Tarifabschluss in der Metall-Elektroindustrie

Tarifabschluss in der Metall-Elektroindustrie

Kritische Diskussion im gewerkschaftlichen Vertrauenskörper

Mit ihren mächtigen Warnstreiks verhinderten die Metallerinnen und Metaller die von den Kapitalisten angestrebte Nullrunde. Es war aber dennoch ein vielfach kritisierter fauler Kompromiss. Vertrauensleute aus einem Großbetriebe berichteten über die damaligen Diskussionen in ihrem Betrieb.

Korrespondenz aus einem Großbetrieb in Deutschland

Auf einer Informationsveranstaltung stellten wir Vertrauensleute, gegen den Willen der Vertrauenskörperleitung, unseren Kollegen das Verhandlungsergebnis in der Tarifrunde vor. Die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus drei Abteilungen waren nur wenig begeistert: Die Einmalzahlung zahlen wir über Steuern selber; es gibt keinen echten Inflationsausgleich; warum erst im Juni eine tabellenwirksame Erhöhung, warum die lange Laufzeit usw.?

 

Ein Kollege zog klar, dass wir mit unseren Warnstreikaktionen die Blockadehaltung der Unternehmerschaft durchbrochen und die Angriffe auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld abgewehrt haben. Das ist ein Erfolg! „Ja das ist richtig“, meinte ein anderer. Aber warum haben wir nicht weitergemacht? Wir waren doch am Zug! Jetzt sollen wir 24 Monate nicht für mehr Lohn kämpfen dürfen? Das lehne ich ab!“ Das fand viel Zustimmung, auch weil wir in Deutschland kein Streikrecht haben, was die Sache nicht einfacher macht. Aber wie kommen wir jetzt noch in die Offensive?

 

Ein klassenbewusster Vertrauensmann meinte: “Jetzt weiterkämpfen heißt selbständig kämpfen!“ Ein anwesender Betriebsrat warf ein, dass der Abschluss doch gar nicht so schlecht sei und dass auch für die „Arbeitgeber“ die Kosten steigen. Dem Gemurmel der Kollegen war nicht zu entnehmen, was sie wollen, und so wurde, zwecks Meinungsbild vorgeschlagen: „Wer für weiteren Kampf ist, der hebe die Hand!“

 

30 der 50 Kollegen (wurde gezählt) hoben die Hand und es wurde beraten, wie es nun weitergeht. Klar ist: Die kämpferische Richtung muss gestärkt werden, um sich durchzusetzen. Wir müssen eine Vorstellung davon bekommen, was es heißt selbständig zu kämpfen und wer dabei Freund und Feind sein wird. Welche Rolle spielen dabei die Genossinnen und Genossen der MLPD? Wie können wir die Partei stärken? Diese Fragen gilt es in den nächsten Wochen zu klären.

 

Aktuell wurde sich auf ein Protestschreiben an den IG-Metall-Vorstand und die Verhandlungskommission NRW geeinigt und darunter wurden über 90 Unterschriften gesammelt. Einzelne Kollegen griffen die laufende 1-Euro-Spendensammlung zur Stärkung der MLPD auf und sammelten bereits fast 30 Euro.