Differenzierte Betrachtung notwendig

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Corona-Pandemie: War es das nun?

Bis zum 7. April 2023 gelten bundesweit noch bestimmte Schutzmaßnahmen gegen Covid-19. Die Maskenpflicht in den Fernzügen gehörte zu diesen Maßnahmen. Sie wird am heutigen 2. Februar aufgehoben.

Von Dr. Günther Bittel
Corona-Pandemie: War es das nun?

Übrig bleiben lediglich die FFP2-Maskenpflicht und eine Test-Nachweispflicht für den Zutritt zu Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Dies gilt auch für Beschäftigte in ambulanten Pflegediensten und bei vergleichbaren Dienstleistern. Ebenso bleibt die FFP2-Maskenpflicht in Arztpraxen, Dialyseeinrichtungen und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens bestehen. [1] Die bisher von den Bundesländern verantworteten Maßnahmen wie die Maskenpflicht in Nahverkehrsmitteln werden zum 1. Februar aufgehoben. Auch Infizierte müssen nicht mehr in Quarantäne. Hier haben sich die Monopolverbände durchgesetzt, die ihre Beschäftigten auch mit „leichten Symptomen“ weiter auf der Arbeit sehen wollen.

 

Gesundheitsminister Karl Lauterbach verkündet den Medien, dass die Schließung von Kindergärten und Schulen falsch gewesen sei. Dass bundesweit der Einbau von Luftfiltern und die Bildung von kleineren Lerngruppen sowie massive Aufstockungen bei den Lehrkräften verweigert wurde, lässt er bei seiner „Selbstkritik“ dann geflissentlich weg!

Corona vorbei – alles wieder gut?

Gleichzeitig hält die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die „gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ aufrecht, die sie Ende Januar 2020 wegen Covid-19 ausgerufen hatte. Die Pandemie ist nach Ansicht ihres Notfallausschusses noch nicht beendet. So seien der WHO in den vergangenen acht Wochen rund 170.000 Todesfälle aus aller Welt im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet worden. [2] Hier muss man sogar von einer Untererfassung ausgehen, zum Beispiel in China wütet die Corona-Infektion, nachdem die Regierung ihre vorher rücksichtslosen Einschränkungen nach Massenprotesten abrupt beendet hat. Sie verkündete das Ende der Corona-Pandemie, während die Krankenhäuser überliefen und die Bestatter nicht mehr nachkamen: Zynischer geht es kaum noch!

 

In Deutschland liegt die 7-Tage-Inzidenz bundesweit aktuell bei 82,7. Da nur PCR-Tests bewertet werden, kann auch hier eine gravierende Untererfassung vorliegen. Kita-Gruppen werden momentan deshalb geschlossen, weil viele Beschäftigte auch an Corona erkrankt sind. Es befinden sich noch knapp 600 Menschen in intensivmedizinischer Behandlung wegen Covid-19. Und ca. 100 Menschen pro Woche versterben an bzw. mit Covid-19. [3]

Eine differenzierte Betrachtung ist notwendig!

Mit der Aufhebung von Schutzmaßnahmen werden die Fallzahlen vermutlich wieder ansteigen. Bei vielen Übertragungen steigt die Anzahl von Mutationen mit dem Potenzial vermehrter schwerer Verläufe. Vor allem muss eine internationale Sichtweise gelten: Nach wie vor werden die inzwischen vorhandenen und hilfreichen Medikamente für Covid-Patienten mit Risikofaktoren sowie Impfstoffe einem großen Teil der Weltbevölkerung vorenthalten – der Maximalprofit der Konzerne hat im Imperialismus einen höheren Stellenwert.

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Nicht zufriedenstellende Wirkung in Bezug auf die Verhinderung von Infektionen und Nebenwirkungen führen zu der Forderung nach verbesserten Impfstoffen. Entsprechende Forschungen an Nasensprays und Impfstoffen zur Inhalation, die auch eine Schleimhautimmunität hervorrufen, finden weltweit statt. Auch die WHO sieht die Pandemie „an einem Übergang“. In Deutschland haben inzwischen 95 % der Bevölkerung durch Impfung und Infektion eine Immunität oder Teil-Immunität gegen Covid-19 aufgebaut. Brauchbare Laboruntersuchungen, die aufklären, warum das Immunsystem vieler Patienten sich nicht ausreichend oder überschießend gegen CoV2 wehrt, liegen inzwischen vor und eröffnen Therapieoptionen. Für die bisher verweigerte Kostenübernahme muss gekämpft werden!

Covid-19 ist Bestandteil der weltweiten Gesundheitskrise

Covid-19 darf nicht isoliert gesehen werden, sondern man muss es einordnen in eine weltweite Gesundheitskrise, Krise der bürgerlichen Medizin und Krise der Gesundheitssysteme, die wiederum Bestandteil der offenen Weltkrise sind. Dass Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen am Limit arbeiten, massiven Personalmangel haben, ist nicht die Schuld des Virus, sondern genauso wie der Lehrermangel Ausdruck des staatsmonopolistischen Kapitalismus, der das Volksvermögen in den Rachen der Monopole umverteilt und jetzt auch noch zur „Kriegswirtschaft“ übergeht.

 

Die Übersterblichkeit (Zuwachs der Sterblichkeit gegenüber den fünf vorausgehenden Jahren) steigt weltweit gravierend. In Deutschland wurde sie 2022 mit 15,8 % berechnet, die höchsten Werte in Europa haben Griechenland und Spanien mit 31 bzw. 37 % [4]. Das ist nicht nur das Werk von Covid-19, sondern auch die Folge von Extremhitze, verstärkter Luftverschmutzung, der globalen Umweltkatastrophe, die bereits begonnen hat, und anderer Auswirkungen der umfassenden Krise des imperialistischen Weltsystems auf die Gesundheit der Menschen.

Positivistischer "Long-Covid"-Begriff ist eine Sackgasse

Eine neue Problematik, die viele Menschen aller Altersgruppen betrifft, ist das "Long-Covid"-Syndrom. Alleine schon diese Bezeichnung der Probleme ist positivistisch: Als ob es sich nur um ein quantitatives Problem der Verlängerung ("long") der Krankheit handelt. Tatsächlich handelt es sich um die gefährliche allgemeine Tendenz der Entstehung neuer, gefährlicher Krankheiten. Ihre Gesetzmäßigkeit muss unverzichtbar untersucht und Prävention und Therapien müssen entwickelt werden. Das aber leistet die bürgerliche Medizin mit ihren positivistischen und pragmatischen Grundlinien nicht. Hier werden die lebensgefährlichen Grenzen der bürgerlichen Wissenschaft deutlich.

 

Die Masse der Betroffenen wird bisher im Stich gelassen -  intensive Forschung und diagnostische und therapeutische Maßnahmen auf Kosten der Monopolprofite sind zu fordern. Die Tarifrunden im Öffentlichen Dienst, Kämpfe gegen Entlassungen und für Lohnnachschlag stehen vor der Herausforderung, den ökonomischen Kampf mit dem politischen Kampf zu verbinden, bzw. ihn dahin höherzuentwickeln. Der Kampf für die vereinigten sozialistischen Staaten der Welt sollte Gegenstand einer Massendiskussion werden – nur so kann der Dritte Weltkrieg verhindert, die globale Gesundheitskrise und das Voranschreiten der Umweltkatastrophe gebremst bzw. gestoppt werden.