Solidaritätserklärung von ver.di-Kolleginnen und Kollegen aus NRW nach Großbritannien
Senden euch solidarische Grüße zum größten Streik im Gesundheitswesen eures Landes
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir, die Kolleginnen und Kollegen der Gewerkschaft ver.di in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland, senden euch solidarische Grüße. Wir sind aus einem Fachbereich, der die Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen, sozialen Diensten, Bildung und Wissenschaft organisiert. Wir gratulieren euch zum größten Streik im Gesundheitswesen in der Geschichte Großbritanniens!
Eure Wut ist spürbar. Wir wissen, wovon ihr redet. Wir haben hier die Bilder von einer eurer streikenden Krankenschwestern gesehen, die erklärt: „Nichts ändert sich“ und dabei ihre Tränen unterdrückt. Und sie sagt weiter: „Alles wird immer nur noch knapper. Und von uns wird erwartet, dass wir das einfach wegstecken, dass wir immer noch Reserven finden, aber es reicht jetzt."
Auch in Deutschland fehlen über 200.000 Pflegekräfte. Und es fehlen nicht nur sie. Die Arbeitshetze und der Personalmangel ist nicht nur im Gesundheitswesen deutlich. Er betrifft alle Arbeitende – in allen Branchen und Berufen.
Viele sind ausgebrannt und müde - ABER euer Kampf ist eine Ermutigung.Euer Kampf, in dem sich seit Monaten Kolleginnen und Kollegen der Bahn, der Flughäfen, der Häfen, der Post und so vieler anderer Bereiche engagieren, ist ein Beispiel für uns alle!
Ihr fordert zu Recht eine Lohnerhöhung von 19 Prozent! Wie eure Regierung sagen die Herrschenden auch in Deutschland, es wäre unverantwortlich, dass die Löhne und Gehälter steigen und dadurch die Inflation außer Kontrolle geraten würde. Es ist doch genau andersherum: Die Inflation entwertet unsere Löhne! Um dem Reallohnabbau entgegenzutreten, braucht es eine Anpassung der Löhne an die massiv steigende Inflation. Die britische Regierung will als Ersatz für streikendes Personal bei Grenzkontrollen und Krankenwagen 1200 Soldaten einsetzen. Diese Maßnahme zeigt, dass euer Streik Wirkung zeigt, dass er den Herrschenden wehtut – weshalb sie ihn unbedingt brechen wollen. Es ist richtig, dass ihr das nicht zulassen wollt!
Auch bei uns zeigt sich, dass die Herrschenden in der Krise kompromissloser und hartnäckiger sind. Wir haben dies gerade erst bei einem elfwöchigen Streik der Unikliniken in unserem Bundesland erlebt. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir uns möglichst viel unterstützen und im Kampf zusammentun.
Kolleginnen und Kollegen: Lasst uns zusammenschließen – auch über Ländergrenzen hinweg! Bei uns in Deutschland stehen Tarifrunden von 3,5 Millionen Beschäftigten Anfang
2023 im Öffentlichen Dienst an. Wir würden uns freuen, wenn wir uns aktiv austauschen, uns kennenlernen, voneinander lernen, uns gegenseitig besuchen. Wir stehen an eurer Seite!
Mit solidarischen Grüßen
Peter Sztatelman, Uwe Meyeringh und die Kolleginnen und Kollegen des Landesfachbreichsvorstandes
Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft