Teil) ... des derzeitigen Massenverlustes sind eine 'verzögerte Reaktion' auf vergangene Klimaerwärmung. In vielen Gebieten werden im Zuge des Gletscherrückgangs Vertiefungen in ehemaligen Gletscherbetten freigelegt, in denen sich Schmelzwasser als Gletscherseen sammeln kann. Wichtig ist, dass diese Seen eine erhebliche Gefahr in Form von Gletscherseeausbrüchen darstellen können.“
„Seit 1990 sind die Anzahl, die Fläche und das Volumen der Gletscherseen weltweit rapide gestiegen, und zwar um 53 %, 51 % bzw. 48 %. Gleichzeitig mit dem raschen Wachstum der Gletscherseen haben viele Einzugsgebiete flussabwärts einen raschen und starken Anstieg der Bevölkerung, der Infrastruktur und der Wasserkraftwerke erlebt, während die Landwirtschaft intensiviert wurde."
Die Studie ist kenntnisreich und alarmierend. Aber sie betrachtet diese Gefahr als isoliertes Phänomen, statt die Zusammenhänge zu beachten und Alarm zu schlagen! Dafür spricht besonders das Phänomen, dass wir jetzt „verzögerte Reaktionen“ erleben, dass die Schädigung der Umwelt noch vor Erreichen des betrügerischen Pariser Ziels von plus 1,5 Grad Welttemperatur zu irreversiblen, dramatischen Entwicklungen führt.