Rezension und Stimmungsbericht
Auseinandersetzungen unter den Massen der Ukraine
Ein Genosse des Koordinierungsrats der Arbeiterbewegung der Ukraine (KSRD) - Mitglied der revolutionären Weltorganisation ICOR - schrieb eine Rezension zur Broschüre „Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems“ und zur Stimmung in der Ukraine. "Rote Fahne News" dokumentiert Auszüge.
Zur Broschüre "Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems"
Es enthält eine vollständige und umfassende Analyse, die es ermöglicht, das wahre Wesen des Geschehens auf der Grundlage einer Klassenposition zu verstehen. Dies gilt auch für die Erwartungen für die Zukunft, d.h. wie sich die Ereignisse weiter entwickeln können. Dazu sagt unsere Genossin Alina: "In der Ukraine sehen wir den Krieg und alles, was damit zusammenhängt, "von innen" und haben ständig eine Menge Informationen. Das Buch der Genossinnen und Genossen der MLPD hilft uns, unser Wissen zu systematisieren, es noch einmal umfassend und klassenbezogen zu betrachten. Und auch, um den Menschen auf eine vernünftigere Art und Weise die Wahrheit über die Geschehnisse zu vermitteln. Außerdem kenne ich die ICOR schon lange und halte die internationale Zusammenarbeit zu aktuellen Themen für sehr wichtig; dieses Buch ist das Ergebnis der aufrichtigen Aufmerksamkeit der deutschen Genossen für die Geschehnisse in der Ukraine und in der Welt.“
Zum Krieg möchte ich Folgendes anmerken
Putins Regierung nimmt immer mehr Züge eines faschistischen Regimes an:
- aggressiver expansionistischer Imperialismus, Chauvinismus,
- Militarismus, Kult des Militarismus, externe militärische Aggression,
- autoritäres, stark zentralisiertes politisches System,
- Antikommunismus (es genügt, daran zu erinnern, dass Lenin beschuldigt wurde, die Ukraine "künstlich geschaffen" zu haben)
- das Vertrauen auf das Kleinbürgertum als soziale Basis,
- das Streben nach totalitärer Kontrolle der Gesellschaft auf der Grundlage der offiziellen Ideologie, die totale Unterdrückung illoyaler Medien,
- der Kult des "obersten Führers", der mit Appellen an eine "große Vergangenheit" und "ursprüngliche Werte" gespickt ist (das Regime versucht nun offen und grob, das Sowjetische und das Zaristisch-Imperiale zu verbinden),
- ostentatives Machogehabe, Sexismus.
Genosse Stalin sagte in seiner Rede auf der feierlichen Sitzung des Moskauer Sowjets der Arbeiterdeputierten am 06.11.1941: „Dem Wesen der Sache nach ist das Hitlerregime eine Kopie jenes reaktionären Regimes, das in Russland unter dem Zarismus bestanden hat.“ Diese Worte sind für die Definition des Putin-Regimes fast völlig zutreffend. Die Gewerkschaften sind in Russland immer noch aktiv, doch die Machthaber versuchen zunehmend, sie sich unterzuordnen. Darüber hinaus bedient sich der Kreml gerne der leicht "gefärbten" Ideologie und Symbole des zaristischen Russlands. Heutzutage sagen selbst junge Menschen in der Ukraine, die mit der Geschichte nicht sehr vertraut sind: Die russische Aggression ist wie eine Fortsetzung des Bürgerkriegs, der vor 100 Jahren endete. Und dass Putins Interventionisten der Abschaum der Weißen Garde sind, der wieder vernichtet werden muss.
Wir sollten hinzufügen, dass es in diesem Krieg leider keine so wichtige Seite wie die Rote Armee gibt. Es gibt nur die erbärmlichen Versuche der Interventionisten und ihrer Handlanger, die Symbole der UdSSR zu benutzen, um die Arbeiter zu täuschen. ...
Es ist klar, dass es einen Unterschied zwischen Rozhava (Rojava) und der "kämpfenden Ukraine" gibt: Rozhava ist in erster Linie ein unabhängiges progressives Phänomen, das auf demokratischer Selbstorganisation beruht, während unser Regime seit 2014 ein Satellit des Westens ist. Aber es gibt hier wie dort ein "Glaube an die Hilfe"-Problem, obwohl in beiden Fällen der Westen die Situation einfach für seine eigenen Zwecke ausnutzt.
Derweil sind sich die Massen der Ukraine in ihrer Mehrheit der Gefahr eines Weltkriegs nicht bewusst. Mehr noch, viele unterstützen, beeinflusst durch den Hass auf die Aggressoren und die offizielle Propaganda, aktiv die Idee eines direkten Eintretens des westlichen Blocks in den Krieg mit Russland. Und sie ziehen Parallelen zur Hilfe der Alliierten im Großen Vaterländischen Krieg, als diese für den Sieg über die Nazis von großer Bedeutung war. Und wir können bereits feststellen, dass die militärischen Lieferungen aus dem Westen sowohl quantitativ als auch qualitativ allmählich zunehmen. ...
Es ist daher unwahrscheinlich, dass sich diese Proteststimmung in nächster Zeit aktiv verstärkt. Andererseits ist die Fetischisierung der widerlichsten Persönlichkeiten (Stepan Bandera) auch nicht sehr populär, da zu seinen "Verdiensten" nur der radikale Nationalismus und seine Liquidierung durch den sowjetischen Geheimdienst im Jahr 1959 zählen. Auch Parolen wie "Tötet den Russen" oder "Alle Moskauer sind dumme Schweine", die mit Beginn des Krieges spontan aufkamen, sind nicht sehr populär, auch nicht in der ukrainischen Armee. Darüber gibt es heftige Debatten in der breiten Masse, in denen fortschrittlich denkende Menschen die Verkommenheit solcher chauvinistischer Parolen entlarven.
Natürlich hat unsere Organisation konsequent gegen die bürgerlich-nationalistische Propaganda gekämpft - so wie wir auch immer gegen den russischen Chauvinismus und Neofaschismus und deren abscheulichem Flirt mit der sozialistischen Terminologie gekämpft haben. Vor 2014 war es schwierig, den Menschen klar zu machen, dass Putins Regime ein krimineller Imperialismus ist. Nun kann es schwierig sein, zu erklären, dass bürgerlicher Nationalismus und der Kampf des Volkes gegen die russische Aggression nicht dasselbe sind.